Dortmund. . Kaum haben Borussia Dortmund und der FC Bayern München das Endspiel der Champions League erreicht, nehmen die Spannungen zwischen beiden deutschen Spitzenklubs zu. Am Samstag treffen sie sich in der Bundesliga.

Die Szene hatte etwas von einem Agentenfilm mit James Bond. Oder gar mit dem verrückten Austin Powers. Es ging um nicht weniger als die Weltherrschaft.

Der Vorstand eines neuen Sponsors von Borussia Dortmund hatte erklärt, dass seine türkische Fluglinie in den nächsten 100 Jahren die beste Airline der Welt sein wolle. Das passe doch zum BVB. Dessen Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke habe gerade verraten, dass die Dortmunder „in den nächsten 100 Jahren die beste Mannschaft der Welt haben wollen“.

Weltherrschaft also. Und damit jetzt auch bayerische Allmachtsfantasien (Uli Hoeneß: „Am Ende wird der FC Bayern wie immer oben stehen“) beim westfälischen Champions-League-Finalisten?

Mittagessen zwischen den Vertretern der Vereinsspitzen fällt aus

Mitnichten. Beim BVB ist man sich weiter der eigenen Rolle im Vergleich zum Umsatzriesen und aktuellen deutschen Branchenprimus FCB bewusst. Aber dass man die Bayern aus München am 25. Mai in Wembley mal wieder so richtig ärgern kann, wissen die Dortmunder genauso gut. Und genau daran hätten sie ihren Spaß. Auch deshalb, weil das Verhältnis zwischen den beiden Alphaklubs der Bundesliga in der letzten Woche mächtig abgekühlt ist. Von „Irritationen“ sprach Hans-Joachim Watzke gestern und meinte nicht nur den Bayern-Ankauf von Mario Götze, über den der Rekordmeister reichlich spät informiert hatte. Auch das konsequent undurchsichtige Werben der Münchener um BVB-Torjäger Robert Lewandowski und dessen umtriebige Berater stört die Dortmunder. „Es ist keine Feindschaft. Unser Verhältnis ist arbeitsfähig. Aber meine Bewunderung für den Klub ist merklich abgekühlt“, betonte Watzke. Deshalb bleibt am Samstag vor dem Bundesliga-Duell zwischen beiden Klubs auch die Küche kalt. Das obligatorische Mittagessen zwischen den Vertretern der Vereinsspitzen fällt aus. „Wir werden uns im Stadion begrüßen“, sagte Watzke mit der Begeisterung, die ein BVB-Fan beim Besuch eines Bayern-Fanshops verspürt.

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Eiszeit also zwischen den beiden deutschen Spitzenklubs. Auch nach den Erfolgen in der Champions League in den letzten Tagen wurden keine Glückwünsche zwischen den Finalisten ausgetauscht.

Klopps Plan, die Bayern zu schlagen

Das Duell am Samstag hat indes längst nicht die Bedeutung und Brisanz wie frühere Spiele zwischen den Teams. Da ging es um nicht weniger als die Vorherrschaft im deutschen Fußball zwischen dem Meister der letzten beiden Jahre und der Mannschaft, die am Ende dieser Saison die Schale in den Händen halten wird. Die Lage in der Liga ist geklärt: Bayern Erster, Dortmund Zweiter. Und beide werden am Samstag, mit Blick auf den 25. Mai, kein Risiko eingehen. „Mal sehen, mit wem auch immer wir gegen wen auch immer spielen“, sagte Jürgen Klopp. Der BVB-Trainer bangt um Sven Bender, Marcel Schmelzer und Ilkay Gündogan. Und er hat Hoffnung, dass Mario Götze, der nach einem Faserriss vorerst ausfällt, in London ein letztes Mal für den BVB auflaufen kann. Ob mit dem Neu-Bayern Götze, ob ohne den Neu-Bayern Götze, Klopp hat einen Plan, um den Gegner zu schlagen. „Ob ich den Samstag zur Anwendung bringe, weiß ich nicht“, sagte er gestern mit schelmischem Lächeln.

Deutschland ist schon jetzt gespannt auf das Duell seiner besten Klubs in drei Wochen in Wembley und hat sich entschieden, wem es die Daumen drückt: Laut Umfragen unterstützen 25 Prozent der Deutschen die Bayern, 56 Prozent wünschen sich den BVB als neuen Champions-League-Sieger.