Düsseldorf. . Über Borussia Dortmund wird viel geredet vor dem Madrid-Spiel. Aber wenig über Fußball. Und das kann der Konzentration schaden. Dass Mario Götze im Sommer Richtung München aufbrechen und Robert Lewandowski seit Monaten ständig mit irgendeinem Klub in Verbindung gebracht wird, das zehrt an den Nerven.

Äußerst provokant war der BVB schon wieder mit dem FCB auf Augenhöhe unterwegs. Zehn Spieler entfernte Jupp Heynckes bei der Partie gegen Freiburg im Vergleich zum vorangegangenen Königsklassen-Duell mit dem FC Barcelona aus der Starformation. Und was machte der Kollege Jürgen Klopp? Er entschied sich beim zwischen den bedeutenden Begegnungen mit Real Madrid angesiedelten Auftritt in Düsseldorf dazu, erstmals ebenfalls gleich auf zehn Akteure zu verzichten, die zuletzt noch das 4:1 gegen die Spanier besorgt hatten. Borussia Dortmunds Trainer präsentierte anschließend allerdings einen anderen Denkansatz als der Kollege aus dem Bayerischen, der lediglich routiniert anmerkte, es habe sich um eine Maßnahme zur Regeneration gehandelt. „Wir haben die Jungs nicht geschont, wir haben die Frischen auf den Rasen geschickt.“

Gespräch mit Lewandowski

Im Gesamtzusammenhang muss das wohl als weiterer Versuch gewertet werden, das Selbstverständnis aufzumöbeln, nach dem man bei Schwarzgelb die große Kraft auch aus dem engen Gruppenkontakt saugt. Dass Mario Götze im Sommer Richtung München aufbrechen und Robert Lewandowski seit Monaten ständig mit irgendeinem Klub und vor allem den Bayern in Verbindung gebracht wird, das zehrt ja an den Nerven.

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Selbst Kapitän Sebastian Kehl, der zwar nicht mehr erste Wahl für ein Pöstchen auf dem Platz ist, aber immer noch als Teamsprecher fungiert, wirkte nach dem nur in den letzten Minuten leicht gefährdeten 2:1 bei den Fortunen wenig amüsiert. „Wir konzentrieren uns auf das, was wir sportlich beeinflussen können“, sagte er. Und das hatte weniger den Klang einer Zustandsbeschreibung als den einer Beschwörungsformel.

Ein wenig Konzentration ist nämlich schon vonnöten, wenn es am Dienstag in Madrid nicht trotz des recht komfortablen Hinspiel-Ergebnisses noch schief gehen soll. Aber Götze wird gehen. Und mit Topstürmer Lewandowski ist für den 15. Mai ein Gesprächstermin anberaumt, bei dem laut BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke der Ausgang offen ist: „Das heißt nicht, dass er auf jeden Fall wechseln wird.“

Lewandowskis Berater jedoch interpretieren die Situation anders. Sie glauben, obwohl ihr Schützling anders als Götze ohne Ausstiegsklausel vertraglich bis 2014 gebunden ist, es müsse nur noch darüber geplaudert werden, zu welchen Modalitäten eine Trennung vollzogen wird. Und das wiederum führt zu einem gnadenlosen Mediensperrfeuer. Die Spekulationen über die Zukunft des Polen schlagen in immer schnellerem Rhythmus ein.

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"Ein geiler Fußballer"

Was tun? Klopp bemüht sich sichtlich darum, den Kugeln ihre Wucht zu nehmen. Schon sein Wort von den anderen Müttern, die auch schöne Söhne haben, sollte alle, die für die Zukunft schwarz malten, lässig an die normalen Mechanismen im Geschäft erinnern. Und dass der Trainer in Düsseldorf verkündete: „Zwischen Lewi und mir ist es sensationell“, sollte herausarbeiten, dass gegen jedes Bohei da draußen im Inneren Harmonie herrsche. Klopp räumte aber auch ein: „Es ist nicht so, dass wir nicht lieber über andere Dinge sprechen würden.“

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Über Dinge des Fußballs als Sport, darüber, dass es für die angeschlagenen Götze, Piszczek, Gündogan auch gegen Real eng werden könnte, darüber, dass die Frische-Elf mit Spielern wie Bittencourt, Hofmann, Leitner die Fortuna ziemlich locker in die Arme des Abstiegsgespenstes treiben konnte. Das 1:0 erzielte Nuri Sahin. Linksschuss aus rund 30 Metern, genau „da hin, wo ich ihn hinhaben wollte“. Das 2:0 legte Sahin dem eingewechselten Jakub Blaszczykowski auf. Klopp war daraufhin voll des Lobes für den Torschützen und Einfädler: „Das ist einfach ein geiler Fußballer.“ Und einer, mit dem man planen kann, weil er zwar nur von Real Madrid ausgeliehen, aber desillusioniert in die westfälische Heimat zurückgekehrt ist.