Paris. 2004 schnappten die Griechen unter Otto Rehhagel den Portugiesen den Titel weg. Mit Trainer Fernando Santos soll nun der Coup gelingen.

Fernando Manuel Costa Santos ist keiner jener Zeitgenossen, die damit prahlen müssen, wer sich im Erfolgsfalle alles bei ihnen meldet. Politiker. Prominente. Stehen doch sowieso auf einmal alle parat, jetzt, da Portugals Nationalmannschaft den ersten Titel der Historie gewinnen kann. Das EM-Endspiel gegen Frankreich in Paris (Sonntag 21 Uhr/ARD) bezeichnet auch der Trainer als den „Höhepunkt meiner Karriere“. Als die Finalteilnahme perfekt war, hat der 61-Jährige bereitwillig verraten, welche Freunde sich eben auch zahlreich gemeldet hätten. „Eine Menge Griechen haben mir gratuliert und uns unterstützt. Meine Gedanken sind bei ihnen.“

Portugals Trainer Santos war vier Jahre Griechenlands Coach

Die Portugiesen müssen nicht befürchten, der Fußballlehrer plane im fortgeschrittenen Alter, eine neue Staatsangehörigkeit zu beantragen. Aber wer zuvor sieben Spielzeiten bei griechischen Klubs (AEK Athen, Panathinaikos, PAOK Thessaloniki) zubrachte und schließlich vier Jahre Griechenlands Nationalmannschaft verantwortete (bis zur WM 2014), der darf im Triumph ruhig an seine Wahlheimat denken. Speziell, wenn es dieser Nation auch fußballerisch gerade nicht so gut geht.

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Obwohl diese EM auf 24 Teams aufgebläht wurde, blieben die Hellenen außen vor. In der Qualifikation abgehängt von Nordirland, Rumänien und Ungarn. Letzter. Noch hinter den Färöern! Trotzdem spielt Griechenland nun für den Showdown am Sonntag auf einmal eine Rolle. Denn eben die Portugiesen hatten am 4. Juli 2004 schon eine Hand am Coupe Henri-Delaunay, als die damals von Otto Rehhagel trainierten Spaßverderber beim Gastgeber Portugal die größte Überraschung der EM-Historie schafften.

Nun lasten zwölf Jahre später auf Frankreich als Gastgeber gewaltige Erwartungen. Portugal empfängt nur begrenzte Sympathien. Es ist das Griechenland 2.0. Erst einmal kon­trollierte Defensive – und dann schauen, was in der Offensive geht. So sind die Griechen damals auch Europameister geworden. Aber ein zweiter Rehhagel ist der etwas kauzig-knorrige Santos, der den Altmeister nach der WM 2010 beerbt hat, deswegen noch lange nicht. Dafür raucht er zu viel, trinkt er zu gerne ein Bier. Und er erspart sich Belehrungen der Presse.

Ronaldo, als EM-Teilnehmer 2004 zarte 18, sagt jetzt, das Turnier sei wie ein Marathon. Es komme auf den langen Atem auf der Zielgeraden an. Sie haben gelernt, die Portugiesen. Vielleicht haben sie diesmal einfach den richtigen Trainer.