Dortmund. . Klopps jüngste Handgriffe haben sich ausgezahlt. Borussia Dortmund holte auch dank taktischer Unberechenbarkeit zuletzt drei Siege in Serie gegen die Topteams Wolfsburg, Real Madrid und Bayern München. Womit überrascht der BVB-Coach im DFB-Pokalhalbfinale gegen die „Wölfe“?

Not macht bekanntlich erfinderisch. Dass Jürgen Klopp die taktische Grundordnung des BVB zuletzt häufiger aufbrach, war nicht nur eine Reaktion auf die prominenten Gegner, sondern auch den jeweils limitierten Möglichkeiten des permanent angeknockten Kaders geschuldet.

Schon die ganze Saison über sind Borussia Dortmunds elf Namen auf den Aufstellungsbögen Woche für Woche weit vom Ideal entfernt, doch vor allem in den vergangenen Partien spielte Klopp die volle Variabilität seines Orchesters aus – sowohl taktisch, als auch individuell. Diese Unberechenbarkeit brachte drei Siege hintereinander gegen die Großkaliber Wolfsburg, Real Madrid und Bayern München.

Am Dienstagabend sind erneut die „Wölfe“ Gegner des BVB (20.30 Uhr/live in unserem Ticker), diesmal im Halbfinale des DFB-Pokals. „Olic, de Bruyne – über den wir auch mal nachgedacht haben, Perisic und der kleine Arnold – das ist brutalste Qualität“, zollte Klopp auf der Montags-Pressekonferenz Anerkennung. „Dann können sie Caligiuri einwechseln, jetzt auch Vieirinha wieder.“ Namen, die belegen, dass Wolfsburg zum nationalen Spitzenfeld gehören „muss“, findet Klopp.

Reus in überragender Form

Trotz allen Respekts vor der Millionen-Elf aus der VW-Stadt, die mit 4.800 Anhängern im Gepäck anreisen wird, hat Dortmund bereits beim Heimspiel vor anderthalb Wochen bewiesen, überlegen sein zu können. Dabei war die erste Halbzeit der Borussia noch so schlecht, „dass umgestellt werden musste“, so Klopp. „Wolfsburg hat eine spezielle Art zu spielen mit vielen Diagonalverlagerungen. Die beste Nachricht zur Pause war, dass wir nur 0:1 hinten lagen“, sagt der BVB-Coach heute, der sah, dass „alle Maßnahmen gezogen haben.“ Lewandowski (51.) und Reus (77.), der sich aktuell in überragender Form befindet, drehten die Bundesliga-Partie und bescherten den 2:1-Erfolg.

Auch in den folgenden Spielen wusste Klopp taktisch und personell zu überraschen, brachte Kirch und Jojic von Anfang an gegen Madrid und ließ in München Reus und Aubameyang vorne zwischen den Linien zu wirbeln, während Mkhitaryan die linke Seite bearbeitete. Gerade die Beweglich- und Vielseitigkeit der BVB-Akteure kam in den vergangenen Aufgaben zum Vorschein, auch wenn der Armenier Mkhitaryan erst in München das Glück und die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor zeigte, die gegen Real in der Königsklasse noch fehlte. „Für mich ist die Leistung wichtiger, als ob ein Ball rein geht oder nicht“, nahm Klopp seinen Rekordeinkauf in Schutz.

BVB hat Spaß an unterschiedlichen Systemen

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Wie es kommende Saison auch ohne den scheidenden Toptorjäger Robert Lewandowski laufen kann, zeigte das 3:0 in München. Alle BVB-Tore gegen den Rekordmeister fielen vor der Einwechslung des Polen, der eine einstündige Schonpause bekam, und zwar allesamt aus 4-4-2-Positionen. „Dabei war in keiner Situation 4-4-2 geplant“, so Klopp - „so ist Fußball.“ Die Übergänge vom eigentlichen Stamm-4-2-3-1 zu 4-3-3, 4-1-4-1, 4-4-2 oder 4-4-1-1 sind fließend. „Uns ist wichtig, dass wir Frische bringen können. Gewisse Positionen sind eben laufintensiver als andere.“ Und vereinzelt sind im Saisonendspurt endlich wieder Auswahlmöglichkeiten für Klopp drin.

Dass seine Griffe mit Erfolgserlebnissen gegen solch namhafte Gegner verbucht wurden, stärkte das Selbstbewusstsein der Borussen sichtlich. Klopp hat entdeckt, dass seine „Mannschaft Spaß gefunden hat, unterschiedliche Systeme zu spielen.“ Welches Ass zieht er Dienstag gegen die Hecking-Elf aus dem Ärmel?