Dortmund. Für Borussia Dortmund kam die Nachricht zur Unzeit: Einen Tag vor dem Champions-League-Halbfinale des BVB gegen Real Madrid wurde der Wechsel von Mario Götze zum FC Bayern bekannt. Trainer Jürgen Klopp appelliert nun an die Fans, Götze nicht auszupfeifen, sondern die Mannschaft zu unterstützen.
Jürgen Klopp gab sich wie immer: Lächelnd, geradezu betont gut gelaunt nahm er auf dem Podium Platz. Pressekonferenz zum Champions-League-Halbfinale des BVB gegen Real Madrid, so war der Termin angekündigt, aber natürlich musste es an einem solchen Tag auch und vor allem um etwas anderes gehen: die spektakuläre Nachricht vom Wechsel des Offensivkünstlers Mario Götze zum großen Rivalen Bayern München.
Die gute Laune des BVB-Trainers hielt nicht lange. Wie denn die Mannschaft mit der Nachricht umgehen werde, fragte ein Journalist – und schob noch nach: „Ich bitte Sie, auf die Floskel ‚Die Spieler sind Profi genug’ zu verzichten.“
Klopp: "Zeit heilt zwar nicht alle Wunden, aber sie hilft."
„Ich sehe Sie hier zum ersten Mal, aber gleich Forderungen erheben – Hut ab“, keilte Klopp zurück. „Von welchen Ressort sind Sie, Tierfilme?“ Spätestens da wurde klar, dass es mit der guten Laune nicht ganz so weit her war. Denn schon die Nachricht vom Wechsel an sich war eine schlechte, der Zeitpunkt, einen Tag vor einem der wichtigsten Spiele der jüngeren Vereinsgeschichte geradezu katastrophal.
Auch interessant
„Vier Stunden vor dem Spiel wäre noch ungünstiger“, meinte Klopp. „Aber auf einer Skala von eins bis zehn ist es schon bei neun.“ Der Trainer selbst wusste von dem Wechsel seit knapp zwei Wochen, am Donnerstag nach dem Malaga-Spiel wurde er eingeweiht. „Ich hatte also genau einen Tag mich zu freuen“, sagt er. „Deswegen bin ich jetzt aber auch allen anderen voraus und kann sagen: Zeit heilt zwar nicht alle Wunden, aber sie hilft.“
Die Enttäuschung der Fans wird bis Mittwochabend freilich nicht komplett verraucht sein – deswegen warb Klopp eindringlich um deren Unterstützung: „Wir sagen immer, dass der BVB ein außergewöhnlicher Verein ist, jetzt können wir das beweisen.“ Denn Götze habe sich weder gegen seinen Verein noch gegen seine Mitspieler entschieden: „Er ist der Wunschspieler von Pep Guardiola“, erklärte der Trainer. „Wenn also jemand schuld ist, dann ich. Aber ich kann mich ja nicht 15 Zentimeter kleiner machen, spanisch lernen und Tikitaka spielen lassen.“ Götze habe sich die Chance, mit einem derart außergewöhnlichen Spieler zusammenzuarbeiten, schlicht nicht entgehen lassen wollen – nachvollziehbar, findet Klopp.
Vergleich zu Reus-Wechsel
Zumal der BVB ja auch schon von Ausstiegsklauseln anderer Spieler profitiert habe: Als etwa Marco Reus vor einem Jahr für rund 17 Millionen Euro zum BVB gekommen sei, „da hat es in Gladbach sicherlich auch keine Freudentänze gegeben.“ Aber Reus habe, als der Wechsel bekannt war, noch tolle Spiele für Gladbach gemacht und dazu beigetragen, Platz vier zu erreichen. „Und wenn wir damit richtig umgehen, wird Mario uns helfen, unsere Ziele zu erreichen.“
Auch interessant
Hilfreich wäre dabei natürlich die Unterstützung des Publikums, mit der der Trainer fest rechnet: „Falls jemand es bis morgen nicht geschafft hat, sich zu erinnern, wie sehr wir geträumt haben, dieses Spiel zu erreichen, wie viel Herzblut wir hineingesteckt haben, dann sollte er besser nicht kommen“, fordert er. „Wer das verstanden hat, wird sich durch nichts davon abbringen lassen, uns zu unterstützen. Unsere Fans haben in Extremsituationen immer herausragend reagiert und ich denke, dass das auch morgen so aussehen wird.“
"Kuba geht nicht zu Pep"
So wichtig ist dies dem Trainer, dass er sich am Ende der Pressekonferenz noch einmal direkt den laufenden Kameras zuwendet, die die Pressekonferenz live übertragen. „Lasst uns alle einen speziellen Abend draus machen, einen richtigen BVB-Abend“, appelliert er. „Lasst uns alle Vollgas geben, damit wir gegen Real Madrid gewinnen können.“
Und auch seine Laune bessert sich im Laufe der Pressekonferenz wieder. „Ich bin nur enttäuscht von dem Wechsel, weil Mario so ein außergewöhnlicher Spieler ist“, erklärt er und wendet sich dann an Jakub Blaszczykowski, der neben ihm setzt. „Aber Kuba ist ein genauso außergewöhnlicher Spieler. Und der geht ja nicht zu Pep, der bleibt bei mir.“
Pause.
Grinsen.
„Glaube ich zumindest.“