Essen. Der BVB hat in der Champions League wieder eine überzeugende Vorstellung abgeliefert und einen Punkt bei Real Madrid geholt. Möglich machten das Alvaro Arbeloa und Cristiano Ronaldo. Arbeloa konnte die schnellen Dortmunder nicht verteidigen, Ronaldo stand im Schatten von Torschütze Mesut Özil.

Eine Viertelstunde ist gespielt. Cristiano Ronaldo legt den Turbo ein. Doch die Schützlinge von Trainer Jürgen Klopp schalten blitzschnell um. Zu dritt nehmen sie Ronaldo in die Mangel. Lukasz Piszczek grätscht. Und trennt den Superstar sauber vom Ball. Ronaldo bleibt liegen. Fragend schaut er den nach vorne stürmenden Borussen hinterher.

BVB nutzt Reals Schwächen in der Defensive

Die Szene illustriert die Entwicklung des Doublesiegers, der auch im Santiago Bernabéu seine Champions-League-Tauglichkeit unter Beweis stellte. Nach dem Heimsieg über Real Madrid vor zwei Wochen führte Borussia Dortmund bis zur 89. Spielminute, ehe ausgerechnet Ex-Schalker und Nationalspieler Mesut Özil per Freistoß den 2:2-Endstand besorgte.

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Klopp hatte seine Mannschaft scheinbar perfekt auf das Gastspiel in Madrid eingestellt. Die wenigen Mängel des Teams von José Mourinho nutzte der BVB eiskalt aus. Dass Real Madrid über die defensiven Außenbahnen anfällig sein würde, war keine Überraschung. Denn - wie schon im Hinspiel - musste Mourinho auf seine beiden Linksverteidiger Marcelo und Fábio Coentrão verzichten. Wie im Hinspiel verteidigte Sergio Ramos rechts, der junge Varane neben Pepe im Abwehr-Zentrum. Und wie im Hinspiel konnten die Madrilenen ihre verletzungsbedingten Ausfälle nicht kompensieren. Álvaro Arbeloa war als linker Verteidiger mit den schnellen Dortmundern ebenso überfordert, wie Michael Essien zwei Wochen zuvor.

Arbeloa überfordert

Arbeloa ist gelernter Rechtsverteidiger - und ein Auslaufmodell. Auf dem Platz wirkte der Spanier wie ein Dinosaurier. Träge und unbeweglich quälte er sich durch Madrids Fußballtempel. Auch taktisch wirkte Arbeloa eher unbeholfen als königlich. Schlechte Voraussetzungen um gegen Mario Götze und Marco Reus zu verteidigen. Dieses Manko nutzte der BVB aus. Beim 1:0 durch Reus kam Arbeloa nach seinem Stellungsfehler nicht mehr hinterher; beim 2:1 verlor er Mario Götze aus den Augen, nachdem Pepe nach innen rücken musste, um Kevin Großkreutz den Weg zum Tor zu versperren. Dass dann auch Arbeloa – und nicht Götze - Iker Casillas überlupfte, war sinnbildlich für die Leistung des 29-Jährigen.

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Doch nicht nur Reals Defensivschwäche ermöglichte dem BVB den Punktgewinn im Santiago Bernabéu. Es war auch Cristiano Ronaldo. In der ersten Viertelstunde wurde Ronaldo von Piszczek und Großkreutz immer wieder beackert, gestellt und schlussendlich vom Ball getrennt. Mehr und mehr verlor der der 27-Jährige die Lust am Spiel. In seinen Augen war es zu sehen: Der Superstar war gekränkt, in seinem Stolz verletzt. Dem Mann, der in den letzten 71 Pflichtspielen 78 Treffer erzielte, dem großen Ronaldo höchstpersönlich, wurden in seinem eigenen Wohnzimmer die Grenzen aufgezeigt.

Özil trifft - Ronaldo schaut zu

Zwar gewährten die immer passiveren Dortmunder dem Portugiesen mit zunehmender Spieldauer mehr Platz, diesen konnte der bemühte Ronaldo jedoch nicht nutzen. Seine Dribblings verpufften, seine Pässe fanden keine Abnehmer und sein Freistoß landete in der Mauer. Ronaldo traf seine beste Entscheidung am Dienstagabend, als er Mesut Özil in der 89. Spielminute den Ball überließ. Den Freistoß zum verdienten Ausgleich schlenzte Özil technisch hochwertig exakt neben den Pfosten. Und Ronaldo? Der schaute wieder nur hinterher.