Bremen. . Die Dortmunder Borussia nimmt Werder beim 5:1 auseinander und kehrt nach langen Wochen wieder zu dem Spielstil zurück, mit dem das Team erfolgreich war und zugleich Fans und neutrale Beobachter begeistert hat. Allerdings machte es Bremen der Elf von Jürgen Klopp auch leicht.

Es sind vertraute Bilder, die da nach diesen 90 Minuten Fußball in Bremen entstehen. Vertraut eher aus der Vergangenheit. Der enthemmt begeisterte Jürgen Klopp reißt einen Spieler nach dem anderen an sich, drückt sie fest in seinen gelben Wintermantel, als wolle er sie nie wieder loslassen. Und von den Tribünen werden die Protagonisten dieses 5:1-Erfolgs von Borussia Dortmund bei Werder Bremen ekstatisch gefeiert, weil sie nicht nur diese drei wichtigen Bundesligapunkte zustande gebracht hatten, sondern vor allem, weil sie durch das Wie ein gelbes Gefühl des Glücks verbreitet hatten, das nun schon länger gesucht wurde, sich aber in den vergangenen Wochen und Monaten als schwer auffindbar entpuppte.

Doch in Bremen war er wieder zu sehen gewesen. Dieser Fußball, der den BVB in den vergangenen Jahren groß gemacht hatte, dieser Fußball, der in erster Linie unglaublich harte Arbeit ist, aber dann locker und leicht daher kommt wie Popcorn. Die Reise nach Bremen war wie eine Reise zurück in beste Dortmunder Tage. Zurück in die Zukunft. „Das“, strahlte Trainer Jürgen Klopp, „war ein großartiges Spiel. Wir waren heute nicht zu schlagen - auch von vielen anderen nicht.“

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Der verbale Zusatz dokumentiert die winzige Sorge, dass das Dortmunder Statement dieses Tages durch den nicht unberechtigten Hinweis auf die überschaubare Qualität des Gegners herbgewürdigt werden könnte. Klopp weiß, dass sich die neue, alte Leichtigkeit Woche für Woche beweisen muss. Aber für den Moment durfte er sehr zufrieden sein, dass der Terminplan wohlwollend einen sehr entschlossenen BVB und maximal ­verunsicherte Bremer zusammenführte, so dass die Last der Erfolglosigkeit abstreifen durfte, wer in Schwarz und Gelb zuletzt noch darbte und haderte.

Das Gesicht des Durchschnitts

Henrikh Mkhitaryan zum Beispiel war in den vergangenen Wochen zu einem Gesicht der Dortmunder Durchschnittlichkeit geworden: bemüht, aber verkrampft. Werder überließ ihm ausreichend Raum für seinen wuchtigen ersten Treffer und war gegen den später im Spiel losgelösten Armenier hilflos, als der zusammen mit Marco Reus ein bildhübsches Törchen zum 4:0 produzierte, das die Geister der Krise endgültig vertrieben zu haben scheint. „Wir wissen, was er kann“, sagt Klopp über seinen sensiblen und selbstkritischen Spielgestalter: „Aber für ihn waren die Tore brutal wichtig.“

Ähnliches darf für Robert Lewandowski gelten, der zwar jüngst herausragende Leistungen produzierte als wären sie eine Selbstverständlichkeit, doch ein Torjäger, der fast 500 Minuten kein Tor mehr erzielt hat, ist anfällig für ein wenig persönlichen Missmut. Auch ihm konnte in Bremen geholfen werden. Er traf zum 1:0 und 5:0 – und hielt sich beim letzten Tor an die Devise seines Trainers, der manches Mal in Sorge ist um seinen Stürmer, weil dieser in einem Spiel so viele Tritte wegstecken müsse, dass man „fast Buddhist sein“ müsse, um nicht die Nerven zu verlieren. „Ich sage ihm immer, er solle sich sportlich wehren.“ Lewandowski wehrte sich mit dem frechsten Treffer des Jahres: das leere Tor vor Augen wartete der Stürmer, bis sein vollkontaktfreudiger Gegenspieler Sebastian Prödl wieder auftauchte, um ihm den Ball durch die Beine ins Tor zu spielen.

Heilung und Verletzung in Bremen

Mkhitaryan und Lewandowski schloss der Trainer nach dem Spiel besonders innig in den Arm. Er sah erleichtert aus ob der Erleichterung seiner Profis, die rechtzeitig vor den nun beginnenden englischen Wochen mit ausreichend Selbstvertrauen ausgestattet sein dürften.

Am Dienstag reist die schwarz-gelbe Delegation für das DFB-Pokal-Viertelfinale nach Frankfurt zur Eintracht. Dort, und das war die etwas betrübliche Nachricht des Wochenendes, wird der BVB auf Defensiv-Stabilisator Sven Bender (Oberschenkelzerrung, eine Woche Pause) und Offensiv-Impulsgeber Marco Reus (Muskelfaserriss im Oberschenkel, zwei Wochen Pause) verzichten müssen. Beide kehrten verletzt zurück aus Bremen, wo ansonsten eine Dortmunder Heilung zu diagnostizieren war.