Dortmund. . Borussia Dortmund zerlegt den SC Freiburg mit 5:0, dessen Trainer Christian Streich leidet am Spielfeldrand. Der BVB geht nun „ohne Druck“ in die Königsklassen-Partie gegen Olympique Marseille – aber auch ohne Trainer Jürgen Klopp, der nach seinem Ausraster gegen den SSC Neapel gesperrt ist.

Christian Streich sah aus, als wäre ihm die Farbe aus dem Gesicht gelaufen. Früher einmal wäre im Revier sicher jemand auf die Idee gekommen, dem Trainer der Freiburger schnell ein Schnäpschen zu reichen. Für die Gesundheit. Weil aber sogar im Fußball alter Väter Sitte nicht mehr weit verbreitet ist, hat Jürgen Klopp versucht, den Kollegen mit Worten aufzupäppeln. Leicht war das nicht, weil Borussia Dortmund den Gästen aus dem Badischen ein 5:0 eingeschenkt und auch noch deutlich gemacht hatte, dass eine weitere Erhöhung des Pegelstandes locker möglich gewesen wäre. Der bleiche Streich räumte das ein: „Wenn man ehrlich ist, hätte das Ergebnis auch höher ausfallen können.“

Eine Einschätzung, die der BVB-Trainer teilte und im dünnen Ordner mit der Aufschrift „Kritik an Schwarzgelb“ ablegte. Dieser 5:0-Wert konnte nämlich niemanden beeindrucken, der die Begegnung verfolgt hatte. Von Anfang an stand das Bundesligakellerkind, für das nun vier Niederlagen und drei Remis verbucht sind, mit dem Rücken zur Wand. Und als die Dortmunder ihren „Rhythmus gefunden“ hatten (Marco Reus), war seine Chance, aus der Auseinandersetzung ohne Knockout hervorzugehen, so groß wie für einen Federgewichtler im Fight gegen Wladimir Klitschko.

Freiburg-Trainer Streich fand es "schrecklich"

Für die nationale Konkurrenz ist das ein dunkles Zeichen. Der Königsklassen-Finalist der vergangenen Saison kann auch einem Gegner, dessen seriöse Daueraufbauarbeit man im Westfälischen besonders schätzt, die Farbe aus dem Gesicht treiben und zum rührenden Bekenntnis bewegen. „Wenn ich nicht Trainer von Freiburg gewesen wäre“, offenbarte Streich, „hätte es mir auch Spaß gemacht, Dortmund zuzuschauen. So war es schrecklich.“ Und dass der fast makellos in die Spielzeit gestartete Tabellenführer (19 Punkte, 21:5 Tore) beim Freiburg-Abriss auch noch die verletzungsbedingten Ausfälle von Piszczek, Kehl, Gündogan und Schmelzer (werden alle weiterhin fehlen) kompensieren musste, dürfte zur Stimmungsaufhellung kaum beigetragen haben.

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Klopp versuchte es mit anderen Mitteln. Dem 1:0 durch Reus in der 35. Minute war zehn Minuten später, Sekunden vor dem Pfiff zur Pause, das 2:0 gefolgt. Per Elfmeter durch Reus. Wegen zu starken Klammerns von Fallou Diagne bei BVB-Stürmer Robert Lewandowski. Als Schiedsrichter Markus Schmidt dem Verteidiger die Rote Karte präsentierte, war es für Freiburgs Federgewichtler dann so, als hätte sich Vitali Klitschko spontan zur Bruderunterstützung entschlossen.

Reus schwärmte vom Lewandowski-Lupfer

Und außerdem: dieses fies sommerwarme Herbstwetter: „Mit zehn Mann in der englischen Woche auch noch gegen den Lorenz anzurennen, ist kein Zuckerschlecken“, attestierte Dortmunds Trainer dem Streich-Ensemble, ohne zu erwähnen, dass seine Spieler Dienstag im Pokal 120 Minuten erfolgreich absolviert und trotzdem dem Kontrahenten mit physisch anspruchsvollem und psychisch schärfste Konzentration abverlangendem Pressing und Gegenpressing die Luft zum Atmen geraubt hatten.

5:0 - Borussia Dortmund fegt Freiburg vom Platz

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Ohne die Übertragung von individuell überlegener Klasse in überschäumende Spiellaune würde sich die Lauferei allerdings nicht lohnen (die personell gekappten Freiburger absolvierten 113 Kilometer, Dortmund 118). Reus schwärmte vom 3:0-Lupfer Lewandowskis aus bedrängter Situation (58. Minute): „Weltklasse.“ Das 4:0 besorgte der Mann, dessen offensichtliche Arbeitsplatzzufriedenheit seltsam kontrastiert mit seinem Wunsch, mit Saisonschluss zu den Bayern zu wechseln, dann ebenfalls noch (70.). Und der eingewechselte Jakub Blaszczykowski rundete mit dem 5:0 ab (79.).

Buvac auf der Bank

Vor der Partie in der Champions League gegen Marseille am kommenden Dienstag im eigenen Stadion ist wegen dieser hübschen Gala nun eine gewisse Leichtigkeit beim BVB zu verzeichnen. „Wir fühlen uns nicht wahnsinnig unter Druck“, erklärte Klopp trotz der Niederlage zum Gruppenauftakt beim SSC Neapel. Der Trainer selbst muss aus bekannten Gründen (Gesichtsentgleisung auf italienischem Boden) die Bankaufsicht seinem Co-Coach Zeljko Buvac überlassen und fürchtet wegen des ausverkauften Hauses, keinen Schalensitz abzubekommen. Wie seine Anvertrauten sollte er dieses Problem lieber nicht lösen. „Wir haben uns frei geschossen.“