Dortmund. Für Fußball-Bundesligist und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke steht das letzte Bundesliga-Heimspiel des Jahres gegen VfL Wolfsburg auf dem Programm. Der BVB kann auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken, muss allerdings nach vorne schauen. “Ab sofort müssen wir den Fokus auf die beiden innerdeutschen Wettbewerbe legen“, fordert Watzke.
Wenn Hans-Joachim Watzke die schlechte Laune so richtig überkommt, wenn er ein bisschen Zuversicht tanken muss, dann begibt er sich an einen ganz bestimmten Ort. Es ist ein Ort, der sich jenseits der Bundesstraße 54 mit seinen imposanten gelben Stahlstehlen emporhebt aus der Landschaft: das Stadion von Borussia Dortmund. Watzke, der Geschäftsführer des schwarz-gelben Fußball-Unternehmens BVB, taucht dann ein in die Stille, die es an Spieltagen nicht gibt, und schaut die steilen Tribünen hoch. Es sind Augenblicke, die ihm Kraft geben.
Sein letzter Besuch dieser Art dürfte allerdings schon einige Zeit zurück liegen. Denn Kraft geben ihm die Tage, an denen er während eines Spiels im Stadion ist, vermutlich genug. Zum letzten Mal in diesem Jahr wird am heutigen Samstag ein Bundesligaspiel an diesem Ort angepfiffen: Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg (15.30 Uhr/ live im DerWesten-Ticker).
Unvergessliche Champions-League-Abende
Dieser Ort ist die Bühne einer Mannschaft, die in diesem Jahr eigene und allgemeingültige Bestmarken am Fließband produziert hat, die in der Rückrunde der alten Saison elf Punkte auf Bayern München gut machte, die im Mai zum zweiten Mal in Folge die Meisterschale in ihrem Stadion überreicht bekam, die anschließend erstmals in der 103-jährigen Geschichte des Klubs noch dazu den Pokalsieg holte, die saisonübergreifend 31 Spiele in Folge ungeschlagen blieb. Und die in der neuen Saison unter dem hellen Schein des Flutlichts unvergessliche Champions-League-Abende lieferte. Den letzten am vergangenen Dienstag, als sich die Südtribüne dank einer riesigen Choreographie in das BVB-Emblem verwandelte. Gänsehautstimmung. „Ü-ber-ra-gend“, fand das Dortmunds Trainer Jürgen Klopp, der um die einschüchternde Wirkung dieses Stadions weiß. Auch Manchester City fuhr ohne Punkte wieder nach Hause, so wie Real Madrid, so wie Ajax Amsterdam. Ein Jahr zuvor war der BVB aus der Europa League sang- und klanglos ausgeschieden. Eine bemerkenswerte Wandlung. „Die Qualifikation für das Achtelfinale der Champions League ist ein außergewöhnlicher Moment“, sagt Klopp, „das war der nächste Schritt.“ Der nächste Schritt einer Entwicklung, deren Ende schwer absehbar ist.
Doch von dieser Vergangenheit werden die kommenden Spiele nicht gewonnen. „Ab sofort müssen wir den Fokus auf die beiden innerdeutschen Wettbewerbe legen“, sagt Hans-Joachim Watzke mit Nachdruck. Erst gegen Wolfsburg, dann das Auswärtsspiel in Hoffenheim und dann schließlich noch als Zugabe das DFB-Pokalspiel gegen Hannover 96. Damit schließt sich der Vorhang in Dortmunds Gefühls-Theater für dieses Jahr endgültig.
"Das Problem in der Bundesliga ist, dass alle stark sind"
Wichtige Spiele sind das, die ob des europäischen Glücks-Taumels fast ein wenig in Vergessenheit zu geraten drohten. In der Liga liegt der BVB auf Platz drei, im Pokal steht er im Achtelfinale. Es sind Spiele, von denen die Zukunft abhängt, der Erfolg im kommenden Jahr. „Das Problem in der Bundesliga ist, dass alle stark sind“, sagt Jürgen Klopp. Zwei Jahre lang war sein Team das beste, nun sieht es so aus, als würde der FC Bayern München den nationalen Titel holen. Aber: Wer weiß schon, was der BVB am Ende des kommenden Jahres alles erreicht haben wird? Die Felder, auf denen gespielt wird, sind zahlreich. „Wir“, sagt Klopp, „sind auch nicht ganz schlecht drauf.“
Das klingt zumindest so, als könnte sich sein Chef auch in naher Zukunft seine unplanmäßigen Besuche im Dortmunder Stadion sparen.