Hannover. Nach dem 1:1 der Dortmunder Borussen in Hannover hat der Trainer von Borussia Dortmund keine Lust auf große Worte. Jürgen Klopp hatte sich nach dem Unentschieden in Niedersachsen nicht im Griff und wurde erneut auffällig. Positiv formuliert kann man sagen: Der Dortmunder Trainer lebt seine Gefühle aus.
Die Unzufriedenheit hat viele Gesichter, an diesem Abend trägt sie Bart. Jürgen Klopp kommt durch den Spielertunnel. Kurz vor dem Schlusspfiff hat Borussia Dortmund den Gegentreffer zum 1:1-Endstand bei Hannover 96 kassiert. Zudem mussten drei BVB-Stars während der Partie verletzt vom Rasen. Nun spricht das Gesicht des BVB-Trainer, ohne zu reden. Es sagt ohne Worte: „Wehe, mich quatscht einer an!“
Klopp verschwindet in der Kabine, kurz darauf sitzt er zur Pressekonferenz auf dem Podium. Trainer sind seit Jahren auch die ersten Öffentlichkeitsarbeiter ihres Vereins. Klopp strahlt weiter schlechte Laune aus. Eine Frage zur Stimmung beantwortet er so: „Dazu kann ich nichts sagen, weil alles falsch verstanden wird heutzutage. Dementsprechend muss ich es dabei belassen, dass ich aussehe wie ein Idiot, wenn ich hier stehe und so drauf bin.“
Klopp hat sich nicht im Griff
Positiv formuliert kann man sagen: Der Dortmunder Trainer lebt seine Gefühle aus. Negativ formuliert wird daraus die Schlussfolgerung: Klopp hat sich nicht im Griff.
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Wie zuletzt beim 3:3 der Borussen gegen Eintracht Frankfurt, als er dem vierten Offiziellen auf Nasenspitzennähe die Meinung geigte und dafür zu einer Strafe von 6000 Euro verurteilt wurde. Es war nicht das erste Mal, dass Klopp auf diese Art auffällig wurde.
Was steckt dahinter? Der Erfolgsdruck, unter dem Trainer stehen? Eigentlich nicht nötig, denn Klopp hat den BVB mit den Meister- und Pokaltiteln ganz nach oben auf den Berg geführt, aber von dort oben sieht man sehr gut, wie tief die Täler sind. In der Bundesliga liegt der Meister neun Punkte hinter Spitzenreiter Bayern. Und läuft etwas nicht nach seinem Willen, kann Klopp leicht explodieren.
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Genauso funktioniert es bei ihm andersrum. In der Champions League läuft es glänzend für den BVB. Und auf dieser zweiten Bühne sprühte Klopp nach dem 1:1 von Manchester vor Charme und Humor. Noch ein Schwätzchen auf Englisch? No problem! Am nächsten Morgen auf dem Flughafen von Manchester dann ein Kuss für seine Frau Ulla, die mit nach England gereist war, und ein Lächeln für alle anderen. Ist der Erfolg da, ist bei Klopp ebenfalls alles gut.
Klopp versteht die Medien
Dabei gibt es im Verein selbst bisher keinen Druck für den Trainer. Der komplette BVB-Tross, vom Vorstand bis zum Zeugwart, steht hinter Klopp. Auf mehrtägigen Reisen wie der nach Manchester lässt sich die unumstrittene Position des Coaches fast mit Händen greifen. Allerdings fehlt dadurch auch ein Korrektiv.
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Klopp versteht es zudem großartig, auf der Klaviatur der Medien zu spielen. In seiner Zeit als ZDF-Experte hat er den Umgang mit Kameras gelernt. Seine Außenwirkung auf Millionen Fans vor den Fernsehern ist daher phänomenal.
Er ist auch kein guter Mime zum bösen Spiel. Die Ehrlichkeit zeichnet ihn eigentlich aus, doch zuweilen definiert Klopp den Begriff „böses Spiel“ sehr eigenwillig. Ein Beispiel aus Hannover: Die Verletzungen seiner drei Spieler Jakub Blaszczykowski, Mats Hummels und Sven Bender hatten nichts mit einer harten Spielweise des Gegners zu tun. Es war eine Verkettung unglücklicher Zustände. Dennoch streckte Klopp seinem Kollegen Mirko Slomka wütend eine Hand mit drei aufgerichteten Fingern entgegen und wiegelte später ab: „Wir haben uns die Hand gegeben.“
Dazu sprach erneut sein Gesicht, ohne zu reden. Es sagte dieses Mal: „Wer jetzt noch nachfragt, der wird Ärger kriegen.“
Keine weiteren Fragen mehr.