Berlin. Der VfB Stuttgart hat sich Luft im Tabellenkeller verschafft. Die Schwaben gewannen nach 3:1 und 3:4 das Achterbahn-Duell in Frankfurt mit 5:4. Freiburg unterlag mit 0:2 in Augsburg, Hertha BSC schlug den Hamburger SV mit 3:0 . 1899 Hoffenheim ist durch das 1:0 gegen Paderborn vorläufig Zweiter.
Trainer Armin Veh hat bei seiner Rückkehr nach Frankfurt das bislang spektakulärste Bundesliga-Spiel dieser Saison erlebt. Nach 3:1-Führung und einem 3:4-Rückstand gewann der frühere Meistertrainer mit dem VfB Stuttgart am Samstag noch mit 5:4 (2:1) bei seinem alten Verein Eintracht Frankfurt. Die unter dem Strich klar besseren Gäste, die bereits vor einer Woche gegen Bayer Leverkusen aus einem 0:3 ein 3:3 gemacht hatten, befreiten sich durch diesen Sieg zumindest ein wenig aus dem Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga.
49 700 Zuschauern sahen ein hochdramatisches, aber auch von haarsträubenden Fehlern geprägtes Spiel. Alexander Madlung brachte die Eintracht in der 21. Minute völlig entgegen des Spielverlaufs in Führung, denn die Gastgeber wirkten über weite Strecken der Partie indisponiert. Stuttgart nutzte das zunächst zu einem Doppelschlag von Martin Harnik (34./36.) sowie dem ersten Treffer von Christian Gentner (51.), ehe der VfB den Sieg binnen acht Minuten aus der Hand zu geben schien. Denn auf einmal trafen Alexander Meier (57.), Stefan Aigner (61.) und erneut Madlung (65.) für die Frankfurter, die an diesem Tag aber zu konfus waren, um diese Führung über die Zeit zu bringen. Die Folge: Wieder ein Stuttgarter Doppelschlag, diesmal durch den eingewechselten Timo Werner (81.) und erneut Gentner (85.). Unmittelbar darauf sah Frankfurts Haris Seferovic wegen Meckerns die Rote Karte. Am Ende siegte die bessere, strukturiertere und vor allem gefährlichere Mannschaft doch noch verdient.
750. Bundesligaspiel für Schaaf
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Dabei wäre es für beide Trainer auch ohne diesen atemberaubenden Spielverlauf ein ganz besonderer Nachmittag gewesen. Frankfurts Thomas Schaaf erlebte sein 750. Bundesliga-Spiel als Spieler und Trainer und verwirrte seine Mannschaft dabei mit einer missglückten taktischen Volte. Der 53-Jährige stellte in der Abwehr auf eine Dreierkette um, musste dieses Experiment aber schon nach weniger als einer halben Stunde wieder aufgeben. Sein Team wirkte völlig hilf- und orientierungslos.
Vor Schaaf hatte Armin Veh drei Jahre lang mit großem Erfolg bei der Eintracht gearbeitet. Gemessen daran fiel sein Empfang in der Commerzbank-Arena aber ziemlich emotionslos aus. Der Rückkehrer schüttelte zahlreiche Hände und umarmte einige alte Freunde, wurde von den Zuschauern aber weder unterkühlt noch euphorisch begrüßt.
Ibisevic fällt mit Ermüdungsbruch aus
Sein aktuelles Team baute der neue und alte VfB-Coach diesmal gehörig um. Die Zukunftshoffnungen Antonio Rüdiger und Timo Werner saßen nur auf der Bank. Dafür wurde der zu Saisonbeginn verbannte Sercan Sarerer aus der "U23" direkt wieder in die Anfangsformation beordert. Hintergrund dieses überraschenden Comebacks: Bei Vedad Ibisevic wurde ein beginnender Ermüdungsbruch in der rechten Fußwurzel festgestellt, der Stürmer aus Bosnien fällt wochenlang aus.
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Stuttgart war von Beginn an die bessere Mannschaft. Schon in der dritten Minute vergaben Alexandru Maxim, Christian Gentner und Sararer eine Dreifach-Möglichkeit. Der VfB machte danach einfach weiter mit dem Chancen-Wucher. Auch die zwischenzeitliche Frankfurter Wende wurde durch Stuttgarter Stellungsfehler in der Abwehr beziehungsweise einen schweren Patzer von Torwart Thorsten Kirschbaum beim 3:4 begünstigt. Die Frankfurter dagegen bekamen nicht einmal Ruhe und Ordnung in ihr Spiel, als sie auf einmal überraschend in Führung lagen führten.
So steckte der VfB auch die vermeintliche Wende beeindruckend weg und hatte schon unmittelbar nach dem 3:4 die erste Chance zum Ausgleich. 4:4 und 5:4 waren ein Schock für die Frankfurter Zuschauer, aber entsprachen dem Spielverlauf. Passend zu diesem verrückten Nachmittag hätte Aigner in der Nachspielzeit aber beinahe noch das 5:5 erzielt.
Ben-Hatira demontiert HSV: Neues Desaster für Hamburg beim 0:3
Das kleine Zwischenhoch hat sich schon wieder verzogen, die Rückkehr von Pierre-Michel Lasogga an seine alte Wirkungsstätte wurde zu einem neuen Desaster für seinen Hamburger SV. Der Dino der Fußball-Bundesliga verlor am 9. Spieltag der Saison bei Hertha BSC verdient mit 0:3 (0:0) und steckt mit sechs Punkten wie schon in der Vorsaison als Drittletzter im Tabellenkeller fest. Änis Ben-Hatira (59. und 85. Minute) und John Heitinga (59.) besiegelten mit ihren ersten Saisontoren die fünfte HSV-Pleite in der laufenden Spielzeit. Hertha (11 Punkte) belohnte sich für den großen Aufwand und fand mit dem dritten Heimsieg nacheinander den Anschluss zum Mittelfeld.
Rückkehrer Lasogga hatte sich von den härtesten der Hertha-Fans in der Ostkurve zum Spielbeginn gerade sein spezielles Pfeifkonzert abgeholt, da schalteten die Hamburger auf Offensive und überraschten zunächst die "Alte Dame". Mit den vier Punkten aus den vorangegangenen zwei Partie im Rücken deuteten die Gäste an, wie sich ihr Coach Joe Zinnbauer den samstäglichen Auswärtsauftritt eigentlich vorgestellt hatte: Ballbesitz und Zug zum gegnerischen Tor. Hertha-Torwart Thomas Kraft musste schon nach 29 Sekunden mit einem Ausflug weit außerhalb seines Strafraums gegen Lasogga klären.
Dritter Hertha-Heimsieg in Serie
Doch mehr als Andeuten wurde es dann nicht beim HSV, für den Marcell Jansen statt Lewis Holtby beginnen durfte. Hertha stellte sich besser ein und übernahm im eigenen "Wohnzimmer" immer mehr die Kontrolle. Und die Berliner, die zuvor schon ihre Heimspiele gegen Wolfsburg (1:0) und Stuttgart (3:2) gewonnen hatten, erspielten sich auch Torgelegenheiten. Allein Ben-Hatira, der einmal eine Saison für den HSV spielte, hätte schon vor der Pause für eine Vorentscheidung sorgen können. Gleich dreimal fehlte dem Offensivmann die letzte Konsequenz und Abgeklärtheit.
Vor allem den bis dahin attraktivsten Angriffszug der Gastgeber über Salomon Kalou und den Ex-Hamburger Per Skjelbrad konnte Ben-Hatira nicht veredeln, aus Mittelstürmerposition schoss er frei stehend HSV-Schlussmann Jaroslav Drobny an (34.). Zuvor war der nach Flanke von Roy Beerens ein Kopfball von Kalou nur knapp am Hamburger Tor vorbeigeflogen (30.). Der eingewechselte Berliner Marcel Ndjeng traf mit einem 25-Meter-Schuss die Latte (57.).
Löw unter den Zuschauern
Bundestrainer Joachim Löw auf der Tribüne sah auch nach der Pause, wie sich der Ex-Berliner Lasogga und seine HSV-Kollegen quälten. Herthas U 21-Nationalspieler Niko Schulz, der auf der DFB-Problemposition links in der Abwehr spielt, musste mit Muskelproblemen nach 45 Minuten raus. Löws ehemaliger Schützling Jansen, der schon in Durchgang eins die einzige HSV-Möglichkeit vergeben hatte, konnte freigespielt von Rafael van der Vaart Herthas starken Schlussmann Kraft nicht überwinden (59.).
Im Gegenzug markierte Ben-Hatira nach schöner Kombination über Kalou und Valentin Stocker die verdiente Berliner Führung. Nach Ecke von Ben-Hatira traf Hajume Hosogai zunächst den Pfosten des HSV-Tores, der niederländische Routinier Heitinga staubte ab. Und schließlich vollendete Matchwinner Ben-Hatira nach Zuspiel von Skjelbred den Berliner Erfolg. Zu dem Zeitpunkt war Lasogga schon ausgewechselt.
Volland erlöst Hoffenheim: Mühsames 1:0 gegen Aufsteiger Paderborn
Aufsteiger SC Paderborn hat in der ersten Fußball-Bundesliga eine bittere Lektion erhalten. Die Ostwestfalen wurden am Samstag bei 1899 Hoffenheim nicht für eine spielerisch starke Leistung belohnt und unterlagen mit 0:1 (0:0). Kevin Volland erlöste die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol mit seinem ersten Saisontreffer in der 73. Minute. Damit blieb die TSG auch am neunten Spieltag ungeschlagen und sprang zumindest vorübergehend auf den zweiten Tabellenplatz.
Nationalspieler Sebastian Rudy war vor 25 712 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena in der 5. Minute mit einem Foulelfmeter an SC-Schlussmann Lukas Kruse gescheitert. In Paderborn empfing Hoffenheim den besten Aufsteiger, seit die TSG 2008/2009 so furios ins Oberhaus gestartet und sogar Herbstmeister geworden war.
Bei den Gastgebern zog Gisdol diesmal im Angriff den Ex-Schalker Adam Szalai vor, obwohl Anthony Modeste zuletzt beim 1:1 in Hamburg traf. Sein Kollege André Breitenreiter setzte auf die Startformation, die zuletzt Frankfurt mit 3:1 besiegt hat: Trotz der Joker-Tore von Marvin Ducksch und Stefan Kutschke stürmte Elias Kachunga; Duksch kam aber nach der Pause.
Rudy trifft nur den Pfosten
So forsch sich beide Teams in dieser Saison bisher präsentierten, so munter starteten sie auch in die Partie. Lukas Rupp prüfte nach nicht einmal einer Minute mit einer Bogenlampe aus 20 Metern Hoffenheims Keeper Oliver Baumann. Kurz darauf traf Daniel Brückner auf der Gegenseite im Strafraum das Bein von Kevin Volland - und Schiedsrichter Robert Hartmann (Wangen) gab Strafstoß. Pech für Rudy: Der Ball prallte an den linken Pfosten und Kruse bekam ihn dann zu fassen.
Die Hoffenheimer waren wohl doch etwas überrascht, dass sich Paderborn als technisch und taktisch ebenbürtiger Gegner entpuppte: Der Erstliga-Neuling ließ den Ball oft genauso gekonnt in den eigenen Reihen laufen und stoppte immer wieder geschickt die schnellen Vorstöße des 1899-Teams. Nur die Angriffe schlossen die Gäste - wie Süleyman Koc in der 26. Minute - zu überhastet ab.
Nach einer knappen halben Stunde übernahm dann doch die TSG mehr und mehr das Kommando, aber auch Volland vergab hektisch gleich dreimal aus aussichtsreicher Schussposition. Nur um Zentimeter verpasste dann Roberto Firmino (44.) das Tor. Der 23-Jährige war zwei Tage zuvor erstmals von Brasiliens Nationaltrainer Carlos Dunga in die Seleção berufen worden und hatte wieder zahlreiche sehenswerte Szenen.
Stoppelkamp verpasst den Ausgleich knapp - Aluminium
Firmino hätte in einer kurzen Drangphase seiner Mannschaft dann mit einem satten Schuss beinahe das 1:0 erzielt. Aber die Hoffenheimer taten sich auch nach dem Seitenwechsel schwer - und atmeten in der 61. Minute erstmal tief durch: Moritz Stoppelkamp traf nach Zuspiel von Duksch den Innenpfosten, der Ball trudelte aber nicht über die Torlinie.
Volland machte dieses Kunststück fünf Minuten später bei einem Freistoß nach, jetzt durfte sich Paderborn bedanken. Nach Zuspiel von Kapitän Andreas Beck gelang Volland dann aber doch noch das Tor des Tages, ehe Schipplock noch den Außenpfosten traf.
Dritter Heimsieg in Serie: Augsburg vergrößert Freiburger Nöte
Der FC Augsburg hat sich mit dem dritten Heimsieg in Serie von der Abstiegszone der Fußball-Bundesliga abgesetzt und zugleich die Nöte des weiterhin sieglosen SC Freiburg vergrößert. Kapitän Paul Verhaegh (10. Minute) mit seinem bereits dritten Elfmetertreffer der Saison und Hamit Altintop (66.) trafen am Samstag beim verdienten 2:0 (1:0)-Erfolg des FCA, der nach neun Partien zwölf Punkte aufweist. Der Tabellenvorletzte aus Freiburg (5 Punkte) ließ einmal mehr Zweifel an seiner Bundesliga-Tauglichkeit aufkommen - und das sowohl offensiv als auch defensiv.
Die guten Vorsätze des Teams von Trainer Christian Streich waren vor 28 324 Zuschauern schnell Makulatur. Beim Augsburger Eckball von Raul Bobadilla wurde Ragnar Klavan im Strafraum am Trikot gezogen, der FCA-Profi stürzte - und der Schiedsrichter pfiff. Marco Fritz hatte das Vergehen gesehen und zeigte auf den Punkt. Verhaegh verwandelte sicher; schon bei den Heimsiegen gegen Werder Bremen (4:2) und Hertha BSC (1:0) hatte der Augsburger Kapitän jeweils einen Foulelfmeter verwandelt.
Das Team von Trainer Markus Weinzierl blieb am Drücker. Mit den schnellen Kombinationen war die Freiburger Defensive überfordert. Bei einem klasse Angriff über Bobadilla und Hamit Altintop fehlte nur der krönende Abschluss. Daniel Baier knallte den Ball an die Unterkante der Latte (21.). Bei weiteren schön herausgespielten Chancen von Stürmer Tim Matavz (22.) und Flügelflitzer Alexander Esswein (29.) landete der Ball jeweils am Außennetz. Freiburg taumelte - und hätte eigentlich frühzeitig fallen müssen.
Freiburg fehlt die Überzeugung in der Offensive
Erst mit einigen Ballverlusten und Nachlässigkeiten bauten die Augsburger den Gegner auf. Aber dem Sportclub fehlte offensiv die Überzeugung und erkennbar auch die Qualität. Jonathan Schmid verzog einen Freistoß aus bester Position (37.). Vladimir Darida prüfte FCA-Schlussmann Marwin Hitz immerhin mit einem abgefälschten Schuss (45.+1).
Gefährliche Angriffe starteten auch nach der Pause praktisch nur die Hausherren, auch wenn zunächst der bei Freiburg eingewechselte Sebastian Kerk einmal zum Abschluss kam, aber Hitz parierte (58.). Die Augsburger glänzten nicht, doch ihre oft über Bobadilla, Altintop und Esswein vorgetragenen Angriffe hatten Wucht und erkennbar ein Ziel - das gegnerische Tor. Essweins Hereingabe vollendete schließlich Altintop mit einem Flachschuss ins lange Eck zum 2:0. Zum Gegenschlag war Freiburg nicht fähig. Augsburg hätte sogar noch nachlegen können, etwas bei einer Direktabnahme von Bobadilla (81.). (dpa)