Donezk. BVB-Star Mats Hummels erlebte in Donezk eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Der Nationalspieler trug zwar ebenso Schuld am zwischenzeitlichen 1:2-Rückstand wie Marcel Schmelzer, doch beide Nationalspieler sorgten wenig später für ein Happy End in Schwarz-Gelb.
BVB-Verteidiger Mats Hummels schreit sein Glück heraus, schreit und hüpft und hüpft und schreit. Es dauert nicht lange, dann ist er unter seinen Kollegen vergraben, die ihn in den Arm schließen, die ihn schütteln vor Freude. Sein Tor ist das 2:2, der Ausgleich für Borussia Dortmund im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Schachtjor Donezk.
Hummels bügelt Teilschuld am Gegentor mit Treffer wieder aus
Der Glaube schien allmählich schon nachzulassen, hier in der Ukraine etwas mitnehmen zu können, was viel Hoffnung für das Rückspiel in Dortmund gibt. Drei Minuten sind noch zu spielen, als eine Ecke in den ukrainischen Strafraum fliegt und Mats Hummels herangeflogen kommt. So entschlossen, so energisch, wie er immer ist, wenn er weiß, dass er kein gutes Spiel gemacht hat, dass er eine Teilschuld am Ergebnis trägt. Er will es dann unbedingt umbiegen, will am liebsten alles allein machen. In diesem Moment hat er die Gelegenheit. Er kommt angerauscht und wuchtet den Ball ins Tor. Dann schreit er und hüpft und schreit. Er bringt die Hoffnung zurück. Ausgerechnet er, den die Nervosität auch erfasst hatte.
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Die Sekunden vor dem Anpfiff in Donezk sind Gänsehaut-Momente. Die Champions-League-Hymne erklingt, wie über einen Berggipfel hinweg fällt der Dunst der Stadt über die Kuppe des Stadiondachs in die Arena, die von innen ein brodelnder, orangefarbener Kessel ist. Ohrenbetäubend dröhnt es von den Rängen. Es ist das erste K.o.-Spiel in der Königsklasse für diese junge Mannschaft. Nichts für schwache Nerven.
Nervosität in den Reihen des BVB
Die BVB-Spieler wirken fahrig, nervös. Die Angst vor Fehlern scheint den Profis in die Füße zu fahren. Trotzdem hat Dortmund die erste Chance. Es ist Hummels, der nach einer Ecke hochsteigt, den Ball aber krachend an die Latte setzt. Dann das 0:1, ein Freistoß von Darijo Srna. Robert Lewandowski bringt mit seinem Treffer die Hoffnung zurück. Die Hoffnung auf den Sieg, die Hummels zunichte macht. Es bahnte sich an in den Minuten zuvor. Der Nationalspieler vertändelte Bälle, verlor Zweikämpfe wie selten, wirkte verkopft. Dann der lange Ball, den er unterschätzt. Hummels springt drunter her, Douglas Costa jagt den Ball ins Tor. Marcel Schmelzer, der hinter Hummels steht, kann nichts mehr tun. Entsetzen bei Schwarz-Gelb. „Schmelle dachte ich kriege den Ball. Es war mein Fehler, den Ball musste ich haben“, gesteht Hummels. „Es war ein Fehler, der nicht passieren darf.“
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Schon im Bundesligaspiel am vergangenen Samstag gegen Hamburg hatte Hummels mehrfach gepatzt und sich anschließend für seine Leistung bei den Fans entschuldigt. Wer seinen Ehrgeiz kennt, der weiß, wie sehr Fehler an ihm nagen. Wie wild läuft er dann nach vorn, weil er dann nach vorn, um zu retten, was zu retten ist. Gestern Abend in der Ukraine gelingt es ihm.
Für Hummels war es "eine Achterbahnfahrt"
Überschwang liegt ihm fern, weil er weiß, dass mehr als dieses Unentschieden drin gewesen wäre. „Es war eine Achterbahnfahrt“, sagt Hummels nach dem Spiel. Entsetzen und Hoffnung im Wechsel. „Das Tor zum Ausgleich war für uns unfassbar schön.“ Die Ecke, die so genau auf dem Kopf von Mats Hummels landete, hatte Marcel Schmelzer in den Strafraum gedroschen. „So haben wir zusammen unseren Fehler wieder gut gemacht.“