Dortmund. . Vizemeister Borussia Dortmund stehen englische Wochen ins Haus, am kommenden Mittwoch steht die Reise zum ersten Champions-League-Gruppenspiel beim SSC Neapel an. Zuvor allerdings kommt der Hamburger SV - mit dem der BVB noch mindestens eine Rechnung offen hat.
Wenn in Deutschland die ersten Blätter fallen und die Laubbläser aus den Kellern geholt werden, steht der Fußball erst voll im Saft. Für Borussia Dortmund bedeutet das: Am Samstagabend um 18.30 Uhr (live im WAZ.de-Ticker) liegt im eigenen Stadion die Partie gegen diesen Hamburger SV an, der trotz aller Versuche, sich das Image eines hoffnungslos zerstrittenen hanseatischen Männerhaufens zuzulegen, noch immer zu den unberechenbaren Größen der Bundesliga gezählt wird.
Am darauffolgenden Mittwoch müssen die Schwarzgelben dann in Begegnung Nummer eins der Champions League beim SSC Neapel antreten, einem Gegner, der ihnen von einem nicht wohlwollenden Schicksal zugeteilt wurde. Und dann geht es gegen Nürnberg. Und dann geht es im Pokal nach München, wo 1860 wartet…
Dagegen hatte das in beschaulichem Rhythmus über Wochen ausgebreitete und mit der Länderspielpause abgerundete Auftaktprogramm für den BVB den Charakter einer Traumschiffreise der TV-Veteranen. Vier Begegnungen mit Mittelgewichtlern, vier Siege eingefahren, Punktestartrekord eingestellt, Platz eins in der Tabelle übernommen.
Jürgen Klopp hat deshalb betont: „Die heiße Phase beginnt mit dem Spiel gegen den HSV.“ Dass die Gäste in der vergangenen Saison in beiden Partien die Punkte einsammelten, dass sie Dortmund mit sieben Treffern übelst bescherten (3:2, 4:1), löst beim Borussen-Trainer zwar Revanche-Gelüste aus: „Wir haben ein bisschen was vor.“ Wirklich von Bedeutung ist aber: Die Konzentration nicht vorauseilen zu lassen nach Italien.
Misstrauen gegenüber der eigenen Reaktion
In der vergangenen Spielzeit ist das passiert. In der vergangenen Spielzeit steckte in den Hinterköpfen der Spieler schon der Gedanke an die Königsklasse, wenn die Mühen der nationalen Ebenen noch nicht bewältigt waren. Karl-Heinz Rummenigge hat das für den BVB so analysiert.
Der Vorstandsvorsitzende der Bayern hat seine Akteure ermahnt, „in dieser Phase, wo du dir keine Schwäche erlauben kannst“, die Zähler nicht herumliegen zu lassen wie letztens die Westfalen. Bei Klopp fand er über die räumliche Distanz hinweg Zustimmung. Der Trainer meint jedoch, dass „schon das Wissen um die Problematik der erste Schritt“ dahin sei, die „richtigen Schlüsse“ zu ziehen: „Wir sind ein Jahr weiter.“
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Ein Lernjahr. Die Frage ist allerdings: Kann nicht auch das Falsche in das Gedächtnis eingeschliffen worden sein? Dass der oft havariert wirkende HSV-Dampfer nach seinem ersten Punkte-Dreier (4:0 gegen Aufsteiger Eintracht Braunschweig) eintrifft, dürfte in Dortmund zumindest für weniger Nachdenklichkeit sorgen als das leichte Misstrauen gegenüber der eigenen, eben doch nicht exakt vorherbestimmbaren Reaktion auf die zukünftigen Riesenaufgaben. Andererseits ist nicht nur ein Lernjahr verstrichen, die Mannschaft hat auch ihr Gesicht verändert.
Blaszczykowski fehlt verletzt
Zwei der Neuen sollten gegen den HSV, bei dem Boulevard- und Rasen-Star Rafael van der Vaart nach ausgeheilter Oberschenkelzerrung wieder an Bord ist, von Beginn an auflaufen. Henrikh Mkhitaryan – und Pierre-Emerick Aubameyang, weil Jakub Blaszczykowski mit einer Innenbandzerrung im Knie vom Länderspiel mit Polen zurückkehrte.
Personell ist man also gut aufgebaut und, wie vor den Niederlagen 2012/2013, in der Favoritenrolle. Das erzeugt Druck. Und dass Klopp kund getan hat, von dem Gefühl durchdrungen zu sein, „dass wir alle kommenden Spiele gewinnen müssen, nicht, weil alle Gegner schlagbar wären, sondern weil alle kommenden Spiele so wichtig sind“, mindert ihn nicht. Wie auch? Es ist ja richtig. Wenn nicht jetzt Laub blasen, wann dann?