Essen. Deutschland hat gegen die Ukraine mit 2:0 gewonnen. Helmer weiß, wie wichtig ein Auftaktsieg ist. Aber: Es mangelt an starken Außenverteidigern.
Den Sieg des deutschen Teams über die Ukraine habe ich gemeinsam mit meinen ehemaligen Nationalmannschaftskollegen Steffen Freund und Christian Ziege verfolgt. Wir haben uns sehr über den 2:0-Erfolg gefreut – wir wissen aus eigener Erfahrung, wie wichtig ein guter Start in ein Turnier ist. Das Tor von Bastian Schweinsteiger haben wir besonders genossen. Es war der verdiente Lohn für seine Willensleistung, sich nach seiner Knieverletzung wieder ins Team zu kämpfen. Ganz stark auch Toni Kroos, der mit seinen Pässen die Ukrainer vor enorme Probleme gestellt hat.
Wir müssen allerdings auch über unsere Schwächen reden, vor allem in der Defensive. Man hat gemerkt, dass Jonas Hector, Jerome Boateng, Shkodran Mustafi und Benedikt Höwedes erstmalig in der Viererkette zusammengespielt haben. Aber es greift zu kurz, alles auf fehlende Abstimmung zurückzuführen. Wenn man ehrlich ist, muss man konstatieren, dass der Weltmeister nach dem Rücktritt von Philipp Lahm über keinen Außenverteidiger von absoluter internationaler Klasse mehr verfügt. Joachim Löw hat Kandidaten getestet, restlos überzeugen konnte niemand.
Höwedes erledigt seinen Verteidiger-Job auf der rechten Seite zwar ordentlich, aber er sagt ja über sich selbst, dass er kein Dani Alves mehr wird, also keine Flanken in der Qualität des Stars des FC Barcelona schlagen kann. Dies ist nicht nur für die Offensive ein Problem. Flanken entlasten auch die eigene Defensive. Gerade in der ersten Halbzeit fiel auf, dass uns diese Entlastung gefehlt hat, die Ukraine konnte enormen Druck aufbauen.
Neuer ist einfach Weltklasse
Umso wichtiger war Manuel Neuer. Seine Reflexe, seine Ausstrahlung sind einfach absolute Weltklasse. Sein Stellungsspiel ist brillant. Achten Sie einmal darauf, dass Neuer bei Bällen, die ganz knapp an seinem Tor vorbei fliegen, gar nicht reagiert. Er schaut nur – und sieht, dass keine Gefahr droht. Verteidigern gibt das ein sehr gutes Gefühl.
Natürlich ist sein sehr offensives Torwartspiel riskant. Als Mustafi den Ball zu Neuer zurückköpfen wollte, wäre das fast schiefgegangen. Mustafi muss noch lernen, dass Neuer in solchen Situationen weit vor seinem Tor steht, um sofort den Gegenangriff einzuleiten.
Für das Spiel am Donnerstag gegen die Polen rechne ich damit, dass der wiedergenesene Mats Hummels den Platz von Mustafi übernimmt. Dabei hat der seine Sache nicht nur wegen seines Tores gut gemacht. Aber die Polen haben mit Robert Lewandowski einen Weltklassestürmer in ihren Reihen. Auf seine Duelle gegen die deutsche Defensive freue ich mich besonders.