Mainz. Borussia Dortmund wusste den Kraftakt in Mainz mit 3:1 für sich zu entscheiden. War die Chancenverwertung zuletzt das große Manko, so machte Schwarz-Gelb bei den “Nullfünfern“ aus wenig viel. Lukasz Piszczek musste entgegen der Planung durchspielen - Klopp hatte sich verzettelt.

„Wir waren besser als der BVB!“, hallte es Sekunden nach Abpfiff durch die Coface Arena. Mit diesen Rufen baute die heimische Fankurve ihrer Mainzer Mannschaft auf, die gerade 1:3 gegen Borussia Dortmund verloren hatte. Und die Anhänger hatten nicht Unrecht. Nicht umsonst entschuldigte sich Jürgen Klopp bei Thomas Tuchel am Ende für die drei Punkte, die er aus Rheinland-Pfalz mit ins Ruhrgebiet nahm.

Bis zur Pause sah es noch so aus, als hätte sich Klopp etwas verzettelt. Auf der Donnerstags-Presskonferenz hatte der Übungsleiter der Borussia bei der Frage nach Rotation und einem Piszczek-Startelfeinsatz ("Nicht überbeschleunigen") abgewunken. Zwei Tage später überraschte Klopp in Mainz nicht nur mit dem Polen von Anfang an, und der Schonung von Nuri Sahin und Henrikh Mkhitaryan ("Ich kann nicht in allen Spielen 90 Minuten auf dem Platz stehen"), sondern auch mit dem 4-3-3-Spielsystem, mit dem Schwarz-Gelb in der ersten Hälfte jedoch große Mühe gegen das starke Pressing der Hausherren hatte. Mit Mitteln, die sonst den Dortmundern zugeschrieben werden, eroberten die "Nullfünfer" Übergewicht im Mittelfeld. Bis auf einen Versuch durch Lewandowski (26.) und den Lattenschuss von Aubameyang (43.) traten die Gäste nach vorne überhaupt nicht gefährlich in Erscheinung. Mainz hingenen erarbeitete sich etliche Großchancen.

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Da Neuzugang Manuel Friedrich in die Innenverteidigung zurückkehrte und „Sechser“ Kehl zur Verfügung stand, hätte die Möglichkeit bestanden, Sven Bender eine Pause zu gönnen. Der Nationalspieler stand bisher in jedem Pflichtspiel auf dem Rasen, brach sich aber vergangenen Dienstag gegen Neapel die Nase. Doch „Iron Manni“ sollte – auch um Blutstau in der Nase zu vermeiden – spielen. Muskuläre Probleme in Benders Oberschenkel machten Klopp jedoch einen Strich durch die Rechnung. Der Trainer musste reagieren und Sahin bereits nach einer halben Stunde bringen, der eigentlich eine längere Auszeit erhalten sollte. Nachdem auch Reus und Kuba im tiefen Mainzer Rasen über Wehwehchen klagten, war Klopp sogar gezwungen, Lukasz Piszczek durchspielen zu lassen. Vor allem in der Schlussphase war dem Rechtsverteidiger anzumerken, dass nach der monatelangen Verletzungspause die Puste fehlte. Mainz hatte vor allem seine Seite ins Visier genommen und unter Druck gesetzt.

Aubameyangs Sonderschichten zahlen sich aus

Um Stabilität und Ruhe im Mittelfeld zu erlangen, griff Klopp nach dem Seitenwechsel auf das gewohnte 4-2-3-1 zurück. „Wichtig war jedoch nicht primär das System, sondern auch die Einstellung“, sagte der ebenfalls eingewechselte Sebastian Kehl. Tatsächlich kam Dortmund durch die Maßnahme wieder zu mehr Kontrolle und Ballsicherheit. Nach Aubameyangs Freistoßtreffer zum 1:0 in der 70. Minute entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Aubameyangs Sonderschichten mit Marco Reus hatten sich ausgezahlt. "Ich kann die Schusstechnik nicht erklären", sagte Klopp, "ich versuche im Training nicht zu stören, wenn die Jungs das üben."

Thomas Tuchel tobte fortan an der Seitelinie. Dabei waren alle Entscheidungen von Schiedsrichter Aytekins, die zu Toren führten, korrekt: Der Regelverstoß vor dem 1:0, der durch Piszczek verursachte Elfmeter zum zwischenzeitlichen 1:1, Sotos Handspiel nach Aubameyangs Schuss aus spitzem Winkel und das Foul an Durm in der Nachspielzeit. Mkhitaryan, der nach seiner Einwechslung starke Offensiv-Impulse setzte, hatte sich den Ball bereits geschnappt, doch Klopp bestand darauf, dass Lewandowski den zweiten Dortmunder Elfmeter des Tages verwandeln sollte - was der Pole auch tat. Damit schraubte "Lewy" sein Torekonto auf 11 Treffer in 14 Partien hoch und führt damit die Torjäger-Wertung der Bundesliga einsam vor Stefan Kießling (9 Treffer) an.

Vergab der Vizemeister zuletzt noch etliche Großchancen, so entschied die Klopp-Elf den Kraftakt in Mainz durch einen Freistoßtreffer und zwei Elfmetertoren für sich. „Diesmal waren wir effizient“, grinste Erik Durm nach Spielende in den Katakomben der Coface Arena. Und genau das ärgerte die "Nullfünfer".

Im DFB-Pokal am Dienstag muss Jürgen Klopp erneut umstellen: Marco Reus wird gegen Saarbrücken verletzt ausfallen, hinter Kuba und Bender steht ein Fragezeichen. Da am Samstag mit Tabellennachbar Bayer Leverkusen bereits der nächste Kracher wartet, hätte in Dortmund niemand etwas gegen eine zur Abwechslung Kräfte schonende Partie in der Woche.

BVB gewinnt in Mainz 3:1

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