Dortmund. Eine verrückte englische Woche liegt hinter dem BVB. Nach dem Last-Minute-Sieg in Marseille und dem Einzug ins CL-Achtelfinale musste sich der BVB in Sinsheim mit einem 2:2 begnügen. Eine Woche vor dem letzten Heimspiel des Jahres blicken wir zurück auf ein sehr spezielles schwarzgelbes Fußballjahr.

Wissen Sie, was mich am deutschen Fernsehprogramm so richtig nervt? Speziell im Dezember? So viel sei verraten: Schalke kann es nicht sein, die sind eher selten im Free-TV vertreten und kleiner Tipp am Rande, es ist auch nicht die x-te Ausgabe von 'Sissi' oder 'Dinner for one'. Nein. Ich rede von TV-Jahresrückblicken. Man kommt ja nicht um sie herum. Kaum macht man den Fernseher an, stehen da die Herren Lanz oder Jauch in einem Studio und blicken zurück auf das, was war. Irgendwann Anfang Dezember, also sei es völlig egal, was da womöglich noch kommen könnte. Ungefähr so, als wenn man ein Fußballspiel irgendwann in der 80. Minute abpfeifen würde, erklären diese Herren das Jahr nun für beendet. Schluss, Aus, vorbei. Das war 2013. Gut, dass die Mauer nicht zwischen den Feiertagen fiel, es würde sich womöglich kaum noch einer dran erinnern können...

Zweitbeste Hinrunden-Bilanz unter Klopp.

Aber wie gut und schön, dass wir hier nicht bei RTL sind – auch wenn 'Gute Zeiten, schlechte Zeiten' wunderbare Geschichten aus dem Leben eines BVB-Fans erzählen könnte. Denn genau so wie ein Fußballspiel noch immer 90 Minuten hat, hat ein Jahr 365 Tage. Und auch das Fußballjahr 2013 hat für uns Dortmunder noch einen kleinen Leckerbissen parat. Samstagnachmittag misst sich mit Hertha BSC Berlin die letzte ausstehende Bundesligamannschaft mit unserer Borussia. Auf 35 Punkte könnte der BVB dann im Falle eines Sieges seine Punkteausbeute schrauben. Es wäre die zweibeste Hinrunden-Bilanz seit dem Amtsantritt von Jürgen Klopp im Jahr 2008, ganze fünf Punkte besser als im vergangenen Jahr und sogar ein Punkt besser als in der Rekordsaison 2011/2012.

Diese Statistik überrascht, denn nicht erst seit dem 2:2 an der Sinsheimer Autobahnausfahrt am Samstag fühlt sich die gegenwärtige Bundesligasaison des BVB alles andere als übermäßig euphorisch an. Denn auch aufgrund der fast schon beängstigenden Verletztenmisere konnte der BVB nur eines der letzten fünf Bundesligaspiele gewinnen. Borussia – so viel ist sicher, geht personell und körperlich am Stock. Wenn die Hinrunde am kommenden Samstag ein hoffentlich gutes Ende genommen hat, können wir dann entspannt zurückblicken auf ein Jahr, das so manche Sensation parat hatte.

Aus Niederlagen lernen

Sieben Monate ist es her, da stand Borussia Dortmund im Finale um Europas Fußballkrone. Keine acht Jahre nach dem Beinahe-Konkurs hatte sich unser Verein eigenständig zurück in die Beletage des Weltfußballs katapultiert. Jeder für sich mag seine ganz eigenen, schönen Erinnerungen an die Siege über Real Madrid, gegen Donezk, sowie an den legendären Viertelfinalabend gegen Málaga haben. Meine Person wird sich immer neben dem letztgenannten Spiel gegen Málaga an die Szenen nach dem verlorenen Finale von Wembley erinnern. Als die Mannschaft für eine halbe Ewigkeit geschlossen vor der Dortmunder Kurve stand. Irgendetwas in meinem Kopf sagt mir, dass in diesem Moment mehr Stolz lag, als in der Vorstellung, Sebastian Kehl mit dem Henkelpott zu sehen.

Natürlich ist das Blödsinn, aber es zeigt mir immer noch, wie wichtig es ist, aus Niederlagen etwas Positives zu ziehen. Da wären wir nämlich wieder angelangt in der Gegenwart. Keine fünf Tage nach dem erneuten Einzug ins Champions-League Achtelfinale, keine zwei Tage nach dem „Punktgewinnverlust“ bei der TSG Hoffenheim. In der Beurteilung der aktuellen Situation liegt auch eine faire Auseinandersetzung mit den sportlichen Rückschlägen der letzten Wochen. Sicherlich ist es niemandem verboten und es kann auch nicht schaden, über die schwache Chancenauswertung der vergangenen Wochen zu debattieren oder die teils mangelhafte Zielstrebigkeit im Spiel nach vorn. Wir können uns auch alle paar Tage gegenseitig bemitleiden, wie schwer das Verletzungspech doch in unserer Mannschaft zuschlug. Müssen wir aber nicht.

Schön war’s, Freunde!

Vielleicht geht es am Ende des Jahres dann doch eher nur noch um das, was wirklich in Erinnerung bleibt. Und da halte ich es dann doch eher mit Jauch und Lanz, die kurz vor Toresschluss noch einmal die Fotoalben öffnen und das zeigen, was wir alle schon einmal gesehen haben: Wie Schieber und Santana den BVB in der 94. Minute ins Halbfinale der Champions-League schießen; wie Gündogan den Elfmeter im Finale verwandelt; wie sich der BVB mit 4:2 im Supercup revanchiert und paar Wochen später Schalke deklassiert. Wie Lewandowski den ersten Sieg in England seit 1997 eintütet und uns Kevin, unser Kevin, mit der Kevin-Großkreutz-Schusstechnik ins Achtelfinale der Königsklasse schießt. Menschen, Borussen, Emotionen 2013 - schön war’s, Freunde!

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