Dortmund. . Schlechte Platzierungen in den Junioren-Bundesligen, keine Topspieler, die zum Profi-Kader stoßen: Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Fußball-Meister Borussia Dortmund, ist alles andere als zufrieden mit der Jugend-Arbeit in seinem Klub. In der Winterpause bittet er zum Krisen-Gespräch.
Die Macher, sie haben sich wieder beruhigt. „Heute ist der erste Tag, an dem ich wieder Land sehe“, sagt Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, zwei Tage nach dem Wolfsburg-Spiel. Der Zorn über die ungerechtfertigte Rote Karte für Marcel Schmelzer ist wieder verflogen, auch weil der Spieler am Montag (wie vorab berichtet) von aller Schuld freigesprochen und nicht gesperrt wurde. „Wir müssen die letzten beiden Spiele in diesem Jahr gewinnen, dann liegen wir im Zielkorridor“, sagt Watzke im Hinblick auf die Liga-Partie in Hoffenheim am Sonntag und das Pokal-Achtelfinale drei Tage später gegen Hannover 96.
Zielkorridore erreichen, das ist, was Watzke stets im Auge hat, haben muss. Auf allen Ebenen. Auch im Jugend-Bereich. Watzke klingt verstimmt, wenn er darüber redet.
„Die Jugend-Arbeit umfasst zwei entscheidende Kriterien“, sagt der Mann aus Erlinghausen im Sauerland: „Erstens: Wir müssen sportlich in der Junioren-Bundesliga Leistung abliefern. Zweitens: Wir müssen Topspieler entwickeln.“ So weit die Theorie. Doch die Realität sieht in Watzkes Augen derzeit anders aus. Die A-Junioren liegen in der Bundesliga West auf dem achten Platz - unter anderem hinter den Nachwuchsteams der Drittligisten Arminia Bielefeld und Rot-Weiss Essen sowie 18 Punkte hinter dem Tabellenführer und Erzrivalen Schalke 04. Bei der B-Jugend sieht es nicht viel besser aus: sechster Platz, einen Punkt hinter dem VfL Bochum, 16 hinter dem Spitzenreiter - dem FC Schalke 04.
„Das ist nicht unser Anspruch“
Es ist ein Anblick, der die Schwarz-Gelben schmerzt. „Das ist nicht unser Anspruch“, zürnt Watzke. In den 90er Jahren war die A-Jugend Abonnement-Meister und spielte auch danach noch um Titel mit, ähnliches gilt für die B-Jugendlichen. Doch die Zeiten scheinen derzeit vorbei. Schlimmer noch: die Dortmunder Talente sind höchstens noch Durchschnitt. Denn in beiden Bundesligen gibt es jeweils drei Gruppen. Platz acht? Platz sechs? „So gesehen sind wir zweite Liga“, argumentiert Borussias Geschäftsführer.
Dabei sorgt gerade ein Dortmunder Eigengewächs auf Europas größter Fußball-Bühne, der Champions League, für Furore: Mario Götze. 20 Jahre alt, Mittelfeldspieler, Ball-Künstler, eines der begehrtesten Juwele auf dem internationalen Markt. Götze kam aus der eigenen Jugend. „Aber das ist drei Jahre her“, sagt Watzke, „außerdem ist der Junge so gut, dass mir keiner erzählen soll, dass der groß hätte ausgebildet werden müssen. Im Moment gibt es wenig, was bei uns für großartige Jugend-Arbeit spricht.“
Watzke nimmt „das so nicht mehr hin“
Sätze, die sitzen. Sätze, für deren Inhalt sich in erster Linie wohl Lars Ricken verantwortlich fühlen muss. Er brachte es vom Dortmunder Jung-Talent zum Torschützen im Champions-League-Finale 1997. Seit 2008 ist er Nachwuchs-Koordinator beim BVB. „Wir werden uns zeitnah zusammensetzen und die Lage sorgfältig analysieren“, sagt Watzke. Mit am Tisch werden dann vermutlich auch der Neheimer Sascha Eickel (A-Jugend-Trainer) und der gebürtige Iserlohner Hannes Wolf (B-Jugend-Trainer) sitzen.
Es klingt nicht unbedingt so, als wenn das eine vergnügliche Runde werden wird. „Ich nehme das so nicht mehr hin. Es sei denn die handelnden Personen können glaubhaft und nachvollziehbar argumentieren, dass in Zukunft vieles besser wird.“ Das Gespräch soll in der Winterpause stattfinden. Am besten nach zwei Siegen der Profis. Wegen des Zielkorridors.