Dortmund. Der BVB steht im Halbfinale der Champions League - erstmals seit 15 Jahren. Zum zweiten Mal kommt Ronaldo in den Signal Iduna Park. Nicht nur sportlich bringt das große Herausforderungen für die Dortmunder mit sich, man muss sich auch mit gewaltigem Medieninteresse und besonders kreativen Journalisten arrangieren.

Den BVB und seine Verantwortlichen kann man sich derzeit vielleicht am besten vorstellen wie ein Kind, das zum ersten Mal einen Spielzeugladen betritt: ehrfürchtig, mit großen, staunenden Augen - aber auch dem vollen Bewusstsein, das man hier ordentlich abräumen kann. Borussia Dortmund, das wurde am Donnerstag wieder einmal klar, stößt derzeit in neue Dimensionen vor. Klar, der BVB stand schonmal im Halbfinale, 1998 war das, ein Jahr zuvor wurde der Wettbewerb sogar gewonnen. Aber das ist lange her und von den heute Verantwortlichen war damals keiner dabei.

Und so erlebt man immer wieder Überraschungen: Die 1400 Presseanfragen aus dem Ausland etwa, die der BVB in den Tagen nach der Auslosung bekam, als den Borussen Real Madrid als Gegner zugelost wurde. Die Herrschar ausländischer Journalisten, die schon sechs Tage vor dem Spiel an einer Pressekonferenz teilnehmen, die wegen der großen Nachfrage kurzfristig angesetzt wurde. Und die Kreativität einiger spanischer Journalisten, bei denen Interviews sehr frei aus dem Deutschen übersetzt wurden oder nur noch zu einem Drittel mit dem tatsächlich geführten Gespräch übereinstimmten.

Klopp gibt sich gelassen

Nur BVB-Trainer Jürgen Klopp gibt sich in dem ganzen Gewusel betont gelassen: "Ich habe mir noch gar nicht so viele Gedanken zu Real Madrid gemacht", sagt er - was man eben so sagt als Trainer, wenn man vorher noch ein Bundesligaspiel zu absolvieren hat. Man kann das glauben, muss es aber nicht, und ein wenig lässt sich Klopp dann doch entlocken: "Ich glaube, dass Real eine fußballerisch doch ziemlich talentierte Mannschaft ist, die gerne im Ballbesitz ist."

Mehr mag er noch nicht sagen, obwohl doch klar ist, dass man in Dortmund in den vergangenen Wochen deutlich mehr Erkenntnisse über den spanischen Rekordmeister sammeln konnte. Schließlich hat der BVB in der Vorrunde zweimal durchaus erfolgreich gegen die "Königlichen" gespielt - und dann ist da ja noch Nuri Sahin, der 2011 vom BVB nach Madrid gewechselt war, in der zurückliegenden Winterpause mit einem Umweg über den FC Liverpool zurückkehrte und vielleicht ja die eine oder andere Idee beitragen kann.

BVB erwartet eine andere Mannschaft als in den Gruppenspielen

"Es scheint, dass die Jungs in der Vorrunde schon eine Idee hatten", bremst der jedoch. "Sie haben vier Punkte gegen Real geholt, was nicht unbedingt normal ist." Doch die erfolgreichen Spiele aus der Vorrunde sind im Halbfinale nicht mehr viel wert: "Uns ist vollkommen klar, dass das am Mittwoch und eine Woche später andere Spiele als in der Gruppenphase sein werden", sagt Trainer Klopp.

Und weil laut Sahin die ganze Welt Real kennt, gibt es auch wenig überraschendes zu verkünden: "Wir wissen jetzt, dass man Cristiano Ronaldo nicht alleine lassen sollte", sagt Klopp. "Ronaldo kann man nicht über 90 Minuten stoppen, weil er immer eine überraschende Aktionbringen kann", ergänzt Sahin. Es gebe nur wenige Spieler auf der Welt, die ihn stoppen könnten - unter anderem BVB-Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek. "Aber ganz alleine kann er das nicht, wir alle müssen ihm helfen", sagt Sahin. "Und wir dürfen uns nicht nur auf Ronaldo konzentrieren", ergänzt Sahin. "Aber Real Madrid hat 18 bis 20 weitere sehr, sehr gute Spieler, wir müssen auf die gesamte Mannschaft achten."