Lille. Deutschland hat gegen die Slowakei deutlich mit 3:0 gewonnen. Draxler wirbelte in der Offensive, Neuer verhinderte den Ausgleich. Der Spielbericht.
- Deutschland hat gegen die Slowakei deutlich mit 3:0 gewonnen.
- Draxler wirbelte in der Offensive, Neuer verhinderte den Ausgleich.
- Der Spielbericht.
Julian Draxler ballte nach seinem Treffer die Fäuste und lief in Richtung der Außenlinie. Dorthin, wo die Abendsonne über das Tribünendach hinweg noch ihren Schein warf. Draxler lief zum Licht, was ein hübsches Symbolbild für diesen Abend von Lille war. Der Profi des VfL Wolfsburg war eher überraschend in die Startformation für das Spiel gegen die Slowakei gerutscht. Doch dann begeisterte er mit erstaunlichen Dribblings, mit Mut, mit Finten, mit Lust, die Lust auf mehr macht. Ein Tor bereitete der 22-Jährige vor, ein weiteres erzielte er selbst und hatte damit großen Anteil daran, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft einen ungefährdeten 3:0 (2:0)-Sieg feierte und im Viertelfinale der Europameisterschaft in Frankreich steht. Gegner dort ist am Samstag in Bordeaux (21 Uhr) entweder Spanien oder Italien. Das Duell der beiden kontinentalen Größen findet am Montagabend statt.
Schon in der ersten Halbzeit hatte die Nationalelf die Basis für den Sieg geschaffen. Bundestrainer Joachim Löw sorgte erneut für personelle Veränderung, beorderte den Münchner Mario Götze nach schwächerer Leistung im letzten Gruppenspiel gegen Nordirland auf die Bank und vertraute auf der linken offensiven Seite lieber den Zulieferer-Diensten von Julian Draxler. Der Wolfsburger entwickelte sich zu einem höchst unterhaltsamen Element dieses Abends. Doch zunächst gehörte die Bühne einem Abwehrspieler: Jerome Boateng. Sein Einsatz war fraglich gewesen, die Wade bereitete ihm Schmerzen und damit der halben Nation ein wenig Sorge. Doch als nach acht Minuten eine Ecke in den Strafraum geflogen kam, da stürzte er sich nicht wie sonst in den Luftraum vor dem Tor, sondern wartete an der Strafraumgrenze. In hohem Bogen kam der zu kurze Abwehrversuch zu ihm gesegelt. Volleyschuss, leicht abgefälscht, drin. Der Abwehrchef besorgte höchstselbst die gegen defensiv erwartete Slowaken den frühen Führungstreffer.
Schon fünf Minuten später war die Vorentscheidung schon zum Greifen nahe. Weil Mario Gomez im Strafraum vom slowakischen Kapitän Martin Skrtel geschubst und gezerrt worden war, gab es Elfmeter. Mesut Özil trat an, schoss mit links nach rechts, allerdings zu lasch. Torhüter Matus Kozacik parierte den Ball des deutschen Mittelfeldkünstlers, der auch danach kein Schussglück entwickelte: seine Direktabnahme strich nur Zentimeter am Pfosten vorbei (24.). Die deutschen Kicker mit dem nicht nur zauberhaften, sondern auch grätschenden Toni Kroos, dem urgewaltigen Boateng und dem dirigierenden Thomas Müller hatte die Lage im Griff. Eigentlich.
Neuer verhinderte den Ausgleich
Denn gegen Ende der ersten Halbzeit wagten sich die Slowaken deutlich weiter auf schwarz-rot-goldenes Territorium. Zunächst musste Manuel Neuer nach einem zu kurz geratenen Rückpass von Jonas Hector in fortgeschrittener Not retten (38.), ehe Deutschlands Nummer 1 nach einem Kopfball von Juraj Kucka in voller Körperstreckung den Ausgleich verhinderte (41.). Mitten hinein in die klitzekleine Schwächephase aber zauberte der Weltmeister das 2:0. Draxler, der mit seinen leichtfüßigen Dribblings immer wieder für Gefahr sorgte, enteilte der slowakischen Abwehr und spielte Gomez drei Meter vor dem Tor frei. Ein Ballkontakt genügte zum beruhigenden zweiten Treffer durch den arbeitseifrigen Stürmer.
Das nahm den Druck von Schwarz und Weiß und ließ die Mannschaft in der zweiten Halbzeit befreit aufspielen. Sie geriet in der Defensive kaum mehr in Gefahr und sorgte nach etwas mehr als einer Stunde für die Entscheidung. Eine Ecke von Toni Kroos landete über den Umweg Mats Hummels bei Julian Draxler. Der frühere Schalker Profi stand dort vollkommen allein gelassen im Fünfmeterraum und hatte sogar noch die Zeit, den Ball auf den Fuß herunterfallen zu lassen. Volley jagte er ihn am Torwart vorbei ins Tornetz. Draxler tritt als Torschütze ins Licht. Es war sein erster Treffer bei einem großen Turnier.
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