Madrid/Dortmund. Kaum ein Spieler von Real Madrid wollte nach dem 2:2 im Vorrundespiel gegen Borussia Dortmund etwas sagen. Cristiano Ronaldo nicht. Mesut Özil nicht. Schuld daran war die Dortmunder Extraklasse. Doch auf den BVB wartet schon die nächste Aufgabe: der FC Augsburg.

Cristiano Ronaldo ist der erste. Im Windschatten eines Ordners lässt er sich durch die Mixed Zone ziehen. Kappe aufgesetzt, Tunnelblick angelegt. Nichts sehen, nichts hören – und nichts sagen. Nur dem Ordner wirft er ein schnelles „Gracias Amigo“ hinterher. Dann ist der Super-Superstar verschwunden. Für eine Meinung sind bei Real Madrid allein Iker Casillas, Sergio Ramos und Xabi Alonso zuständig. Könnte ein Grund dafür sein, dass manches im spanischen Blätterwald erfunden werden muss. Marca und AS berichten täglich auf bis zu sechs Seiten – probieren Sie das mal mit Zitaten von drei Spielern.

Champions LeagueMesut Özil etwa, der Torschütze zum 2:2, geht nicht durch den Parcour, er läuft. Er rennt. Ob er nicht was sagen könne, zum Spiel, zum Tor? Nein! Wär wohl auch wenig ergiebig geworden. Rund um Fußball beschränkt sich Özils Wortschatz auf Phrasen wie „auf ‘n Platz gehen“, „Gas geben“, „Weltklasse“.

Sportdirektor Zorc schwärmte vom Dortmunder Fußballzauber

Cristiano Ronaldo sei eben Weltklasse, hatte der Genius schon vor dem Spiel kund getan. Und Mourinho natürlich. Nun, am Dienstagabend war reale Weltklasse Mangelware. Schuld war Dortmunder Extraklasse. Entsprechend viel Zeit hatten die Borussen tief unten im altehrwürdigen Bernabéu.

„Ich glaube, die erste Hälfte war mit das Beste, was wir bislang gespielt haben. Viel besser geht es nicht“, stellte Sportdirektor Michael Zorc fest, und schob erklärend nach: „Wir haben immer wieder nach vorne gespielt und den Ball laufen lassen. In der zweiten Hälfte hat Real dann unglaublich viel Druck gemacht. Wir haben es dann nicht mehr geschafft, über längere Ballbesitzzeiten für Entlastung zu sorgen. Insofern geht das Ergebnis in Ordnung, auch weil uns Roman Weidenfeller mehrfach gerettet hat.“ Das hat er, in der Tat.

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Bis zur 88. Minute hat der Torwart seiner Reihe an Weltklasse-Leistungen in der diesjährigen Champions-League-Saison eine weitere hinzugefügt. Doch dann kam der Freistoß von Mesut Özil, bei dem Schiedsrichter Cüneyt Cakir aus der Türkei die Mauer seeehr weit entfernt vom Ball genehmigte; dann kam der Freistoß, den Roman Weidenfeller selbst einen „Geniestreich Özils“ nannte, bei dem er aber auch nach der fünften Zeitlupe schlicht unglücklich aussieht.

BVB-Spieler wollen mit dem Punkt zufrieden sein

Entsprechend war auch die Gemengelage in der Kabine. „Es war wirklich alles vorhanden. Es war keiner todtraurig oder sauer, aber es hat natürlich auch niemand auf dem Tisch getanzt“, gewährt Mats Hummels einen Einblick. Mal denke er: Ärgerlich, dass man noch das Ding bekommen habe. Im nächsten Moment aber sei er schon wieder stolz auf das, was soeben im Bernabéu passiert ist. „Das kann sich bei ei­nem selbst innerhalb von einer Minute wandeln.“

Bei Nebenmann Neven Subotic hört sich das so an: „In dem Moment, in dem das Tor fiel, wollte ich es nicht wahrhaben. Am Ende ist der Punkt aber fair.“ Kurze Pause. Beim nächsten Satz betont der Verteidiger dann jede einzelne Silbe. „Und wir können mit ei­nem Punkt in Madrid wirklich zufrieden sein.“

In der Bundesliga trifft der BVB am Wochenende auf Augsburg

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Zufrieden – das waren sie in der Bundesliga zuletzt nicht immer. „16 Punkte aus zehn Spielen sind deutlich zu wenig“, sagt Hummels, „wir wollen auch in der Liga wieder mehr zeigen.“ Nächste Gelegenheit dazu besteht am Samstag. In Augsburg. Ei­ne hübsche Herausforderung. Ei­nen Su­per-Superstar werden die Borussen dort nicht antreffen, nicht mal ein Sternchen, dafür aber ein kompaktes Kollektiv. Immerhin: Reden werden hinterher wohl alle drüber.