Sinsheim. . Sie glichen einen 0:2-Rückstand aus, sie hatten viele Chancen - und fühlten sich am Ende doch wie Verlierer. Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund trennte sich im vorletzten Pflichtspiel des Jahres 2:2 von der TSG Hoffenheim. Pierre-Emerick Aubameyang und Lukasz Piszczek erzielten die Tore für den BVB.

Zeit für Versöhnliches sollte gerade im Advent ausreichend sein. Daher war es wohl ein prächtiges Beispiel von gutem ­Timing der Chefetage, den Dortmunder Fußball-Profis für den gestrigen Sonntagabend ein weihnachtliches Abendessen in den Terminplan notieren zu lassen. Einen Tag nach dem Spiel bei 1899 Hoffenheim saßen die Herrschaften beisammen und so mancher stellte dort fest, dass die schwarz-gelbe Welt gar nicht so sehr aus den ­Fugen geraten war, wie es sich ­womöglich am Tag vorher noch angefühlt hatte. Das hatte auch mit der sonntäglichen Niederlage von Bayer Leverkusen zu tun.

So sehen Verlierer aus

2:2 war die Begegnung ausgegangen, aber wer auch immer dort aus der Dortmunder Kabine geschlichen kam, sah aus wie ein Verlierer. „Der Punkt fühlt sich nicht gerade berauschend an“, stellte Kapitän Sebastian Kehl fest, obwohl der BVB einen 0:2-Rückstand noch umgedreht hatte. Und Nuri Sahin, der erneut mit einem angerissenen Außenband im Sprunggelenk durchhielt, musste nach den vielen vergebenen Chancen mit Blick auf die Tabelle eingestehen: „Keiner bei uns ist so blauäugig, noch auf die Bayern zu schauen. Wir sollten jetzt Leverkusen angreifen und den dritten Platz sichern.“

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Es ist ja eher selten, dass Vorgesetzte die Arbeit ihrer Angestellten mit größerer Milde betrachten als die Angestellten selbst. Aber schon bevor die Weihnachtsfeier beginnen konnte, sah Hans-Joachim Watzke mehr Gelb als Schwarz. „Nach dem physisch und psychisch extrem belastenden Spiel in Marseille hat die Mannschaft eine unfassbare Mentalität an den Tag gelegt“, lobte der Geschäftsführer. Das Champions-League-Spiel in Frankreich und die damit verbundene Qualifikation für das Achtel­finale der europäischen Königsklasse ist, was die Stimmung über Sinsheimer und andere Punktverluste hinweg aufhellt. „Ein Ausscheiden“, sagt Watzke, „hätten wir nicht mehr ausgleichen können.“

Ein Sieg in den vergangenen fünf Ligaspielen

Das ist im Alltagsgeschäft Bundesliga anders. Einen einzigen Sieg errang der vom Verletzungspech gebeutelte BVB in den vergangenen fünf Ligaspielen. Die Folge: Bayern München zieht ganz vorn im nationalen Ranking einsam seine Kreise, dahinter steht Leverkusen nur noch fünf Punkte vor Dortmund, Gladbach bewegt sich derzeit auf Augenhöhe, und aus der Tiefe des tabellarischen Raumes kommt der VfL Wolfsburg herangeprescht. Watzke versetzt dies nicht in Aufregung. „Oberste Priorität hat die erneute Qualifikation für die Champions League“, sagt der BVB-Boss, „das wird in der Rückrunde kein Selbstläufer, aber wir werden das hinkriegen.“

Dortmund, so klingt das, arrangiert sich mit der Naturgewalt Bayern München (Watzke: „Chapeau, die spielen in einer eigenen Liga“), gibt sich in der Meisterschaft mit bescheideneren Zielen ab und setzt auf den Effekt der vergangenen Saison, als sich Borussia bis ins europäische Finale durchspielte: gute Laune dank Europa. Improvisierte Abwehrreihen bereiteten zuletzt den Weg in die K.o.-Runde. Dort soll die um alle Rekonvaleszenten bereicherte Truppe dann wieder für Schlagzeilen, Spektakel und Siege sorgen - und in der Liga ein ausreichendes Maß an Punkten einfahren.

Heiß ersehnte Winterpause

Ein Spiel ist es noch bis zur heiß ersehnten Winterpause, am Samstag gastiert Berlin in Dortmund. Einen Sieg vorausgesetzt, sagt Watzke, „hätte die Mannschaft ein unfassbares Jahr gespielt.“ Es ist nicht anzunehmen, dass er von dieser Meinung ernsthaft abrückt, sollte das Spiel anders enden. Schon gar nicht zu dieser versöhnlichen Zeit.