Dortmund/München. Lothar Matthäus kanzelt Mario Götze als „unglaubwürdig“ ab, Felix Magath prophezeit auch den Bayern Probleme und so manch einer hat Angst vor „schottischen Verhältnissen“ in der Bundesliga. Die Verkündung des Sensations-Transfers von Borussia Dortmunds Nationalspieler Mario Götze zu Rekordmeister Bayern München zur neuen Saison hat die deutschen Fußball-Experten und -Fans überrascht und aufgewühlt.
Der Wechsel von Mario Götze zu Bayern München hat überall im Fußball für Aufsehen gesorgt.
Wir fassen die Reaktionen zusammen.
Das moralische Handeln Götzes verurteilte dabei ausgerechnet Rekordnationalspieler Matthäus, bei seinem Wechsel 1984 von Borussia Mönchengladbach nach München selbst als „Judas“ verunglimpft. „Die Fans fühlen sich veralbert. Die Aussagen, die Mario Götze in der jüngeren Vergangenheit getroffen hat, machen ihn unglaubwürdig. Das schadet dem ganzen Fußball“, sagte der 150-malige Nationalspieler bei Sky Sport News HD. Dass der Wechsel des 20-Jährigen ausgerechnet einen Tag vor Dortmunds Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid herausgekommen ist, sei „nicht fair, einfach unglaublich“.
Am Mittwoch gegen Real prophezeit Matthäus Götze „von der Psyche her ein nicht einfaches“ Spiel. „Wer ganz bösartig denkt, denkt an das Viertelfinale gegen Malaga“, sagte Matthäus: „Da war Götze schon eine entscheidende Person und hat sechs oder sieben Großchancen vergeben. Da hat er schon Nerven gezeigt, denn die Sache ist sicher schon länger klar. Aber vielleicht ist es für ihn jetzt auch eine Erleichterung, dass es raus ist.“
Doch nicht für Götze ist der „zu einem völlig ungeeigneten Zeitpunkt bekannt gewordene Wechsel“ eine Belastung. Da ist sich zumindest der frühere Bayern-Coach Magath sicher. „Wer glaubt, dieses Thema sei nur ein Problem für Borussia Dortmund, der täuscht sich“, schrieb Magath auf Facebook: „Meiner Meinung nach wird diese Personalie auch die aktuellen Bayern-Spieler mehr beschäftigen als Jupp Heynckes zum jetzigen Zeitpunkt lieb sein kann.“
Bruchhagen „hätte das auch gemacht“
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Nicht nur für Eintracht Frankfurts Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen wirkt nun verwunderlich, dass Hoeneß noch in der Vorwoche vor den „spanischen Verhältnissen“ - der klaren Dominanz von nur zwei Mannschaften - als Gefahr warnte. „Aus Sicht der Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga geht der Transfer aber nicht ganz konform mit den zuletzt geäußerten Gedanken von Uli Hoeneß“, sagte Bruchhagen: „Aus Sicht des FC Bayern halte ich das aber für eine geniale Idee, weil Mario Götze das größte deutsche Fußballtalent ist. Wenn ich Verantwortlicher bei Bayern wäre, hätte ich das auch gemacht.“
Manch einer fürchtet sich nun gar vor „schottischen Verhältnissen“, denn in Schottland ist Celtic Glasgow nach dem Zwangsabstieg der Glasgow Rangers praktisch konkurrenzlos. Max Eberl, der von 1979 bis 1994 das Trikot von Bayern München trug, hält diese für übertrieben.
Super-Mario lobt Super-Mario
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„Man sollte nicht zu schnell ins Extreme abgleiten. Darüber auslassen kann man sich, wenn Bayern wirklich fünfmal in Folge Meister geworden sein sollte“, sagte der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach dem SID: „Der Götze-Transfer wird sicher auch zur Folge haben, dass ein oder zwei Spieler Bayern verlassen werden und Dortmund wieder groß einkaufen kann. Deshalb muss man erst einmal abwarten, was passiert.“
Bayer Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser äußerte sich vorsichtig. „Mario Götze ist einer der besten jungen Spieler in Deutschland neben Andre Schürrle“, sagte er: „Ich gönne es jedem Klub, der sich so einen Spieler leisten kann. Und Bayern hat sich verdient, ihn sich leisten zu können, denn sie haben es sich über Jahre hinweg erarbeitet.“
Mit Augenzwinkern beurteilte der Ex-Münchner Mario Basler den Transfer. „Beim FC Bayern haben sie mit Spielern vom Kaliber Super-Mario sehr gute Erfahrungen gemacht. Das ist mal Fakt!“, twitterte der einstige „Super-Mario“: „Nun also der Herr Götze.“ (sid)