La Manga. . Henrikh Mkhitaryan bot in seinem ersten Halbjahr in der Bundesliga faszinierende Vorstellungen für Borussia Dortmund – allerdings nicht oft genug. Auch der Armenier selbst ist noch nicht komplett zufrieden mit seinen Leistungen. Die BVB-Bosse glauben dennoch an ihn.
Es sind stürmische Zeiten beim BVB. Der Wind zerrt heftig an der schwarz-gelben Fahne, die das Trainingsquartier im spanischen La Manga vorübergehend als das von Borussia Dortmund kenntlich macht. Die meisten Spieler sind nach der Trainingseinheit bereits wieder im Mannschaftshotel verschwunden, Henrikh Mkhitaryan aber muss ein paar individuelle Übungen machen.
Er hat im ersten Testspiel des Jahres am Samstag eine leichte Achillessehnenverletzung davongetragen. Nichts Wildes, aber gerade bei ihm will der BVB kein Risiko eingehen. Er ist laut Ablösesumme das wertvollste Stück, das jemals der Borussia angehörte. Der Spielmacher steht unweit der tosenden Fahne, ein Bein auf dem Rasen, ein Bein in der Luft – und ringt um Balance. Wie manches Mal in der Hinrunde.
25 Millionen Euro Ablöse überwies Dortmund im Sommer in die Ukraine nach Donezk, wo der Armenier bis dahin Fußball spielte. Der Millionen-Mann selbst sagte damals: „Ich kann auch nichts dafür, dass ich so teuer geworden bin. Aber ich werde alles geben, damit Dortmund keine Sekunde, keinen Cent bereut, mich verpflichtet zu haben.“ Der 24-Jährige wollte seinen Preis rechtfertigen, immer, sofort.
Ein Mann der Extreme
Heraus kam eine Hinrunde mit vielen Ausrufezeichen und einigen Fragezeichen. Eine Hinrunde mit atemberaubenden Auftritten zum Beispiel gegen Frankfurt, Hamburg und Schalke. Und mit sehr dürftigen Darbietungen wie gegen Leverkusen, Berlin und Hannover. Konstanz auf gehobenem Niveau? Fehlanzeige. Henrikh Mkhitaryan war eher der Mann der Extreme.
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Drei Tore, vier Vorlagen sammelte er in seinem ersten Bundesliga-Halbjahr, hinzu kommt ein eminent wichtiges Tor im Champions-League-Spiel bei Arsenal London. Doch mit der Bilanz ist der Offensivmann selbst nicht zufrieden. Er sagt, dass da noch viel mehr geht, dass er besser werden wird, besser werden muss.
„Er hat einige Spiele gehabt, in denen er nicht so herausgestochen ist. Andere hat er fast im Alleingang entschieden“, erinnert sich Sportdirektor Michael Zorc – nicht unzufrieden mit seinem teuersten Einkauf – an die Hinrunde. Er erklärt: „Bei ihm geht es um die Nachhaltigkeit. Er ist aus einer Liga gekommen, in der er nicht jeden dritten Tag das absolute Top-Niveau abrufen muss. Das ist aber in der Bundesliga und den anderen Topligen gefordert. Daran muss er sich gewöhnen.“
Vermutlich gilt Ähnliches auch für die Erwartungen, die im schwarz-gelben Land himmelwärts gewachsen sind, seitdem erst Shinji Kagawa das Spiel mit seinen irrwitzigen Pirouetten und überraschenden Ideen gestaltete und dann das Ausnahmetalent Mario Götze diese kreative Arbeit nicht minder elegant verrichtete.
Beide suchten ihr großes Glück woanders. Mkhitaryan sucht es in Dortmund, Dortmund sucht es mit Mkhitaryan. „Jeder Spieler ist anders, man kann uns nicht vergleichen“, lehnt Henrikh Mkhitaryan Quervergleiche ab.
BVB startet mit Sieg ins neue Jahr
„Von uns hat niemand gesagt, dass er Marios Nachfolger sein soll. Er hat schon gezeigt, dass er seine eigenen Qualitäten mitbringt“, bescheinigt Götzes kongenialer Kumpel Marco Reus dem neuen Mann, „ein sehr wichtiger Spieler für den BVB“ zu sein.
Chefs haben keine Bedenken
Manchmal aber fehlten auch Henrikh Mkhitaryan die Mittel, die Lösungsmöglichkeiten, um den Gegner mit einer Aktion auszumanövrieren. Doch die Dortmunder Bosse sind weiterhin überzeugt von ihrem Millionen-Mann.
„Er ist jung. Bei seiner Qualität habe ich keine Bedenken, dass das jetzt immer besser wird“, sagt Michael Zorc. Und denkt vermutlich an das Beispiel Ilkay Gündogan. Der kam aus Nürnberg, nicht aus Donezk – und brauchte genau ein halbes Jahr, ehe er die richtige Balance im Dortmunder Mittelfeld fand.