Barcelona. . Drei Titel in einer Saison schafften nicht einmal die legendären Weltmeister aus den 70er-Jahren. Aber selbst in Barcelona schenkten sich die Münchener noch die ganz große Party. Die soll es erst nach dem deutschen Finale in Wembley geben.
„Hee, Schweini, was ist?“, brüllte Hermann Gerland durch den Saal Neptuno im Hespereia Tower von Barcelona. Es war kurz nach eins – und Bastian Schweinsteiger strebte nach dem Champions Dinner der Bayern dem Ausgang zu, raus aus diesem riesenhaften Saal mit dem Charme einer Multifunktionsturnhalle. Aber Hermann Gerland, dieser knorrig-coole Co-Trainer des FC Bayern, wollte endlich mal Party machen, mit Zigarre, Whisky und allem Pipapo. Hier und jetzt. „Man muss doch die Feste feiern wie sie fallen“, sagte der 58-Jährige. Und dieses 3:0 über den FC Barcelona, in dessen Heimstatt Camp Nou im Halbfinal-Rückspiel der Champions League, es war sicher der beste Grund für ein ausschweifendes Fest. Doch Gerlands Wunsch nach einer imposanten Sause blieb unerfüllt. Die Bayern bleiben im Tunnel, sind bis zur Selbstverleugnung fokussiert auf den Titelgewinn, verkneifen sich jedes Triumphgebrüll. Dabei hatte „Tiger“ Gerland für die vorgerückte Stunde sogar seine Sangeskünste in Aussicht gestellt. Doch gesungen wurde nicht, obwohl auch Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge in seiner Bankettansprache noch angeordnet hatte: „Jetzt lasst es ordentlich krachen.“
Ein ewiger Stempel
Das anstehende Liga-Spiel am Samstagabend in Dortmund, die Generalprobe für das Champions-League-Finale am 25. Mai, sei da völlig egal: „Ihr braucht euch nicht vorzubereiten. Ihr seid längst Meister. Und mehr als Meister geht nicht.“
Zumindest nicht national, aber längst hat die Bayern der Wunsch erfasst, mit dem Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League einen ewigen Stempel zu hinterlassen. „Diese Elf“, sagte Rummenigge in einem der wenigen Sätze, in der das Verb „bewundern“ fehlte, „ist gerade dabei, die Geschichtsbücher des FC Bayern neu zu schreiben.“ Es gibt schließlich nur sehr wenige Dinge, welche die Bayern seit ihrer Beckenbauer-Müller-Maier-Glanzzeit Mitte der 70er-Jahre nicht vollbracht haben – das Triple gehört dazu.
Doch während das Pokalfinale am 1. Juni gegen den VfB Stuttgart bestenfalls im Langzeitgedächtnis gespeichert ist, bestimmt das finale Duell mit Borussia Dortmund schon jetzt Herz und Hirn aller Bayern. „Ich glaube nicht, dass wir Favorit sind“, befand Torwart Manuel Neuer. „Die Chancen stehen fifty-fifty. Es kommt nur auf die Tagesform an.“ Der Respekt vor dem BVB ist allerorten spürbar. „Wir werden jetzt keine Kampfansage nach Dortmund schicken. Dazu sind wir viel zu stilvoll“, sagte Rummenigge mit einem Seitenhieb auf die jüngsten Stil-Debatten angesichts des krachend kommunizierten Wechsels von Mario Götze.
„Wir sind der Maßstab“
Aber bei allem Selbstbewusstsein, bei aller von oben zur Schau gestellten Lockerheit schwingt gehörige Anerkennung mit. Das Tröstliche für die Bayern ist: Den Dortmundern wird es nicht viel anders gehen.
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Vor der Auslosung hätte dieses Lob wohl dem FC Barcelona gegolten, dessen Aura auch bis nach München gestrahlt hatte. Doch nun, nach dem rauschhaften 4:0 im Hinspiel, nach dem monströs souveränen 3:0 vom Mittwoch, haben sich die Gewichte verschoben: „Momentan sind wir der Maßstab für alle anderen“, sagte Arjen Robben angemessen ergriffen. Auch Hermann Gerland disponierte flugs um: Er wollte seinem bald dreijährigen Enkelsohn Paul eigentlich ein Barcelona-Trikot mitbringen. Aber nun, nach der 7:0-Abreibung in zwei Spielen durch seinen FC Bayern: „Da bring ich ihm lieber eins von unseren mit.“
Die Münchner sind ohne Zweifel derzeit das beste Team Europas, womöglich gar der Welt. Aber wer wirklich groß ist, bestimmt am Ende immer auch das letzte Spiel. Jetzt, nach den zwei verlorenen Finals von 2010 und 2012, will nicht nur Thomas Müller „dieses Scheißding holen“. Damit nachgeholt werden kann, was viele langsam vermissen angesichts dieser phänomenalen Saison: „Die Feierlichkeiten waren bisher ein wenig enttäuschend“, witzelte Müller. In London will ja auch Hermann Gerland endlich singen.
Bayern erreichen Finale
