Dortmund. Borussia Dortmunds formstarker Angreifer Marco Reus trifft am Samstag im DFB-Pokalfinale in Berlin auf seinen ehemaligen kongenialen Partner Mario Götze vom FC Bayern München und will den ersten Titel. Auch für Götze ist das Pokalfinale eine große Chance, weil erstmalige Chance.
Was auch immer Jürgen Klopp da Mysteriöses plant, es scheint noch verbesserungswürdig zu sein. Auch die letzte Trainingseinheit in der Heimat am Donnerstagabend ließ der Trainer von Borussia Dortmund kurzfristig vor allzu neugierigen Blicken schützen: Der Chef ordnete Geheimtraining an. So war es schon am Dienstag. Und am Mittwoch. Auch am Freitag in Berlin, 24 Stunden vor dem Anpfiff des DFB-Pokalfinales gegen den FC Bayern München, werden gelbe-schwarze Mächte wirken und an ihrer Verschwörung basteln, ohne dass irgendjemand einen Blick erhaschen könnte.
Der BVB produziert Geheimnisse, wo eigentlich keine mehr sein sollten. Zu gut kennen sich beide Vereine aus den vergangenen Jahren, in denen sich ihre erfolgreichen Wege immer wieder kreuzten. Und doch bringt dieses Duell am Samstag eine Premieren-Geschichte hervor. Es ist nämlich auch der Kampf der Kumpel, das Finale der Freunde: Marco Reus (24), Dortmund, gegen Mario Götze (21), München. Aber nicht nur deshalb ist es für das Duo ein außergewöhnliches Spiel.
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Dass es am Samstag in Berlin vermutlich zum Wiedersehen auf dem Rasen kommen wird, ist eine feinsinnige Pointe dieser Saison. In der Spielzeit zuvor hatten die beiden gemeinschaftlich die Fußball-Welt aus den Angeln gehoben und den BVB ins Finale der Champions League geführt. Ihre Auftritte verzückten derart, dass Dortmunder Erinnerungen wach wurden an Siegfried Held und Lothar Emmerich, die sich in Europa den Ruf als "Terrible Twins" erwarben, gefürchtete Zwillinge.
Dritter Anlauf für Götze
Reus und Götze waren bei der Konkurrenz gefürchtet und bei den Fans verehrt. Die beiden wohl besten deutschen Mittelfeldspieler in einem Klub vereint. Mit Talent gesegnet, mit Worten bekränzt – mit einem Wechsel gesprengt. Götze ging nach München, Reus blieb in Dortmund. Nun sehen sie sich wieder. Und beide Jung-Stars hoffen auf den ersten Triumph in einem großen Finale.
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Götze hat mittlerweile drei Meisterschaften gewonnen, aber wann immer es in einem Spiel um alles ging, war er nicht dabei. Das Finale in der Königsklasse 2013 verpasste er mit einer Oberschenkelverletzung, für das aus Dortmunder Sicht rauschhafte Berlin-Finale 2012 gegen die Bayern wurde er nach einer langwierigen Schambeinverletzung gerade rechtzeitig gesund. Doch Klopp vertraute seiner eingespielten und fitten Mannschaft. Götze musste 90 Minuten lang von der Bank aus zuschauen – und war darüber nicht gerade erheblich amüsiert. Nun also Götze, die Dritte.
Für den drei Jahre älteren Reus geht es sogar um den ersten Titel überhaupt. Die jüngsten beiden Dortmunder Meisterschaften und den DFB-Pokalsieg vor zwei Jahren verpasste er, weil er in Mönchengladbach spielte. Und der Ausgang des Champions-League-Finales 2013 ist bekannt: Bayern gewann.
Beständig auf der Zielgeraden
Das soll am Samstag anders aussehen. Und Reus ist der, der den Unterschied ausmachen könnte. „Marco ist in überragender Form. Im eins gegen eins hat er sich verbessert, ist er dramatisch ballsicherer geworden“, lobt Jürgen Klopp seinen zuletzt besten Mann, der auf der Zielgeraden der Saison ungeahnt beständig Top-Leistungen abliefert. Beweis: Acht Tore und fünf Vorlagen in den zurückliegenden neun Spielen nach seiner verletzungsbedingten Zwangspause.
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Zu seiner enormen Leistungssteigerung führte auch eine Rochade Klopps. Der Trainer beorderte Reus in die Mitte des Spiels und den bisherigen Spielmacher Henrikh Mkhitaryan auf die Seite – und alle gewannen. Reus erfreut sich gerade offensiv größerer Einflussmöglichkeiten für das Dortmunder Spiel, während dem Armenier die Last der spielerischen Inszenierung genommen wurde.
Vielleicht hat Klopp ja für das Pokalfinale am Samstag noch eine weitere dieser Rochaden erdacht. Es gibt keinen Anlass, daher ist es eher unwahrscheinlich. Aber es würde zumindest seine geheimen Trainingseinheiten erklären.