Berlin. . Nach dem Halbfinal-Aus gegen Real Madrid in der Champions League hagelte es Kritik für Bayern-Trainer Pep Guardiola. Zu einseitig und starr sei seine Taktik, dem Katalanen fehle ein Plan B. Trotz prominenter Ausfälle sicherte er am Samstag den Pokal - vor allem, weil seine taktischen Griffe saßen.

Im Kellergeschoss des Berliner Olympiastadions lag Genugtuung in der Luft. Und Biergeruch. „Gegen diesen Gegner das letzte Spiel zu gewinnen, das ist fantastisch“, sagte Pep Guardiola, der Trainer des Meisters FC Bayern München, der soeben mit jenem 2:0 nach Verlängerung gegen den BVB die Titelsammlung der Saison um den DFB-Pokal erweitert hatte. Als Glückwunsch hatten die Profis ihren Trainer mit Bier übergossen.

Es war ein wichtiger, ein großer Sieg, ein Sieg von König Pep. Das war die Interpretation des saisonalen Hauptakts in der Hauptstadt. Denn Guardiola hatte gezockt, hatte alles riskiert – und das Gold des Abends aus dem Stadion geschleppt.

Martinez wirkte wie eine Naturgewalt

Der Spanier hatte auch wegen des kurzfristigen Ausfalls von David Alaba seine Mannschaft umbauen müssen und tat dies auf eine Weise, die niemand ernsthaft erwartet hätte. Javi Martinez beorderte Guardiola ins Zentrum einer defensiven Dreierabwehrkette, wo er wirkte wie eine Naturgewalt, Dortmunder Angriffe abräumte und eigene einleitete. Guardiola verstärkte mit dem jungen und unerfahrenen Pierre-Emile Hojbjerg das Mittelfeld mit der Folge, dass Schwarz-Gelb gerade in der ersten Halbzeit nur hinterherlief und kaum Zugriff auf das Spiel bekam. Und Arjen Robben funktionierte Guardiola ungewohnt zur einzigen Sturmspitze um. Denn seinen besten Schützen der Bundesliga-Saison, Mario Mandzukic, hatte er vor dem Spiel eiskalt abserviert und daheim gelassen. Robben schoss das erste und vorentscheidende Tor.

„Dieses Jahr war das wichtigste in meiner kurzen Karriere als Trainer. Es war sehr schwer für mich“, räumte Pep Guardiola nach seinem Erfolg ein. Und dieses Jahr wäre noch viel schwieriger geworden, wenn die Partie gegen die Borussen verloren gegangen wäre.

Auch so hatte er in den Wochen vor diesem Finale Gegenwind verspürt, der eigentlich undenkbar schien, weil seine Mannschaft sich über drei Viertel einer Saison nimmersatt Siege einverleibte. Dann war die Meisterschaft gewonnen, Guardiola hakte den Rest der Bundesliga-Saison als unbedeutend ab und stürzte seine Elf in einen merkwürdigen Wankelmut, aus dem bittere Niederlagen entstanden. Besonders jene vor eigenem Publikum: das 0:4 im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Real Madrid und das 0:3 in der Bundesliga gegen Dortmund.

Plötzlich in Frage gestellt

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Guardiola war plötzlich in Frage gestellt worden, auch von Guardiola. Er bezeichnete seine Äußerungen zur Liga als Fehler, Kritiker warfen ihm vor, leichtfertig weitere Siege verspielt zu haben. Und sie warfen ihm seine Idee von Fußball vor, die teilweise obszöne Ballbesitzzeiten vorsieht. Mit diesem Fußball waren seine Spieler an Madrid gescheitert, und es hieß plötzlich, diese Idee von Fußball sei zu wenig. Der Meister-Trainer müsse auch einen Plan B in der Tasche haben.

In Berlin hatte Guardiola einen Plan B. Nur nicht in einer anderen ganz zentralen Frage. Denn einen zweiten Anzug für den nach der Bierdusche durchnässten ersten hatte er nicht dabei.

Bayern feiert das Double

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