Dortmund/München. . Trainer Jupp Heynckes vom Fußball-Rekordmeister Bayern München hat auf die Plagiats-Vorwürfe seines Dortmunder Kollegen Jürgen Klopp reagiert. Es sei ganz wichtig, auch nach einer Niederlage Größe zu zeigen, meinte Heynckes. “Bayern hat ganz sicher kein Monopol auf großartiges Verhalten bei Niederlagen“, konterte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke.
Ein Betroffener wollte sich am Freitag nicht äußern. Shi Mingde, seines Zeichens bevollmächtigter Botschafter von China in Deutschland, hätte diplomatisch vermitteln können. Seine Volksrepublik China, in der Fußball-Weltrangliste auf Platz 96 hinter Kuba oder Armenien notiert, steht seit gestern im Mittelpunkt eines Streits zwischen den deutschen Fußball-Riesen Bayern München und Borussia Dortmund.
Nach dem Pokal-Gipfel hatten sich die klubeigenen Alphatiere nicht mal mit Watte-Bäuschchen beworfen. Die Dortmunder erkannten die Bayern als verdiente Sieger an. Selbst Uli Hoeneß gestand ein, dass der BVB seinen FCB auf ein neues Level geführt habe. Einen Reiz-Satz konnte er sich indes nicht verkneifen: „Mit diesem Spiel haben wir die Vormachtstellung in Deutschland geklärt.“
Klopp: "Schauen, was die anderen machen, um es abzukupfern"
Dann kam China.
Zurück in Dortmund war festzustellen, dass beim BVB nicht immer das nächste Spiel – am Samstag gegen Hannover – das schwerste ist. Die Niederlage in München lag noch schwer im Magen. „Im Moment ist es so, wie es die Chinesen in der Industrie machen: Schauen, was die anderen machen, um es abzukupfern und mit mehr Geld und anderen Spielern den gleichen Weg einzuschlagen“, äußerte Jürgen Klopp, der sich in München bereits Gedanken um die Zukunft der Bayern Arjen Robben und Mario Gomez gemacht hatte, Plagiatsvorwürfe: Bayern habe das laufintensive BVB-Spiel mit intensivem Pressing, schnellem Umschalten und frühem Gegenpressing kopiert.
Jetzt hat Jupp Heynckes keinen Doktor-Titel zu verlieren. Der Fußball-Lehrer nahm den Vorwurf aber persönlich. Und konterte.
„Es ist wichtig Größe zu zeigen“
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Klopp könne guten Fußball nicht zum Patent erklären, so Heynckes. Er sei mit Topteams wie Real Madrid oder den Bayern gegen viele große Teams angetreten, „und mir wäre nie eingefallen, wenn wir mal verloren haben, zu sagen, die haben von mir abgekupfert“. Dann wurde der Trainer-Veteran grundsätzlich: „Wenn Jürgen irgendwann in den Genuss kommt, Bayern oder Real zu trainieren, wird er merken, was das bedeutet, in eine andere Welt zu treten. Es ist ganz wichtig, im Sieg und der Niederlage Größe zu zeigen.“ Heynckes, 67, zeigte sich abschließend altersmilde, bemerkte mit Blick auf den 22 Jahre jüngeren Klopp: „Vielleicht ist es ihm in kleiner Runde herausgerutscht.“ Medienprofi Klopp äußerte seine China-Gedanken bei einer Pressekonferenz.
Klopp und Heynckes – gerade ziemlich schlechte Freunde. Dabei schätzen sich beide grundsätzlich. „Jupp ist ein großartiger Kollege. Ich werde ihn vermissen“, sagte Klopp, als Bayern Pep Guardiola verpflichtet hatte.
Watzke schlägt zurück
Nach den belehrenden Worten aus München fühlten sich indes erneut die Dortmunder auf den Plan gerufen. „Der FC Bayern hat ganz sicher kein Monopol auf großartiges Verhalten bei Niederlagen. Und fachlich ist unbestritten, dass sie ihren Spielstil dem unseren bis zur Perfektion angeglichen haben“, sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke dieser Zeitung.
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Der angeregte Austausch zeigt: Mit dem westfälisch-bayerischen Frieden der Fußball-Riesen ist es nicht so weit her, wie die Vereinsvertreter glauben machen wollten. Die in Sachen Bayern lange Zeit unbesiegbaren Dortmunder haben diesen Nimbus und alle nationalen Titelchancen eingebüßt. Und die Bayern? Sind halt die Bayern, müssen sich an niemandem orientieren, setzen selbst Maßstäbe aller Art. Das Dauer-Gezerre beider Klubs um Robert Lewandowski strapaziert zusätzlich die Nerven.
Lewandowski machte zumindest dem BVB gestern Freude. Das DFB-Bundesgericht reduzierte die Rotsperre des Polen um ein Spiel. „Ein Stimmungsaufheller“, sagte Hans-Joachim Watzke, nachdem er abends sein Team besucht hatte. Damit steht „Lewa“ am Samstag gegen Hannover, dem nächsten schweren Spiel, zur Verfügung.