Dortmund. Die Bundesliga-Krise des BVB hält an: Die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp verlor auch ihr Heimspiel gegen Hannover 96. Beim 0:1 erzielte Hiroshi Kiyotake das entscheidende Tor für die Niedersachsen, die zuvor noch überhaupt nicht auswärts getroffen hatten.

Sehr kurzfristig hatte sich Borussia Dortmund bei der Deutschen Fußball-Liga die Erlaubnis eingeholt, in Champions-League-Trikots zur so wichtigen Bundesliga-Partie gegen Hannover 96 antreten zu dürfen. Als Tabellen-14., der sich schon an allerlei aus dem nicht-magischen Zirkel versucht, um seine Situation zu verbessern, dachte man im schwarzgelben Reich wohl: Warum nicht nach dem letzten Strohhalm greifen und den in einen Zauberstab verwandeln? International läuft es schließlich absolut perfekt. National dagegen lief es auch in diesen Hemden erschreckend. Der BVB kommt nicht aus dem Loch heraus. Die Lage ist nach der 0:1-Heimniederlage gegen die Hannoveraner brenzlig geworden, brenzliger als je zuvor in der Ära Klopp.

In den Hemden der Königsklasse startete der BVB zwar in die Begegnung. An der Startelf aber hatte Jürgen Klopp geschraubt. Ramos, der zum fantastischen Abend am Bosporus den Treffer zum finalen 4:0 beitrug, durfte diesmal von Beginn an auf den neu verlegten Rasen. Ilkay Gündogan und Erik Durm, gegen Galatasaray noch angeschagen, waren ebenso dabei wie überraschend Sven Bender, der die Türkei mit einer Nervenquetschung und Stauchung des linken Ellenbogens verlassen hatte. Sebastian Kehl, Shinji Kagawa und Sokratis platzierte der BVB-Trainer dagegen zunächst auf der Bank. Motto: Gesichter austauschen und trotzdem wie in Europa unterwegs sein.

ICE-Geschwindigkeit wie am Dienstagabend erreichten die Borussen allerdings in der ersten Runde nie. In den zehn Minuten zu Beginn wäre wahrscheinlich sogar ein Bummelzug beleidigt gewesen, wenn er beim Vergleich mit Schwarzgelb schlecht abgeschnitten hätte. Zehn grottenschlechte Minuten waren das. Klopp hatte vom 4-2-3-1-System wieder variiert und auf ein 4-4-2 umgestellt, mit Ramos und Pierre-Emerick Aubameyang in vorderster Linie. Resultat: Hannover, das Ensemble, das bisher in der Bundesliga erst fünf Tore erzielt hat, drängte und hatte in Minute sechs die erste Chance durch Leonardo Bittencourt. Rechts vorbei.

Zieler lenkt Hummels-Kopfball an die Latte

Nach den zehn grottenschlechten Minuten lief es dann besser für die Dortmunder, und das drückte sich auch in Zahlen aus. Die Möglichkeiten wurden zählbar. Nach einem Dutzend Minuten versuchte sich Henrikh Mkhitaryan am Torschuss. Torhüter Ron-Robert Zieler verhinderte den Einschlag. Sechs Minuten später war es Mats Hummels, dessen Kopfball Zieler aber an die Querlatte lenken konnte. Die als feine Techniker bekannten Hummels, Mkhitaryan, Gündogan erlaubten sich allerdings auch diverse Stockfehler. In der 25. Minute, nachdem in Minute 20 Marco Reus noch aus der Distanz knapp verfehlt hatte, war es Hummels, der mit einem kapitalen Fehlpass eine weitere Chance für die Hannoveraner vorbereitete. Ein paar schnelle Pässe, und scheiterte an der Vollendung.

Reus tat es ihm nach dem Pausengang gleich zweimal nach. Hannovers Rechtsverteidiger Marius Stankevicus beschenkte den Nationalspieler zunächst mit einem Patzer, doch der zog rechts vorbei. In der 55. Minute gelangte der Ball dann wieder zu Reus. Gute Sicht aufs Tor aus zentraler Position. Doch wieder rechts vorbei. Immerhin eine glasklare Chancenhoheit im mit 80667 Zuschauern wieder restlos ausverkaufen eigenen Stadion hatte sich der BVB damit erarbeitet. Zur totalen Spieldominanz reichte es gegen tief stehenden Hannoveraner nicht. Und so etwas kann sich rächen. Es gibt schließlich auch für spieltechnisch eher Benachteiligte die Standardsituation. In Minute 61 bat Tobias Stieler zum Freistoß. Hiroshi Kiyotake legte sich im vom Schiedsrichter sauber auf den Rasen gesprühten Halbkreis den Ball zurecht, schaute auf, zog ab -- und Roman Weidenfeller konnte den Einschlag unten links im Borussentor nicht verhindern. 1:0 für die Gäste. Und in Minute 65 hätte es schon 2:0 stehen können. Diesmal jedoch war Weidenfeller gegen Kyotake ebenso erfolgreich beim Verhindern wie eine Minute später gegen Joselu.

Gelb-Rot gegen Gülselam

Dortmunds Trainer brachte Shinji Kagawa, etwas später Ciro Immobile und Sokratis. Mit mehr Kreativität und Frische sollte es in der letzten Viertelstunde nach vorn gehen. Dass in der 88. Minute Ceyhun Gülselam von Schiedsrichter Stieler nach Foul an Reus mit Gelb-Rot vom Platz verwiesen wurde und fünf Minuten Nachspielzeit die Hoffnung aufrecht erhielten, änderte jedoch am Ende nichts am deprimiernden Resultat.

“Abstiegskampf”, das Wort hatte Klopp selbst angeboten, als es niemandem anderen eingefallen wäre. Und es verbietet sich nach erst acht Spieltagen auch weiterhin. Das Wort “Krise”, das BVB-Sportdirektor Michael Zorc eingebracht hat, trifft es jetzt allerdings exakt. Der große BVB-Dampfer droht früh am wichtigsten Geschäft vorbei zu schippern. Dem Geschäft, in dem gewöhnlich die Champions-League-Trikot getragen werden.