Dortmund. Florian Kringe hat in seiner Karriere für den 1. FC Köln, Hertha BSC Berlin und den FC St. Pauli gespielt. Die längste Zeit war er aber beim BVB, dessen Trikot er schon als Elfjähriger trug. „Wenn ich irgendwann gefragt werde, laufe ich gerne mal in der BVB-Traditionself auf“, sagt er.

Wenn man in die Liste der Arbeitgeber von Florian Kringe schaut, sieht man, dass der Fußballer mit seinen 30 Jahren einen interessanten Karriereweg als Profi hinter sich hat. Burghausen, Aalen oder Fürth sucht man in seiner Vita vergeblich. Kringe war beim FC in Köln und bei der Hertha in Berlin aktiv und ist jetzt bei St. Pauli in Hamburg. Klubs, die auf ein gesundes Maß an Tradition und eine breite Fanbasis verweisen können. Dazu die lebenswerten Städte Köln, Berlin und Hamburg. Fehlt nur noch ein Vertrag bei einem der Münchener Klubs FC Bayern oder 1860.

Florian Kringe hat natürlich noch bei einem vierten Klub gespielt: Borussia Dortmund. Dort wurde er Profi, dort verbrachte er die meiste Zeit seiner Karriere. Und dem Klub gehört bis heute sein Herz. „Wenn ich irgendwann gefragt werde, laufe ich gerne mal in der BVB-Traditionself auf“, sagt er mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Die Schwarzgelben entdeckten den Siegerländer einst in der Fußball-Diaspora Südwestfalens. Als Elfjähriger kam Kringe zum BVB, holte sich später den deutschen B-Junioren-Meistertitel und kehrte nach zwei Lehrjahren beim 1. FC Köln vor der Saison 2004/2005 zum BVB zurück. Der befand sich gerade in der Krise. „Die Finanzprobleme, die Sitzung im März 2005 am Düsseldorfer Flughafen. Wir saßen als Spieler zusammen und haben auf das Ergebnis gewartet. Für viele Mitarbeiter beim BVB ging es um die Existenz“, erinnert sich Kringe heute, genau acht Jahre später.

Kringe mit Dortmund im Abstiegskampf

Der BVB zog wirtschaftlich den Kopf aus der Schlinge. Nur sportlich wollte es nicht aufwärts gehen. Trotz ordentlicher Hinrunde wurde Trainer Bert van Marwijk Ende 2006 entlassen. Mit Nachfolger Jürgen Röber rutschte der Traditionsklub in den Abstiegskampf. Mittendrin: Florian Kringe, der mit gerade 24 Jahren eine wichtige Rolle im Team spielte. Kringe, wie Marc Kruska oder Markus Brzenska ein kostengünstiges Eigengewächs, war flexibel einsetzbar und am Ende der Saison als einziger Borusse in allen 34 Duellen aufgelaufen. „In einem Spiel musste ich nacheinander auf vier Positionen ran“, sagt der Vielseitige. Kringe, eigentlich ein robuster Mittelfeldmann, spielte selten überragend, fiel aber noch seltener nach unten ab, sondern konnte im Gegensatz zu den meisten seiner Mitspieler ein konstantes Leistungsniveau halten. „Dortmunds Dynamo“, nannte der „Kicker“ den Unermüdlichen.

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Frustrierte BVB-Fans

Kringes zweite Konstante in dieser Seuchen-Saison: Bierduschen vor der Südtribüne. Er war es, der nach Niederlagen das Gespräch mit den frustrierten BVB-Fans suchte. Und da wurde es häufig feucht. „Die Leute sparen für den Stadionbesuch, bezahlen gutes Geld. Und dann liefern wir so eine Leistung ab“, sagte er damals.

BVB demütigt Freiburg

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Die Folgesaison unter Trainer Thomas Doll wurde spielerisch nicht attraktiver, aber der BVB kam überraschend ins Pokalfinale. Für Kringe, inzwischen gestandener Erstliga-Spieler, interessierten sich Bremen, Leverkusen, Wolfsburg und Hamburg. Das Dortmunder Eigengewächs verlängerte aber vier Jahre bei der Borussia. Opium fürs Volk: In sportlich extrem schwieriger Zeit wurde die Unterschrift in Fankreisen bejubelt.

Mit Jürgen Klopp ging es in der Saison 2008/2009 dann sportlich aufwärts. Eine Spielzeit, an die sich Kringe gerne erinnert. In Dortmund glich der BVB nach 0:3 im Revier-Derby noch zum 3:3 aus. In Köln gewann die Borussia dank eines Kringe-Treffers 1:0. „Ärgerlich war nur, dass wir am letzten Spieltag in Gladbach die Europapokal-Teilnahme verspielt haben“, erinnert er sich.

BVB-Planung ohne Kringe

Zu diesem Zeitpunkt wusste Kringe noch nicht, dass es seine letzte richtige Saison bei der Borussia sein würde. Denn dort bauten die Verantwortlichen personell um. In der Vorbereitung lief noch alles normal. Im August, kurz vor Ende des Transferphase, wurde ihm dann mitgeteilt, dass der BVB nicht mehr mit ihm plane. Der schwierigste Moment in Kringes Karriere. Der Verein, zu dem er als Jugendspieler gekommen war, hatte ihn aussortiert. „Das tat schon sehr weh“, sagt Kringe bis heute. Er wurde an die Hertha in Berlin verliehen, verletzte sich dort zweimal am Fuß. Kringe kehrte zum BVB zurück, war erneut verletzt und wurde danach nicht mehr berücksichtigt. In den Meisterjahren 2011 und 2012 kam er auf einen Liga-Einsatz. Bei diesen 13 Minuten in Kaiserslautern feierten ihn die BVB-Fans ein letztes Mal.

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Bester Vorlagengeber beim FC St. Pauli

Eigentlich würde der 30-Jährige gerne mal wieder gegen den BVB spielen. Aber bei seinem jetzigen Arbeitgeber, Zweitligist FC St. Pauli, ist nicht an Aufstieg zu denken. Beim Kiez-Klub fühlt sich Kringe trotzdem richtig wohl. Nach Anlaufschwierigkeiten ist er bester Vorlagengeber des Teams.

Jetzt also Hamburg – nach Dortmund, Köln und Berlin. Und tatsächlich stand auch mal München zur Diskussion. „Das war vor meiner letzten Vertragsverlängerung 2007 in Dortmund. Uli Hoeneß hat damals gesagt, ich solle nicht frühzeitig verlängern, weil sich auch die Bayern mit mir befassen“, erinnert er sich.

Sein Herz gab aber den Ausschlag für den BVB.