Dortmund. . Borussia Dortmund hat schon wieder ein halbes Dutzend Verletzte in der Schwarzgelb-Klinik. Deshalb darf gegen Eintracht Frankfurt mit Allzweckwaffe Kevin Großkreutz gerechnet werden. Für den BVB geht es um das einzig realistische Titelziel: Dem nationalen Pokal, abzuholen in Berlin.
Es war am Montag noch keine Stille eingekehrt im kleinen Pressesaal am Trainingsgelände im Dortmunder Stadtteil Brackel, als kein Journalist, sondern der besorgte Mediendirektor persönlich dem Trainer die Frage stellte, die den BVB begleitet wie der Stalker den Star. Also, Frage eins, die bedeutendste Frage auch vor dem Pokal-Viertelfinal-Trip am Dienstag zur Frankfurter Eintracht, eingeführt von Sascha Fligge: „Ist noch irgendetwas passiert, zusätzlich zu den Hiobsbotschaften?“
Jürgen Klopp hat sich Zeit gelassen mit der Antwort. Der Herr über den Aufstellungsbogen wollte erst den Ärger loswerden, den ihm die Zeitungslektüre am Morgen aufgehalst hatte. Lesen musste der Trainer beim größten deutschen Boulevardblatt eine Schlagzeile, in der die Wortkombination „Seuchen-Klopp“ eingewirkt war. „Seuchen-Klopp“, sagte der grantige Klopp, „finde ich eine Frechheit.“ Dass er sofort ein Lächeln einschaltete und anfügte: „Ansonsten bin ich gut drauf“, verwunderte dann.
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Sicher, Seuchen-Klopp führt in die falsche Richtung, weil beim Trainer für die Spieler keine Ansteckungsgefahr besteht. Aber: Seuche? Beschreibt Seuche nicht ungefähr das, was die Borussia sich eingefangen hat? Eine Stippvisite in der Schwarzgelb-Klinik lohnt sich doch in dieser Saison anscheinend immer.
In der Hinrunde waren die Patienten so zahlreich, dass die Fans sich fragen mussten: Gibt es die Mannschaft noch? Während der winterlichen Pause wurden Betten frei gemacht. Schon zum Rückrundenauftakt der Bundesliga, bei der Partie gegen Augsburg (2:2), meldete sich aber Jakub Blaszczykowski bis zum Saisonende verletzt ab. Beim Testkick gegen Fortuna Düsseldorf humpelte der gerade erst genesene Mats Hummels vom Rasen. Und bei der zweiten Liga-Begegnung am Samstag, beim schönen und vom Boulevard etwas vernachlässigten 5:1-Sieg bei Werder Bremen, erwischte es Marco Reus und Sven Bender.
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Seuche? Bender wird mit einer Oberschenkelzerrung eine Woche lang fehlen. Bedeutet: Die Frankfurter Festspiele Dienstagabend im Cup bei der Eintracht und Samstag um Bundesliga-Punkte im eigenen Heim wird er versäumen. Für Reus, der an einem Muskelfaserriss im Oberschenkel leidet, dürfte es sogar eng werden für den Champions-League-Auftritt bei St. Petersburg am 25. Februar. Und zusammengezogen ist es nun mit Blaszczykowski, Hummels, Reus, Bender, Subotic, Gündogan wieder ein halbes Dutzend Stammakteure, ohne das in den nächsten Tagen und Wochen der Weg zu den Saisonzielen A, B und C beschritten werden muss.
Fast alles wie bei Werder Bremen
Bei A handelt es sich um das Erreichen der Liga-Plätze, über die die erneute Teilnahme an der Champions League und damit die ökonomische Zukunft abgesichert wird. Bei C handelt es sich um die aktuelle Teilhabe an der Königsklasse, aus der so viel an Ruhm und Kohle mitgenommen werden soll, wie möglich. B, das in diesem Fall auch einfach Berlin genannt werden kann, unterscheidet sich sehr von A und C. Berlin hat der BVB schon vor dem Start in die Saison als die Station festgelegt, an der man unbedingt etwas in die Hände bekommen will, den nationalen Pokal.
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Es wird natürlich schwer werden gegen die Eintracht, die sich zuletzt mit einem Sieg gegen Braunschweig in Schwung gebracht hat. Doch die Erfahrungen aus den vergangenen Monaten nähren Dortmunds Optimismus: „Wenn unsere Situation etwas Gutes hat, dann, dass wir gelernt haben, damit umzugehen“, hat Klopp erklärt. Dass genug Spieler vorhanden sind, um „einen Kader zu machen“, hilft allerdings auch.
Und damit kommt Kevin Großkreutz ins Spiel, der Optionsakteur Nummer eins für ungefähr alle Positionen, der wegen der Seuche gegen jede Vorabeinschätzung in beinahe allen Partien auflaufen musste. Gegen Frankfurt dürfte er wohl statt Reus in die Angreiferrolle schlüpfen. Und Kapitän Sebastian Kehl wird wohl den Bender-Part übernehmen. Alles also so, wie nach dem Doppelwechsel in der 65. Minute von Bremen. Nur, dass es da schon 4:0 stand.