Dortmund. . Keine Einsatzminuten für Borussia Dortmunds Innenverteidiger Mats Hummels gegen Österreich und die Färöer? Für BVB-Trainer Jürgen Klopp stecken darin auch Vorteile - aber nicht nur: Für die Borussen stellt sich die Frage, wie der Dortmunder Führungsspieler mit der für ihn frustrierenden Situation umgeht.

Weil die Null gegen Österreich und die Färöer zur Standfestigkeit zurückgefunden hat, ist diese Debatte beendet. Die Nationalelf kann also vor allem wichtige WM-Qualifikationspartien gewinnen, ohne dass anschließend beim Zählen der Gegentreffer die Finger zur Hilfe genommen werden müssen. Langeweile kommt aber nicht auf. Für eine neue Debatte lässt sich schon reichlich Stoff finden. Generelles Thema: Gibt es im Ensemble von Bundestrainer Joachim Löw noch Blockbildung? Und wenn: Ist Borussia Dortmund daran noch beteiligt?

Vor der Bundesliga-Begegnung mit dem Hamburger SV am Samstagabend, 18.30 Uhr (Sky und im Live-Ticker), im eigenen Stadion hat Jürgen Klopp versucht, dem minimalen Schwarzgelb-Anteil im Farbbild von München und Torshavn etwas Positives abzugewinnen. Der „Rhythmus“ in der Liga sei durch die zwischengeschobenen Spiele der nationalen Auswahl zwar „unterbrochen“ worden, meinte der BVB-Trainer. Das jedoch sei nicht gar so schlimm: „Es wurden nicht so viele Spieler belastet. Das hat auch Vorteile.“

Hummels nach zehntägiger Abwesenheit ohne Einsatzminute

Betonung auf: auch. Vor allem darin, dass Mats Hummels nach zehntägiger Abwesenheit keine Einsatzminute vorweisen konnte, erkennt Klopp nicht nur die Vorteile. Mit einem Blick zurück in Ironie widmete er sich deshalb einem Lieblingsthema. Medien und Fußball. „Ihr habt ja eine neue defensive Stabilität festgestellt”, verkündete der Trainer den Journalisten, bevor er die Unnötigkeit von defensiver Stabilität gegen einen mangels Offensive nicht fordernden Gegner wie Österreich betonte und dem Team mit dem Bundestrainer als Frontmann von hinten durchs Auge gratulierte: „Die Innenverteidigung hat gegen die Färöer auch sehr gut funktioniert. Das freut mich.“

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Zur Erinnerung: In der Innenverteidigung liefen in beiden Ländervergleichen der Bayer Jerome Boateng und der Arsenal-Akteur Per Mertesacker auf. Hummels trainierte viel, sogar noch nach dem Abpfiff des Spiels gegen die Färinger. Geredet hat er über diese Erfahrung nicht. Doch sein Vereinstrainer fühlte sich dazu veranlasst, herauszustellen, dass „Fußballer auch nur Menschen“ seien. Sollte bedeuten: Sportlich kann es Phasen geben, in denen „die maximale Sicherheit“ nicht da ist. Wie zuletzt in der Ligapartie gegen Frankfurt, als Klopp Hummels zur Halbzeit vom Platz geholt hatte (weitere Begründung: Gelb-Rot-Gefährdung). Und außersportlich bleiben Frusterlebnisse nicht allein in Kleidern, sondern sogar in Trikots hängen.

Klopp ist weiterhin froh, dass Hummels beim BVB spielt

Wie der gegenüber sich und anderen anspruchsvolle Hummels mit der Situation umgeht, wird sich in der Auseinandersetzung mit den Hamburgern zeigen, gegen die der BVB in der vergangenen Saison nicht einen Punkt einsammeln konnte. Dass Klopp seinen Eröffnungsspieler mit Anführerrolle ausgerechnet nach dem Test der Nationalelf gegen Paraguay (Löw zum Warum: Hummels fehlte zuletzt die Sicherheit) aus der Frankfurt-Partie genommen hatte, lieferte den Kritikern einen gut sichtbaren Ansatzpunkt. Gegen den HSV dürfte der Trainer schon aus psychohygienischen Gründen wieder auf Hummels bauen: „Ich bin nach wie vor sehr froh, dass Mats Hummels ein Spieler von Borussia Dortmund ist, und ich bin sicher, dass er noch sehr viele gute Spiele für Dortmund machen wird.“

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Doch an der Person Hummels wird die Debatte über den nach hinten versetzten BVB-Block lediglich abgearbeitet. Weil Ilkay Gündogan mit Wirbelsäulenprobleme die Länderspiele verpasste (fehlt auch gegen den HSV) und Marco Reus mit einem Magen-Darm-Infekt gegen die Färöer nicht dabei war (wieder auf dem Damm), war zuletzt noch Marcel Schmelzer intensiv für die Nation tätig. Auch Sven Bender durfte nur kurz mitmachen. Blockbildung? In Reihe eins war der Block der Bayern nicht zu übersehen. Fußballerische Tatsachen sind allerdings immerhin flüchtiger als architektonische.