Dortmund. . Zum zweiten Mal wird der Dortmunder Linksverteidiger Marcel Schmelzer in seiner Profi-Laufbahn vom Platz gestellt - und zum zweiten Mal unter höchst fragwürdigen Umständen. Weil aber der Schiedsrichter der Begegnung Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg seinen Irrtum einräumte, geht Schmelzer straffrei aus.
Die Regenschirme warten schon. Regenschirme, die als Schutzschild dienen. Bierbecher, aus Wut geworfen von den Tribünen, prallen an ihnen ab, als Schiedsrichter Wolfgang Stark und seine Assistenten den Rasen im Dortmunder Stadion verlassen. Unschöne Bilder sind das.
Das Gespann hat bei der 2:3-Niederlage von Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg vier regelwidrigen, mindestens aber zweifelhaften Toren - gerecht verteilt auf beide Mannschaften - Berechtigung verschafft. Beim 1:0 von Marco Reus steht Robert Lewandowski minimal im Abseits. Beim 1:2 durch Naldo steht Simon Kjaer knapp im Abseits. Dem Elfmetertreffer zum 2:2 von Jakub Blaszczykowski geht kein Foul an Robert Lewandowski voraus. Doch deshalb fliegen die Becher nicht, sie fliegen wegen der Szene in der 34. Minute.
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Was ist passiert?
Der BVB führt 1:0, als Wolfsburgs Stürmer Bas Dost auf das Dortmunder Tor schießt. Torwart Roman Weidenfeller ist schon geschlagen. Aber Marcel Schmelzer ist da, er wirft sich auf der Linie in den Schuss, wehrt ihn ab. Schiedsrichter Stark hat ein Handspiel entdeckt. Er entscheidet auf Elfmeter. Und Rot für Schmelzer. Das sieht die Regel so vor, dennoch ist der BVB doppelt bestraft. Diego trifft zum 1:1. Das Spiel kippt.
Warum die Aufregung?
Es sind gleich zwei Fehler, die bei dieser Szene zusammen kommen. Der Vorlagengeber zu Dosts Schuss, der Brasilianer Vieirinha, steht, als er freigespielt wird, im Abseits. Starks Assistent übersieht diese Regelwidrigkeit. Und als Schmelzer heranrauscht, versucht der Dortmunder eher noch die Hände an den Körper zu bringen. Es gelingt ihm, der Ball prallt gegen sein linkes Knie, von dort aus dem Tor.
Was sagen die Beteiligten?
Marcel Schmelzer sagt - so wie alle seine Mitspieler - nichts. Sie befolgen die Anweisung ihres Trainers, der fürchtet, seine Profis könnten sich - einmal in Rage - um Kopf und Kragen reden. "Das Spiel ist nach der 35. Minute eigentlich nicht mehr zu bewerten", sagt Jürgen Klopp nach dem Spiel: "Ich war mir sofort sicher, dass das kein Handspiel war." Stark sieht das nach Betrachten der TV-Bilder auch so, räumt ein, einem "Wahrnehmungsfehler" aufgesessen zu sein und entschuldigt sich. Das ist sehr respektabel, bessert aber die Laune beim BVB nicht wesentlich.
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Wird Schmelzer gesperrt?
Im Normalfall sieht der Deutsche Fußball-Bund eine Mindestsperre von einem Spiel für eine Rote Karte vor. Weil aber Stark seinen Irrtum offiziell einräumte, wird Schmelzer für das Hoffenheim-Spiel in einer Woche nicht gesperrt. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes wird am Montag die Einstellung des Verfahrens beantragen. Glück im Unglück für Marcel Schmelzer, der schon einmal in eine ähnlich skurrile Angelegenheit verwickelt war: Im Europa-League-Spiel gegen den FC Sevilla sah er die Gelb-Rote Karte - wegen einer angeblichen Schwalbe an der Mittellinie. Zweimal in der Profi-Karriere vom Platz gestellt, zweimal schuldlos gewesen. Erstaunliche Bilanz.
Was war noch?
Wolfsburgs Ersatzbank verzögerte in der Schlussphase das Spiel, indem die Spieler Bälle auf das Feld rollten. Für das Verhalten seiner Spieler entschuldigte sich Trainer Lorenz-Günther Köstner nach der Partie. Klopp beruhigte das nur wenig. "Es gibt ja noch ein Spiel in Wolfsburg. Da holen wir uns die Punkte wieder. Und bringen unseren eigenen Ball mit."