Dortmund. Nach dem Spiel gegen Mainz 05 (2:0) gibt es bei Borussia Dortmund nur ein Thema: Das Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid, dass auch beim Auftritt von Hans-Joachim Watzke im ZDF-Sportstudio ausführlich zur Sprache kam – insbesondere die chaotischen Zustände beim Kartenvorverkauf.

Dortmund. Wenn BVB-Chef Joachim Watzke derzeit unter Leute kommt, gibt es meist nur ein Thema: Real Madrid und Eintrittskarten für das Halbfinal-Duell in der Champions League. „Ich habe es nicht gezählt, irgendwann habe ich resigniert und gesagt, es gibt nichts mehr“, erzählte Watzke am Samstagabend im ZDF-Sportstudio. „Jeder, mit dem ich in der zweiten Klasse mal im Sportunterricht war, meldete sich auf einmal.“

Das Thema Eintrittskarten ist ja ohnehin ein heikles rund um dieses Spiel, nachdem sich im Vorverkauf chaotische Szenen bis hin zu Schlägereien abgespielt hatten und ein reger Schwarzmarkthandel in Gang kommt.

„Wer ist auf Kriminalität gut vorbereitet?“

„In dieser Form der organisierten Kriminalität – das ist es ja schon fast – haben wir das noch nicht erlebt“, sagt Watzke über jene Schwarzhändler, die Ticketkäufer an einige Verkaufsstellen schickten, wo diese äußerst aggressiv auftraten. Hatte der BVB das Problem unterschätzt? „Wer ist auf Kriminalität gut vorbereitet?“, fragte Watzke zurück. In den vergangenen 30 Jahren habe es nie derartige Probleme gegeben.

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„Das war bei Borussia Dortmund ja auch immer so ein bisschen Folklore“, sagt der BVB-Boss. „Die Leute wussten: Wenn ich zig Stunden anstehe, kriege ich auch eine Karte.“ Jetzt habe dies zum ersten Mal nicht funktioniert. „Und da hat die Polizei gute Arbeit geleistet, das wäre sonst wirklich eskaliert.“ Eine Konsequenz hat der BVB bereits aus den Vorfällen gezogen: Zukünftig wird es keinen offenen Vorverkauf mehr geben.

Dass sie in Dortmund überhaupt über derlei Probleme diskutieren könnten, liegt an der verrückten Schlussphase des Viertelfinal-Rückspiels gegen den FC Malaga, als der BVB in der Nachspielzeit durch Treffer von Reus und Santana aus einem 1:2 einen 3:2-Sieg machte.

„Ich hatte keine großen Hoffnungen mehr, auch nicht nach dem 2:2“, gibt Watzke zu. „Ich dachte, wir scheiden aus, obwohl wir kein Spiel verloren haben.“ Bekanntlich kam es anders und auch auf den besseren Plätzen, wo der BVB-Boss während der Spiele sitzt, spielte sich Denkwürdiges ab: „Die drehten alle total durch. Das sind Szenen, die vergisst du im ganzen Leben nicht.“

Watzke will Kader qualitativ verstärken

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Von Thorsten Schabelon und Sebastian Weßling

Um derlei Szenen in Zukunft vielleicht öfter zu erleben, will der BVB – das hatte Watzke schon vor längerer Zeit angekündigt – einen großen Teil des in der Champions League eingenommenen Geldes in die Mannschaft investieren – und nicht nur in Ergänzungsspieler: „Wenn man in die Spitze investiert, wird die Breite automatisch breiter“, sagt der BVB-Chef.

Soll heißen: Top-Einkäufe verbessern nicht nur die Stammelf, sondern erhöhen auch den Konkurrenzkampf und die Zahl der Alternativen. Einschränkungen hat sich der Verein dabei keine auferlegt: „Das einzige Limit ist: Wir werden keinen Euro Kredit aufnehmen“, sagt Watzke. „Ansonsten gibt es keine Denkverbote.“