München. . Für den Dortmunder Mittelfeldspieler Sven Bender ist das Pokalspiel keines wie jedes andere: Er wurde bei 1860 zum Fußballprofi, insgesamt sieben Jahre spielte er für die Löwen. 2009 wechselte er zu Borussia Dortmund. Im DFB-Pokal spielt er jetzt erstmals gegen seinen alten Klub 1860 München.
Sven Bender muss die alten Geschichten nun immer wieder erzählen, oder besser gesagt: Er darf sie immer wieder erzählen. An diesem Dienstag tritt Borussia Dortmund zum Pokalspiel beim TSV 1860 München an. Und der Dortmunder Nationalspieler Bender freut sich mindestens ebenso sehr auf diese Partie wie der Zweitligist. „Ich glaube, das wird ein Highlight“, sagt der 24-Jährige.
Von 2002 bis 2009 hat der Rosenheimer bei den „Löwen“ gespielt, erst in der Jugend, dann in der zweiten Mannschaft und schließlich bei den Profis. Seit gut vier Jahren geht er in Westfalen seinem Beruf nach. Nun zu den Sechzigern zurückzukehren, ist für ihn auch deshalb etwas Besonderes, weil es das erste Mal ist. Und noch ein bisschen besonderer wird diese Partie für ihn, weil er in seiner Karriere noch nie gegen einen ehemaligen Verein antreten konnte.
„Zweimal gefühlte Bundesliga“
Das hat erstens damit zu tun, dass Bender als Profi außer beim BVB nur beim TSV 1860 angestellt war, zweitens aber auch damit, dass sein ehemaliger Klub nun schon im zehnten Jahr in der zweiten Liga vor allem mit sich selbst zu kämpfen hat. Für Bender war es wohl gar nicht einmal so schlecht, „dass der Verein über viele Jahre finanziell nicht ganz so rosig dastand und schon aus der Not heraus auf die Jugend setzen musste“, wie er sagt, „die Jungen haben die Chance aber auch genutzt“.
So wie er.
Geändert hat sich an den strukturellen Problemen bei 1860 auch nach dem Einstieg des Investors Hasan Ismaik 2011 wenig – und auch nicht daran, dass die „Löwen“ dazu neigen, über sich selbst herzufallen. Mit dem neuen Trainer Friedhelm Funkel soll sich zumindest sportlich eine gewissen Kontinuität einstellen, und nach dem 3:1 gegen Erzgebirge Aue hat sich sogar so etwas wie Aufbruchsstimmung breit gemacht. Nicht zuletzt bei Funkel, der es gleich mehrfach als „geil“ bezeichnete, sich nun mit dem Champions-League-Finalisten und seinem alten Kumpel Jürgen Klopp messen zu dürfen.
Funkel ist regelrecht euphorisch geworden, als er darüber sprach. „Da muss ich doch 150 Minuten laufen, auch wenn wir nur 120 Minuten spielen können“, hat er gesagt und hinzugefügt: „Nürnberg hat es uns vorgemacht, was mit Leidenschaft und Engagement möglich ist.“ Ein 1:1 hat der BVB in der Bundesliga zuletzt aus Franken mitgebracht, zudem die angeschlagenen Marco Reus und Marcel Schmelzer.
1860 München hofft auf die Überraschung
Ob sie spielen können, wird sich kurzfristig entscheiden, Mats Hummels dürfte wohl wieder zur Verfügung stehen. Doch auch unabhängig von den leichten Personalsorgen bei der Borussia hoffen sie beim TSV, diese vielleicht zu überraschen. „Mit Leidenschaft können wir die Dortmunder sicher ein bisschen ärgern, wie lange, muss man abwarten“, sagt Funkel. „Das Spiel zu genießen“, empfiehlt er seinen Profis.
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Erstmals seit 2008 werden die 71 000 Plätze der Arena auch bei einem Löwen-Spiel ausverkauft sein, seit einem 0:1 nach Verlängerung im Pokal-Viertelfinale gegen den FC Bayern. Sven Bender war damals dabei, gemeinsam mit seinem Bruder Lars, der nun bei Bayer 04 Leverkusen spielt. Der heutige Dortmunder Bender dürfte sich damals ungefähr so gefühlt haben wie der aktuelle „Löwe“ Yannick Stark, der das Spiel nun ähnlich wie Bender als „absolutes Highlight“ bezeichnete. „Jetzt können wir uns mal mit den richtigen Bundesligastars messen“, sagte Stark ziemlich demütig.
Erinnerung an die alten Geschichten
Vielleicht sollten sie bei 1860 auch noch einmal an die ganz alten Geschichten erinnern. Vor gut 15 Jahren gastierte Borussia Dortmund sogar als Champions-League-Sieger beim TSV – und lag nach 25 Minuten 0:4 zurück. In der ersten Bundesliga war das noch, und dorthin wollen die „Löwen“ ja nach dieser Saison endlich wieder zurückkehren. „Zweimal gefühlte Bundesliga“, hat Funkel die beiden nun anstehenden Spiele gegen den BVB und beim 1. FC Kaiserslautern genannt und vorgegeben, wie er sich das so vorstellt in dieser Woche: „Im ersten Spiel überraschen, im zweiten Spiel Lautern hinter uns lassen.“
Sven Bender, der im neuen Umfeld nur „Manni“ gerufen wird, dürfte zumindest auf Letzteres hoffen, um auch nach dem Pokalspiel bald wieder einmal zu 1860 München zurückkehren zu dürfen.