Donezk/Dortmund. . Schachtjor Donezk, BVB-Gegner in der Champions League, ist ein besonderer Klub - dessen Erfolg vor allem auf den Milliarden seines Besitzers Rinat Achmetow beruht - und auf den Brasilianern, die sich von diesem Geld in die Ukraine locken und vom harten Winter nicht schrecken lassen.
Es gibt tatsächlich einige Gemeinsamkeiten zwischen Borussia Dortmund und Schachtjor Donezk, den Klubs, die am Mittwoch im Achtelfinale der Champions League aufeinandertreffen. Beide stammen aus einer Bergbau-Region. Die 600.000 Dortmunder sind, wie die 1,1 Millionen Donezker, besonders stolz auf ihren Heimatklub. Beide Vereine sind Doublesieger in ihrem Land. Und beide haben in der Vorrunde der Champions League für Furore gesorgt, teilen sich den Titel „Überraschungsteam“. Zumindest diese Gemeinsamkeit wird es nach dem 5. März nicht mehr geben: Dann wird nur einer der Klubs ins Viertelfinale der Königsklasse stehen.
Im ukrainischen Osten geht man fest davon aus, dass das Schachtjor Donezk sein wird. Der Klub beherrscht seit Jahren die Liga, war zuletzt drei Mal Meister und führt gerade wieder die Tabelle mit 17 Siegen aus 18 Spielen an. Klingt nach FC Bayern München. International fiel der Klub aus dem Kohlerevier mit dem Uefa-Pokal-Sieg 2009 auf. „Jetzt ist der Champions-League-Sieg unser Ziel“, sagt Präsident und Klubbesitzer Rinat Achmetow vollmundig.
Das ambitionierte Projekt ist gut angelaufen: In der Vorrunde haben die Ukrainer Titelverteidiger FC Chelsea aus dem Wettbewerb geworfen. Der Weg soll bis ins Endspiel führen. Da das Finale in London stattfindet, wäre es für Achmetow so eine Art Heimspiel: Der Unternehmer hat dort gerade ein Apartment für 160 Millionen Euro gekauft.
Fußball als Zuschussgeschäft
Für den reichsten Mann der Ukraine ist das Kleingeld. Auf zwölf Milliarden Euro wird sein Vermögen geschätzt. Wie der 46-Jährige per wundersamer Geldvermehrung zu diesem beeindruckenden Kontostand gekommen ist, kann heute, wie bei vielen Oligarchen aus der ehemaligen Sowjetunion, niemand mehr so genau sagen. Sicher ist: Achmetow hat sich nicht für eine Branche konzentriert, sondern vermehrt sein Vermögen mit Versicherungen, Bankgeschäften, Fernsehsendern, Mobilfunk, Kohle, Stahl und Immobilien. Ein Fünf-Sterne-Hotel, das Donbass Palace, gehört auch zu seinem Portfolio. Dort wird der BVB residieren.
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Der Fußball ist bei dem Oligarchen, der reichlich Kohle ins Donezker Kohlerevier pumpt, ein Zuschussgeschäft. Neben einem Trainingsgelände für 100 Millionen Euro ließ er für 400 Millionen Euro die Donbass Arena bauen. Dekadente Extras des Vorzeige-Baus: 51.504 beheizte Plätze, die am Mittwoch trotz des aufkommenden ukrainischen Frühlings gute Dienste leisten dürften. Und natürlich die in der Dunkelheit blau leuchtende Hülle des Stadions. Die Architekten hatten auch die Münchener Arena geplant. Der blaue Riese ist längst eine neue Sehenswürdigkeit der grauen Industriemetropole.
Brasilianer-Dichte wie an der Copacabana
Eine andere sind die acht brasilianischen Fußballer, die für Schachtjor Donezk spielen. Eine vergleichbare Brasilianer-Dichte kennt man nur von den Stränden der Copacabana und der brasilianischen Nationalmannschaft. „Und wir sind besser als unsere Selecao“, sagt Alex Teixeira, einer von ihnen. Der fühlt sich, wie seine Landsleute, im vergleichsweise Brasilianer unfreundlichen Klima von Donezk dank Luxusbetreuung und Luxusbezahlung ziemlich wohl.
Für die besondere südamerikanische Note in der Ukraine ist Trainer-Manager Mircea Lucescu verantwortlich. Der Rumäne ist bei Schachtjor so eine Art Felix Magath und gibt gerne das Geld anderer Leute aus. Die meisten seiner Brasilianer kaufte Lucescu vergleichsweise günstig und jung auf deren Heimat-Markt. Der Letzte, Offensivspieler Taison, wurde aber gerade für 15 Millionen Euro vom Liga-Konkurrenten aus Charkow geholt. Für einen anderen, Willian, hatte Donezk zuvor 35 Millionen Euro vom russischen Klub Machatschkala kassiert. Dort, so für die schmerzhafte Erkenntnis für Rinat Achmetow, wird noch mehr Kohle als in Donezk bezahlt.