Dortmund. . Der BVB in Bayern: Der Sieg war toll, der Zicken-Zoff zwischen den Chef-Etagen nervt. Zu sehr sollte man sich in Dortmund nicht auf diese Spielchen einlassen, man täte gut daran, sich einfach etwas fairer zu verhalten als der Rivale.

Borussias deutlicher Sieg in München hat gut getan. Zwar ging es für den vormals übermächtig erscheinenden Gegner nur noch um den sportlichen Vergleich und das Renommee, die Bayern-Beteuerungen im Nachhinein, die „Luft“ sei „raus“ gewesen, sollten einem den verdienten Erfolg jedoch nicht vergällen.

Dass Deutschlands bestbezahltes Star-Ensemble keine Antwort auf den BVB-Fußball fand, lag nicht daran, dass es keine finden wollte – das zeigten sowohl die Aufstellung, als auch die Wechsel, das Auftreten binnen der ersten zehn Spielminuten oder die drölfte Tätlichkeit in der Karriere von Rafinha. Die bajuwarische Ratlosigkeit hatte einen anderen Grund.

Die Bayern können den Schalter nicht nach Belieben umlegen

Wenn der Trainer seiner Mannschaft, die nach der frühen Meisterschaft so oder so aus menschlich nachvollziehbaren Gründen etwas den Fokus verloren hätte, mehrfach ein absolut medienwirksames Alibi für den befürchteten Schlendrian liefert („Die Liga ist vorbei!“) anstatt eben genau dagegen einzuwirken und wenigstens zu versuchen, die interne Spannung etwas aufrecht zu erhalten, gewinnt halt auch „die beste Mannschaft der Welt“ nicht mehr. Gegen den BVB wollte man den berühmt-berüchtigten Schalter wieder umlegen, hat es aber nicht so ganz geschafft. Mal schauen, ob alle Maschinen wieder laufen, wenn es in der Königsklasse gegen die Königlichen geht.

Trotz der tollen Dortmunder Leistung und den für Borussia im Hinblick auf Platz 2 wichtigen drei Punkten, hielt sich die Brisanz des Duells zwischen dem Branchenprimus und dem selbst ernannten „zweiten Leuchtturm im deutschen Fußball“ in Grenzen. Ein zu 100 Prozent valider Vergleich sollte es halt nicht werden, wenn die Bayern schon nach 10 Spielminuten mental im Ermüdungsbecken sitzen, und für beide drei Tage darauf wichtige Pokalspiele anstehen.

Hopfner profiliert sich auf Kosten von Watzke

Für in dieser Form etwas deplatzierte Brisanz war trotzdem im Vorfeld gesorgt worden – erst von Sammer und Klopp und unmittelbar vor dem Duell von Watzke („Uli Hoeneß war nicht Mutter Theresa“) und dem designierten Bayern-Interims-Präsident Karl Hopfner. In letzerem Fall befand sich Watzke dank der persönlichen Beleidigung aus München („Baron von Münchhausen wäre noch geschmeichelt“) sicherlich im Recht, ein klares Wort zu sprechen. Allerdings wäre es ihm im Gegensatz zu Hopfner auch möglich gewesen, gelassener mit dem Thema umzugehen.

Denn Watzke hat sich bereits profiliert in Fußball-Deutschland – und zwar nicht nur mit markigen Sprüchen. Das unterscheidet ihn von Hopfner, dem jahrelangen Leisetreter, der sich jetzt als Hoeneß-Nachfolger dem bayrischen Selbstverständnis entsprechend offensichtlich ein lautstarkes Profil zuzulegen hat, bei dem persönliche Angriffe – entsprechend denen seines Vorgänger – allem Anschein nach zum Standard-Repertoire gehören sollen.

Sicherlich zeugt es von einer gewissen Chuzpe, wenn ausgerechnet in München, wo dank Hoeneß nachweislich über Jahre ganze Lebenslügen publiziert wurden und einiges an Klüngel entstanden ist, ein Verantwortlicher jemanden als Lügner zu stigmatisieren versucht. Zu sehr sollte man sich in Dortmund aber nicht auf diese Spielchen einlassen. Dass Hopfner jetzt meint, seinen im Freistaat obligatorischen „Uli-ist-auch-als-überführter-Verbrecher-noch-der-honorigste-Typ-im-Stadl“-Beißreflex nutzen zu müssen, um sich auf Kosten anderer ein bekannteres Gesicht in der Welt des Fußballs zuzulegen, ist ja in erster Linie sein ureigenes Problem und nicht das von Borussia Dortmund.

Persönliche Scharmützel helfen den Medien, aber nicht dem Fußball

Da Sportmedien leider ohnehin der festen Überzeugung zu sein scheinen, dass es nicht genügt, über den Sport an sich zu informieren, bestimmen solche Scharmützel in aufdringlicher Art und Weise die Berichterstattung. Sie lenken vom Fußball ab. Sie nutzen ihm in keiner Weise, auch wenn die Medien in ihren Fußball-Talkshows wenig überraschend zu einem abweichenden Urteil gelangen.

Ob es Karl Hopfner in Zukunft als Bayern-Präsident gelingt, die Abteilung Attacke seines Amtsvorgängers unfallfrei zu bekleiden, kann einem als Borusse vollkommen egal sein. Ich fände es sehr erholsam, wenn in Zukunft zumindest von Seiten der Dortmunder Verantwortlichen nur noch sachliche und sachlich richtige Aussagen in Bezug auf alle Vorgänge im „Amigo-Stadl“ getätigt würden. Sonst läuft man irgendwann Gefahr, sich ein vergleichbares Image anzueignen, wie der mächtige Rivale. Und das wäre wirklich schade.