Essen. Thomas Helmer schreibt in seiner Kolumne diesmal über das 3:0 gegen die Slowakei: “Dass Götze nicht in der Startformation stand, hat mich überrascht.“

Keine Frage, das war ein höchst dominanter Auftritt der deutschen Nationalmannschaft. Das Team von Joachim Löw war den Slowaken in allen Belangen überlegen.

Dass Mario Götze nicht in der Startformation stand, hat mich überrascht. Mitleid ist im Hochleistungssport ein unangebrachter Begriff, aber es ist schon bitter, welche Phase seiner Karriere unser Held der WM 2014 gerade durchmacht.

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Beim FC Bayern ist er nicht mehr erwünscht. Umso mehr wollte er bei dieser EM zeigen, dass er nach wie vor ein überragender Fußballer ist. Und nun hat er nicht einmal mehr den Rückhalt bei Joachim Löw, der ihn ausgerechnet im ersten K.-o.-Spiel auf die Bank gesetzt hat.

Ganz ehrlich: Gegen schwache Slowaken hätte auch er groß aufspielen können. Aber jetzt wird es für Götze ganz schwer, in die Startformation zurückzukehren, zumal sein Konkurrent Julian Draxler das 2:0 vorbereitete und das 3:0 erzielte. Eine Zukunft als sogenannte falsche Neun, also als spielende Sturmspitze, hat er bei diesem Turnier ohnehin nicht mehr. Mario Gomez hat gegen die Slowakei wieder getroffen, an ihm wird der Bundestrainer festhalten.

Helmer: "Mich hat verwundert, dass Mesut Özil den Elfmeter geschossen hat"

Verwundert hat mich auch, dass Mesut Özil den Elfmeter geschossen hat – und nicht Thomas Müller. Der Strafstoß war leider ein dankbares Ding für den slowakischen Torwart. Aber mir hat gefallen, dass Mesut Verantwortung übernommen hat.

Müller hätte es natürlich gut getan, wenn er über einen verwandelten Elfmeter wieder Selbstvertrauen getankt hätte. Nach vier Spielen muss man leider sagen: Es ist bislang nicht sein Turnier. Gegen Nordirland hatte er zumindest noch Chancen, gegen die Slowakei ist er abgetaucht. Und wenn einer wie er gegen zwei Teams, die nun nicht gerade internationale Klasse darstellen, nicht trifft, ist das ein schlechtes Zeichen. Ich fürchte, dass Thomas gerade die erste kleine Delle seiner großartigen Karriere erlebt. Dennoch wird Löw weiter auf ihn setzen, womöglich findet er ja doch noch zu alter Stärke zurück.

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Mit großer Spannung werde ich heute Abend das Achtelfinale zwischen Spanien und Italien verfolgen – das Duell ist für mich völlig offen. Ich glaube, dass uns die Spanier im Viertelfinale etwas mehr liegen würden; sie setzen wie wir auf Ballbesitz. Die Italiener respektiere ich vor allem wegen ihrer überragenden Mentalität. Wenn sie einmal in Führung gehen, wird es für jeden Gegner wahnsinnig schwer, da sie in der Defensive kaum zu verwunden sind.

Auf jeden Fall bin ich froh, dass es nun in jedem Spiel um alles oder nichts geht. Der Modus mit 24 Mannschaften ist ermüdend. Es sind zu viele Teams dabei, die bei einer Endrunde fehl am Platz sind.