Essen. „Die Pflicht eines Fußball-Nationaltrainers in Deutschland ist es, einen Titel zu holen“, hat Berti Vogts Joachim Löw nun in Erinnerung gerufen. Vogts hat zwar 1996 den letzten (EM-) Titel für Deutschland geholt, steht aber eher für eine Ära, die von zwei WM-Desastern geprägt war. Ein Kommentar.
Vielleicht war es ja nur Zufall, dass sie beim Länderspiel gegen Israel auf der Tribüne in Leipzig nebeneinander saßen. Allerdings: Gepasst hat es schon. Haben doch Lothar Matthäus und Berti Vogts viele Gemeinsamkeiten. Große, erfolgreiche Spieler, die als Trainer mehr oder weniger dramatisch gescheitert sind. Und die sich, sobald sie das Wort ergreifen, regelmäßig um Kopf und Kragen zu reden pflegen.
Und so kann es niemanden mehr wundern, dass Berti Vogts unmittelbar vor dem EM-Start mit Joachim Löw einen seiner Nachfolger noch einmal öffentlich daran erinnert hat, es sei „die Pflicht eines Nationaltrainers in Deutschland, einen Titel zu holen.“ Da glaubt offenbar jemand, der 1996 eher zufällig, auf jeden Fall aber überaus glücklich, mit dem deutschen Team Europameister geworden ist, aus der Position eines vermeintlichen Erfolgstrainers daherreden zu können. Dabei verbindet sich mit der Ära Vogts vor allem eine der schlimmsten Phasen des deutschen Fußballs mit den WM-Desastern 1994 und 1998.
Während sich seinerzeit die wahren Fußballfreunde in Scharen und mit Schaudern von der Nationalmannschaft abwendeten, hat es Joachim Löw in der Nachfolge von Jürgen Klinsmann, der bei aller (späteren) Kritik unstrittig für die Aufbruchstimmung im deutschen Fußball steht, geschafft, den Fans wieder Spaß an der Nationalmannschaft zu vermitteln.
Dass sich gleichwohl ein deutscher Fußball-Bundestrainer selbst mit noch so attraktivem Fußball auf Dauer nur halten kann, wenn irgendwann auch ein Titel herausspringt, ist eine Binsenweisheit. Die auszusprechen sich gerade Vogts besser verkniffen hätte. Aber vielleicht hat er Löw damit ja sogar einen Gefallen getan. Wissen doch die Fans spätestens seit den Zeiten des Bundestrainers Vogts: Titel sind nicht alles ...