Madrid. Es ist noch nicht lange her, da wurden die Spieler von Borussia Dortmund als Euro-Deppen verspottet. Der Klub rumpelte durch den Europapokal wie ein altes Auto, dem nur noch die Abwrackprämie helfen kann. Und jetzt? Ein Sieg und fast noch ein zweiter Sieg gegen Real Madrid.

Dass Fußballer nach Abpfiff in der gegnerischen Kabine vorbeischauen und alte Bekannte begrüßen, ist inzwischen üblich. Dass nach dem 2:2 von Borussia Dortmund bei Real Madrid aber ausgerechnet Mesut Özil die BVB-Räumlichkeiten im Bernabeu-Stadion besuchte, entbehrte nicht einer gewissen Ironie. Von den Dortmundern gab es aber keine Schimpfe für den Last-Minute-Torschützen. Und auch der gebürtige Gelsenkirchener ließ sich nicht zu einer verbalen Spitze hinreißen. „Wir haben uns kurz unterhalten und sehen uns ja nächste Woche bei der Nationalmannschaft“, verriet Mario Götze. So schnell werden aus Gegenspielern Mitspieler.

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Im Fußball geht es oft schnell. Es ist noch nicht lange her, da wurden die Spieler von Borussia Dortmund als Euro-Deppen verspottet. Der Klub rumpelte durch den Europapokal wie ein altes Auto, dem nur noch die Abwrackprämie helfen kann. Und jetzt? Ein Sieg und fast noch ein zweiter Sieg gegen Madrid. „Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, wir holen vier Punkte gegen Real, hätte ich das blind unterschrieben“, sagte Lukasz Piszczek, der erneut Cristiano Ronaldo ausbremste. Ein Real-Fan unter den 74.932 Zuschauern beim 2:2, der bei allen Heimspielen seines Klubs in diesem Jahr auf der Tribüne saß, adelte den BVB: „Dortmund war das beste Gäste-Team,. das ich hier gesehen habe.“

Mourinho plant mit Platz zwei

Der unbesiegte BVB ist Tabellenführer der schwersten Champions-League-Gruppe, kann mit einem Punkt aus den verbleibenden Spielen ins Achtelfinale einziehen. Entsprechend zufrieden und stolz zeigte sich BVB-Trainer Jürgen Klopp: „Wir haben gegen zwei der stärksten Mannschaften der Welt auswärts ein Unentschieden geholt“, sagte er mit Blick auf das 2:2 bei Real und das 1:1 bei Manchester City. In beiden Duellen sah sein BVB sogar lange wie der Sieger aus.

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Seine Dortmunder Jungs haben aus ihren Fehlern gelernt und glänzen mit der Effizienz, der Disziplin und dem Mut, der ihnen in den letzten Jahren fehlte. „Was wir in Madrid in der ersten Halbzeit gespielt haben, war das Beste überhaupt“, fand Sportdirektor Michael Zorc. Zorc, der früher selbst hin und wieder Europapokal-Held war, bremste aber mögliche Euphorie: „Wir sind in der Gruppenphase. Stolz kannst du sein, wenn du am Ende was geholt hast.“

Da macht sich ausgerechnet Jose Mourinho keine Sorgen. Der Real-Trainer hat den Gruppensieg bereits abgeschrieben: „Platz 2 ist kein Problem für uns. Ich habe zwei Mal die Champions League gewonnen und war dabei zwei Mal Gruppenzweiter.“ Eine der Madrider Zeitungen veröffentlichte gar nach dem 2:2 eine Liste mit BVB-Spielern, die sich Real doch bitte anschauen sollte.

BVB muss auf Liga-Alltag umschalten

Aber: Keiner der begehrten Borussen blieb in Madrid. Gestern Mittag, bei der Landung des Fliegers in Dortmund, waren alle Profis an Bord. Und für sie geht es im schnelllebigen Fußballgeschäft weiter: Nach dem Duell mit dem spanischen Rekordmeister geht es Samstag zum FC Augsburg. Der ist siebenfacher Meister der Bayernliga und 13-facher Schwäbischer Pokalsieger, aber versprüht nicht ganz den Charme von Europas Klubgrößen. Ergo sind die Dortmunder Doublesieger am Samstag wieder die Großen. „In der Champions League sind wir in den meisten Spielen Außenseiter. In der Bundesliga sind wir in den meisten Spielen Favorit“, erklärt Jürgen Klopp die wechselnde Druck-Situation. Anders als nach dem letzten Champions-League-Unentschieden, dem ein Liga-Unentschieden folgte, soll Samstag ein Sieg her. „Wir müssen unsere Punkte holen“, forderte Mario Götze.