Dortmund. . Es war ein 0:0 auf hohem Niveau, dennoch fühlte sich der deutsche Meister Borussia Dortmund nach dem Spiel gegen den VfB Stuttgart als Verlierer. „Wir hätten in der Tabelle Boden gut machen können“, sagte BVB-Torwart Roman Weidenfeller.

Vier Tore hatten die Fans von Borussia Dortmund beim letzten Duell ihres Klubs mit dem VfB Stuttgart, diesem verrückten 4:4 im März, feiern können. Dieses Mal stand am Ende eine magere Nullsumme. Minuten nach dem Abpfiff kam aber doch noch ausgelassener Jubel im Signal Iduna Park auf. Auf der Anzeigetafel war zu lesen, dass die in Dortmund unbeliebten Hoffenheimer die in Dortmund noch erheblich unbeliebteren Schalker 3:2 geschlagen hatten. Da kann sich der BVB-Fan so richtig freuen – auch wenn die eigene Mannschaft ihr Heimspiel 0:0 gegen den VfB Stuttgart verloren hat.

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0:0 verloren? Das sah nicht nur Marcel Schmelzer so. „Es fühlt sich wie eine Niederlage an“, sagte der Nationalspieler. „Wir hätten in der Tabelle Boden gut machen können“, ergänzte Roman Weidenfeller und sprach den schwarzgelben Anhängern unter den 80 645 Zuschauern im ausverkauften Dortmunder Stadion aus der Seele.

Klopp besucht gegnerische Bank

Denen wurde eine sehenswerte erste Halbzeit serviert. Danach eine weitaus weniger sehenswerte zweite. Und mittendrin ein Aufreger, der in Sachen emotionaler Eruption noch weit vor dem Jubel des Hoffenheimer Heimsiegs lag. Hauptdarsteller waren zwei Schwaben: VfB-Profi Raphael Holzhauser und der gebürtige Stuttgarter Jürgen Klopp. Holzhauser hatte sich in der 18. Minute mit einer brutalen Aktion gegen Sebastian Kehl unbeliebt gemacht. Bei einem vermeintlich harmlosen Kopfball-Duell flog der Ellbogen des 19-Jährigen sorglos wie ausladend durch die Luft und landete im Gesicht von Kehl, der wie ein Kegel auf der Kegelbahn abgeräumt wurde. „Ich habe ihn nicht gesehen, es war keine Absicht“, beteuerte Holzhauser. „Ich wünsche Sebastian gute Besserung.“ BVB-Sportdirektor Michael Zorc war nach nach der fünften Gesichtsverletzung bei einem seiner Spieler innerhalb eines Jahres weniger auf Annäherung bedacht: „Da muss es eine Rote Karte geben.“

Meinungsvielfalt gab es auch am Spielfeldrand. In der Behandlungspause, der Kehls Auswechslung folgte, gerieten Jürgen Klopp und VfB-Manager Fredi Bobic verbal aneinander. Der Streit schaukelte sich soweit hoch, dass Klopp von der eigenen Bank in die gegnerische Coaching-Zone marschierte und erst vom Trainer-Kollegen Bruno Labbadia gebremst wurde. „Die Aktion von Holzhauser war grenzwertig“, schimpfte Klopp. „So was kann in einem Zweikampf passieren. Das weiß jeder, der Fußball gespielt hat“, sagte Bobic. Profifußball gespielt haben sowohl Klopp als auch Bobic.

Selbstkritik beim BVB

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Als übergeordnete Instanz äußerte sich Markus Merk, der lange Zeit im Profifußball gepfiffen hat. „Ein klares Vergehen. Da sind die Schiedsrichter angewiesen, die Gesundheit des Gegenspielers zu schützen. Rot hätte kommen müssen“, sprach der ein Merk-Wort bei Sky. Nach Abpfiff hatten sich die Gemüter beruhigt – auch, weil es bei Kehl Entwarnung gab. Dessen Nase ist angebrochen. Er kann aber Dienstag gegen Madrid spielen. „Er hatte Glück im Unglück“, sagte Jürgen Klopp, dessen restliches Team weniger Fortune in den Aktionen hatte. Zwei Lattentreffer, dazu ein starker Sven Ulreich im VfB-Tor.

Und anschließend Selbstkritik beim BVB: „Uns hat im letzten Drittel die Klarheit gefehlt“, fand Klopp. Beim vierten Spiel in elf Tagen mangelte es an Frische. „Wir haben unsere Chancen nicht genutzt, daran müssen wir arbeiten“, sagte Julian Schieber, der beim 4:4 im März noch zwei Tore für den VfB erzielt hatte und Samstag den BVB-Siegtreffer auf dem Fuß hatte. Sicher ist: Gegen Real (Dienstag, 20.45 Uhr, live im DerWesten-Ticker) werden die Dortmunder weniger Torchancen bekommen. Sicher ist aber auch: Ein 0:0 in Madrid könnte sich wie ein Sieg anfühlen.