Dortmund/München. . Die Englische Woche mit dem Halbfinale im DFB-Pokal kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Es herrscht wohltuende Stille zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München. Das war in den vergangenen Wochen nicht immer so. Eine Chronologie.
Lange war es ruhig um die gelebte Feindschaft zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund. Der Titelträger der vergangenen Jahre hatte den Rekordmeister und die Platzhirsche aus dem Süden der Republik vom Bundesliga-Thron verdrängt und auch auf dem Platz deutlich die Schranken aufgezeigt. Kein Grund also, große Töne zu spucken. Im Gegenteil: Der Respekt wurde sogar verbal transportiert.
Jetzt aber hat sich Bayern München die Schale zurückerobert und die „Mia-san-Mia“-Philosophie macht sich wieder breit. Und mit ihr auch die Sticheleien gegen den Rivalen aus dem Westen. Die reagierten gelassen bis genervt und ließen sich auch vor der Auslosung der Halbfinals in der Champions League nicht aus der Fasson bringen - gaben aber Konter, so dass sich ein mediales Ping-Pong-Spielchen entwickelte. In den Hauptrollen: Bayern-Präsident Uli Hoeneß, BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, Dortmunds Trainer Jürgen Klopp und Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende vom FC Bayern. Und auch Borussia-Sportdirektor Michael Zorc und Meistertrainer Jupp Heynckes mischten mit. Wir haben die Chronologie der Dinge zusammengefasst.
Der BVB-Bayern-Zoff um das haarige Halbfinale in der Champions League
Der Jubel in Deutschland war groß, als feststand, dass nach Borussia Dortmund auch Bayern München unter den besten vier Mannschaften in Europa ist. Die Krone in der Champions League wird zwischen zwei spanischen und zwei deutschen Teams ausgespielt. Kurz vor der Auslosung der Halbfinals ließ Bayern-Präsident Uli Hoeneß wissen: „Wir wollen ins Endspiel und Dortmund wäre der Gegner, gegen den wir die meisten Chancen hätten“, so der Ex-Nationalspieler, der unterstrich: „Meinen Sie, dass Dortmund besser ist als Real oder Barcelona? Ich glaube nicht!“
Hans-Joachim Watzke, Aufsichtsratsvorsitzender von Borussia Dortmund, gefiel die Aussage nicht und konterte: „Die vergangenen Jahre haben ja gezeigt, dass wir gegen die Münchner durchaus das eine oder andere Spiel gewinnen können. Da sollte sich Uli Hoeneß also nicht zu sicher fühlen“, so Watzke und ergänzte in Richtung München: „Für mich liegt der Reiz des Europapokals auch darin, internationale Partien zu spielen. Darum würde ich mich über zwei deutsch-spanische Duelle mehr freuen als über ein Halbfinale gegen die Bayern.“
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Auch BVB-Trainer Jürgen Klopp reagierte auf die Zitate aus München und sagte auf der Pressekonferenz vor dem Spiel in Fürth: „Das ist eine sehr selbstbewusste Aussage. Es ist aber auch nachvollziehbar, dass sie nach dieser Saison sehr selbstbewusst sind“, stellte der Coach fest und nahm die Provokation aus Bayern gerne auf: „Ehrlich gesagt bin ich immer einigermaßen dankbar, wenn man mir gewisse Vorlagen gibt. Vor unserem 0:1 im Pokal in München war das nicht so, da war es ruhig. Anscheinend hat ihnen das Ergebnis den Respekt vor uns genommen. Dann müssen wir dafür sorgen, dass das wieder anders wird – wenn es dazu kommt.“
Zorc schnippisch
Weniger cool reagierte Borussias Sportchef Michael Zorc, der nur kurz und knapp sagte: „Mich interessiert die Sabbelei nicht.“
Aber nicht nur die Auslosung in der Königsklasse wurde zum Thema im BVB-Bayern-Konflikt. Am Donnerstag wurde über den Boulevard Jürgen Klopps Haartransplantation zum Thema, nachdem der Trainer bestätigte: „Ja, es stimmt, ich habe mich einer Haartransplantation unterzogen. Und ich finde, das Ergebnis ist ganz cool geworden, oder?“ Eine Reaktion aus München sollte nicht lange auf sich warten.
Aber vorher stand die Auslosung im Blickpunkt und besser gesagt: Das Ergebnis, dass es kein direktes Duell zwischen Dortmund und Bayern gibt. Rummenigge freute sich über Barca statt Borussia: „Ich bin sehr glücklich über das Los, weil ich im Gegensatz zu Uli (Hoeneß) kein Freund einer deutschen Paarung im Halbfinale gewesen bin.“
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Und auch Watzke freute sich über die Los-Fee Ruud van Nistelrooy: „Wir sind mit dem Los zufrieden, denn wir wollten einen internationalen Gegner haben.“ Der BVB-Boss stichelte aber in Richtung München: „Es tut mir leid, dass Uli Hoeneß' Wunsch, gegen uns, den vermeintlich schwächsten Gegner, zu spielen, nicht hingehauen hat.“
Bayern-Präsident Hoeneß "ganz ehrlich"
Hoeneß selbst stellte nach der Auslosung noch mal klar, dass seine Aussage weder arrogant war, noch eine Stichelei gegen den Konkurrenten. „Wo war das denn arrogant? Was wäre denn gekommen, wenn ich mir Barcelona als Gegner gewünscht hätte? Hätte es dann geheißen, ich leide an Größenwahn?", so Hoeneß gegenüber der Bild. „Wenn ich gefragt werde, antworte ich ehrlich. Und wenn man eine Rangliste erstellt, dann ist Dortmund hinter Barcelona und Real auf Platz drei. Das ist nicht arrogant, das ist sachlich.“
Ganz „sachlich“ nahm sich BVB-Trainer Klopp dann noch der Brisanz um Pep Guardiola an – dem alten Barcelona- und künftigen Bayern-Coach. Münchens Sportdirektor Matthias Sammer stellte klar, dass man bei den Bayern nicht plane, den Spanier um Rat vor dem Duell mit den Katalanen zu fragen. Das sei ethisch nicht vertretbar.
„Ich verwette meinen Arsch, dass Herr Sammer und Herr Guardiola telefonieren werden“, sagte Klopp auf die Aussage von Sammer.
Klopps Hinterteil im Bayern-Museum?
Rummenigge reagierte promt und sagte: „Ich befürchte, sein Arsch wird irgendwann bei uns im Museum landen. Ich glaube, da hat er ein Stück zu viel verwettet“, und nahm dankbar die Haartransplantation Klopps auf: „Er hätte besser ein paar Haare verwettet. Die könnte er dann transplantieren lassen. Mit dem Arsch wird das schwierig.“
Für Torwart-Titan Oliver Kahn ist dieses Säbelrasseln zwischen den beiden Bundesligisten und bewies sich als Hobby-Psychologe: „Ich glaube, das ist ein wenig die Flucht nach vorne. Das wäre für den FC Bayern München der Super-Gau, wenn sie gegen Dortmund im Halbfinale ausscheiden würden – bei all der Rivalität und dem Erlebten in den letzten zwei Jahren. Da ist die Meisterschaft dann leider nur ein schwacher Trost.“
Am Montag legte Bayern Münchens Trainer Jupp Heynckes noch nach – aber nicht gegen den BVB, sondern gegen Rummenigge und Hoeneß: „Ich verstehe nicht, dass sich ehemalige Spieler und Trainer so äußern. Da rufe ich eher Johan Cruyff an, der hat das Barca-System eingeführt“, sagte der 67-Jährige mit einem Augenzwinkern. Und auch Franz Beckenbauer bekam sein Fett weg: „Vielleicht rufe den Franz mal an, er ist ja in allen Lebenslagen ein guter Ratgeber.“
Um die direkte Rivalität zwischen Dortmund und Bayern wird es wahrscheinlich in den kommenden Tagen etwas ruhiger werden. Die Bayern konzentrieren sich auf ihr DFB-Pokal-Halbfinale am Dienstag gegen den VfL Wolfsburg, während die Westfalen am Wochenende gegen Klopps „alte Liebe“ Mainz spielen. Sollten sich Borussia Dortmund und Bayern München im Champions-League-Finale in Wembley wieder sehen, werden garantiert die Säbel wieder rausgeholt.