Dortmund. . Eine erfolgreiche Woche liegt hinter dem BVB und seinen Fans: Ein überlegenes Spiel gegen die Frankfurter Eintracht — drei Tage zuvor das 2:2 bei Schachtar Donezk in der Champions League. Aber der Erfolg wurde überschattet von den brutalen Übergriffen in der Ukraine.
Eine in vielerlei Hinsicht erfolgreiche, aber auch stressige Woche liegt hinter dem BVB und seinen Anhängern. Das Spiel gegen die Frankfurter Eintracht wurde durchweg überlegen geführt und durch eine stabile Abwehrleistung und sehenswert herausgespielte Tore hochverdient gewonnen. Anders als in der Vorwoche gegen den Hamburger SV brachte auch ein Platzverweis die Borussia nicht aus dem Tritt, so dass der Verfolger aus der Mainmetropole distanziert werden konnte.
Drei Tage zuvor hatte man noch in über 2.000 Kilometern Entfernung mit dem 2:2 bei Schachtar Donezk eine gute Ausgangsposition für das Weiterkommen ins Viertelfinale der Champions League geschaffen.
Die Anreise in die Ostukraine war für einen größeren Teil des reisefreudigen schwarzgelben Anhanges durch die vier Fanflieger relativ unbeschwert. Da diese aber nur Tagesflieger waren und einige Fans sich Donezk über mehrere Tage anschauen oder noch einen Trip nach Kiew einschieben wollten, gab es auch abenteuerliche Anreisen mit Flügen über Istanbul und Moskau oder per Zug ab Warschau oder Kiew. Auch mit dem Auto sollen einige wenige Fans die weite Reise auf sich genommen haben. Den weitesten Weg hatte aber wohl ein Borusse mit Wohnsitz in Bangkok.
In Donezk zeigte sich, dass die Ukraine besonders in der Infrastruktur eher ein Entwicklungsland ist. Versicherten einem Taxifahrer und Einheimische zwar, dass gerade für die EM viel getan wurde, prägten doch schlaglochreiche Straßen, uralte Busse, Autos und Straßenbahnen und nicht zuletzt Häuser, die entweder halb fertig gebaut oder abbruchreif waren das Bild.
Dass viel für die EM gebaut wurde, sorgte offenbar nicht für einen Boom im Land. Die vielen Hotels, die für die Europameisterschaft errichtet wurden, dürften für den normal eher geringfügigen Tourismus in der Industriestadt völlig überdimensioniert sein. So wundert es auch nicht, dass einige Fans, die sich online Zimmer im Hotel „Tip Top“ gebucht hatten, schließlich vor verschlossenen Türen standen. Die Pleite des Hotels war wohl der Reise zuvorgekommen.
Ukrainer rissen sich um die Gäste aus Deutschland
In der Stadt und rund ums Stadion begegnete man durchweg freundlichen Ukrainern, die sich förmlich um die Gäste aus Deutschland rissen, um Fotos zu schießen oder Schals zu tauschen. Ähnlich unkompliziert verlief auch der Marsch zum Stadion, da die Sicherheitskräfte nicht unnötig autoritär auftraten. Dies änderte sich leider etwas am Stadioneinlass, der äußerst penibel durchgeführt wurde und einigen Fans die Angst ins Gesicht trieb, den Anpfiff zu verpassen. Drei Körperkontrollen bevor man den Block betreten konnte waren definitiv maßlos übertrieben.
Stimmungstechnisch kann man beiden Fangruppen nur Tribut zollen. Das tolle Intro des BVB-Anhanges mit dem Banner „Borussia Dortmund“ in kyrillischer Schrift wurde gekontert von flächendeckend orangenen Fahnen im Heimsektor. Auch von der Akustik her wurde fast über die kompletten 90 Minuten von beiden Seiten Champions League-Niveau geboten.
Hässliche Angriffe auf Danielsmeyer und Volke
Man könnte tatsächlich von einer überaus gelungenen Woche für die BVB-Familie sprechen, wären da nicht die hässlichen Angriffe auf Thilo Danielsmeyer vom Fanprojekt und den Fanbeauftragten Jens Volke in Donezk gewesen. Die beiden Fanvertreter, die sich beispiellos für die Belange des schwarz-gelben Anhanges einsetzen, wurden von Rechtsextremisten attackiert und geschlagen. Dass diese Danielsmeyer traten und schlugen, als dieser alleine auf der Toilette war, unterstreicht die Feigheit und Niederträchtigkeit dieser Feinde unseres Ballspielvereins.
Borussia ist in dieser Sache nun mehr denn je gefordert. Man muss auch medial und in der direkten Ansprache im Stadion noch offensiver mit der Problematik umgehen, die nicht wegzudiskutieren ist. Der BVB darf kein Schlupfloch für extremistische Hohlköpfe sein, durch das es eine rechte Minderheit schafft, ein großes Medienecho zu erwirken. Das ist definitiv ein großes Problem, welches den BVB an vielen Fronten zum Handeln zwingt. Er muss der in dieser Sache meist zu stummen Mehrheit seiner rechtschaffenden Fans im Kampf um die Deutungshoheit und die Machtverhältnisse in den Fanblöcken demonstrativ und öffentlichkeitswirksam den Rücken stärken.
Jeder einzelne Fan gefordert,
Dass als erste Gegenmaßnahme nun neben dem Tragen von Kleidung der Marken „Thor Steinar“ und „Consdaple“ auch die Mitgliedschaft in einer extremistischen Partei der Stadionordnung nach schon Grund für einen Stadionverweis sein kann, ist ein kleiner, aber guter Schritt. Das darf nur ein Anfang sein, um dem Rechtsextremismus in der Dortmunder Fanszene in Zukunft keine Plattform mehr zu bieten.
Hier ist auch jeder einzelne Fan gefordert, Personen bei Fanbetreuung, Ordnungsdienst oder Polizei zu melden, die sich im Stadion und dessen Umfeld extremistisch und menschenverachtend verhalten.