Dortmund. . Der BVB will nur im DFB-Pokal-Viertelfinale weiterkommen. Der FC Bayern dagegen, der Souverän der Bundesliga, muss ein Trauma bewältigen: Seit sechs Spielen wartet man nun auf einen Sieg gegen die Dortmunder Borussen.

Die Stille vor diesem Kracher wirkt fast schon bedrohlich. Vor gar nicht so langer Zeit konnte doch zumindest davon ausgegangen werden, dass der FC Hollywood vor einer mit Bedeutung so prall aufgepumpten Pokalpartie noch mit einer großen Inszenierung aufwarten würde. Aber die Bayern beleidigen Borussia Dortmund einfach nicht.

Sie liefern dem Gegner, der sie in den vergangenen beiden Spielzeiten gedemütigt hat, vor dem Mittwoch-Spektakel in der Münchner Arena (20.30 Uhr, live ARD und in unserem Ticker) einfach nicht die Kraft, die sich aus dem Jetzt-erst-recht! ziehen lässt. Und drinnen, in der Mannschaft, da, wo doch immer ein Drama möglich war, das von innerer Zerrissenheit erzählte, da tut sich auch nichts. Alles ruhig. Stille Pracht.

Ein BVB-Erfolg würde den Bayern-Spaß mächtig reduzieren

Bayerns Trainer Jupp Heynckes hat respektvoll verkündet, es handle sich um ein Treffen „der besten deutschen Mannschaften“. Und Jürgen Klopp hat ebenso respektvoll erklärt, der FCB habe bisher eine „perfekte Saison“ hinter sich gebracht. Der Trainer des BVB bezog sich damit natürlich vor allem auf das Zahlenwerk. Die Bayern ärgern sich ja in der Bundesliga über kassierte Tore wie die Konkurrenten über die Punkte, die sie irgendwo haben liegen lassen.

Eine Situation mit komödiantischem Potenzial. Acht Gegentreffer musste der FCB hinnehmen. In der gesamten Saison. Sieben Gegentreffer verzeichnete der Double-Sieger von 2012. Allein in der Liga-Rückrunde. Und doch könnte ein schwarzgelber Erfolg im Cup-Viertelfinale den Spaß der Bayern an sich selbst mächtig reduzieren.

Sechs Mal nacheinander konnte Bayern den BVB nicht schlagen

Sechs aneinander gereihte Spiele im Ligaalltagsgeschäft und im Pokal konnten sie nicht mehr gegen die Dortmunder gewinnen. Im vergangenen Frühjahr war über die Schalenvergabe an den BVB bereits entschieden, als das Finale um den nationalen Pott in Berlin anstand. Und die Dortmunder demontierten die anspruchsvollen Münchner bei ihrem 5:2-Triumph.

Sie stießen allerdings auch das Denken an. Millionen investierte der Rekordmeister in neue Spieler und schaffte damit die Basis dafür, „ohne Qualitätsverlust brutal rotieren“ (Klopp) zu können. Und Hans-Joachim Watzke, BVB-Geschäftsführer, hat darüber hinaus Tätigkeiten am Kopierer beobachtet: „Wenn ich sehe, wie sie attackieren, erinnert das an Elemente unseres Spiels.“

Die Bayern wollen borussiger werden

Die Bayern wollen offenbar aber noch weitaus borussiger werden. Sommer 2013 oder Sommer 2014? Das ist wohl die einzige Frage, die im Abschiedsfall Robert Lewandowski noch auf eine Antwortet wartet. Der Dortmunder Stürmer hatte in Berlin drei Treffer zum 5:2 beigetragen. Wann ist die Idee den Großkopferten von der Säbener Straße wohl in die Köpfe geschossen, dass die bewährte Doppelstrategie (Mannschaft stärken, Konkurrenz schwächen) angesichts einer Vertragslaufzeit des Polen bis 2014 sauber greifen könnte?

Wenn es ums Halbfinale geht, wird der in der Liga gesperrte Lewandowski aber sicher für die Borussia auflaufen. Unbeschwert, wie er der Sport-Bild zu Protokoll gab: „Ich glaube mittlerweile, dass ich unter Druck noch besser bin.“ Und Druck ist nicht nur für ihn reichlich vorhanden. Dass vor dem Kracher Stille herrscht, bedeutet nämlich, dass alle darum wissen, über welches Gewicht das Resultat verfügen wird. Das Resultat, das Klopp in sperrig-selbstbewusster Sachlichkeit trotz allem nicht für vorherbestimmt hält. Denn: „Die Mannschaftsstärke ist mehr als die Summe der einzelnen Qualitäten.“