Dortmund. . Borussia Dortmund fertigte am Samstag Borussia Mönchengladbach mit 5:0 ab. Jeder Treffer ist etwas Besonderes - drei sind Kunstwerke, einer eine Rarität und einer eine Widmung. Am Mittwoch tritt der BVB in der Champions League beim englischen Meister Manchester City an.

Borussia Dortmund wird mit Rückenwind zum Champions-League-Spiel nach Manchester fliegen – egal, wie das Wetter am Dienstag sein wird. Die Rucksäcke, die die Gladbacher mit sich rumschleppen, sind hingegen nicht mehr nur mit Wackersteinen beladen, es verbirgt sich ein ganzer Gebirgszug darin; ein Massiv pro Mann. Fünf zu Null! Die eine Borussia hat die andere regelrecht vermöbelt. Es ist ein Spiel, das nachhallt. Und ein Ergebnis, das nachwirkt.

„Das ist eine große Enttäuschung. Eine Klatsche. Nach dem 1:0 haben wir einfach vergessen, ruhig weiter zu spielen“, brachte Gladbachs Trainer Lucien Favre das ganze Ausmaß dieser Niederlage auf den Punkt. Jürgen Klopp musste da schon etwas weiter ausholen: „Die letzten beiden Spiele“, begann Dortmunds Trainer, „hatten die Leichtigkeit etwas verschwinden lassen. Wir mussten uns gegen einen fußballerisch guten Gegner in dieses Spiel reinkämpfen. Das war unangenehm.“

Insgesamt 30 Minuten spielte Gladbach gut

Und es hätte durchaus noch unangenehmer werden können. Dann nämlich, wenn Mike Hanke nach nur 137 Sekunden und einem verunglückten Rettungsversuch von Jakub Blaszczykowski nicht an Roman Weidenfeller gescheitert wäre. 30 Minuten lang haben die Gladbacher insgesamt richtig gut gespielt. Sie haben hoch und aggressiv verteidigt. Ehe sie dann überhaupt nicht mehr verteidigt haben.

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30 Minuten lang wiederum fehlte es dem BVB an der angesprochenen Leichtigkeit – und an Geschlossenheit. Zweimal binnen vier Minuten konnte ein Schauspiel beobachtet werden, das es so nicht oft zu sehen gibt, wenn die Dortmunder Fußball spielen: Der BVB gewinnt einen Ball, spielt diesen schnell nach vorne – doch während sich der eigene Mann schon wieder an der gegnerischen Torauslinie um eine Chance bemüht, befinden sich noch fünf Mitspieler in der eigenen Hälfte. So gesehen in den Minuten 27 und 31.

Doch dann ändert eine Situation das ganze Spiel. Plötzlich tut sich ein Raum auf, den man erst einmal erahnen muss. Marco Reus sieht ihn, er nutzt ihn; in diesem Moment trifft ausgefeilte Technik atemberaubendes Tempo – und im nächsten trifft Reus ins Tor. 1:0. In seiner Entstehung ein Kunstwerk. Und die Macht des Tores entfaltet sich. Greift um sich. Packt sich jeden einzelnen Dortmunder. „Mit dem 1:0 kam die Sicherheit zurück“, wird Mats Hummels später sagen. Fortan treten die Gastgeber als kompakte Einheit auf, verschieben lückenlos. Neven Subotic köpft das 2:0. Kurz vor der Pause. Das ist gut. Es ist sein erster Treffer seit dem 27. November 2010. Er wirkt befreiend. Für ihn und für die Mannschaft.

Die nimmt in Durchgang zwei die Gestalt einer Lawine an. Angriff auf Angriff rollt auf das Gladbacher Tor. Als Mario Götze und Marco Reus, die Triebfedern dieser Angriffswellen, längst verschnaufen und Kraft für Manchester tanken können, treiben Ilkay Gündogan und Jakub Blaszczykowski das Ergebnis in die Höhe. Der Deutsch-Türke widmet sein Tor dem verunglückten Kollegen Boris Vukcevic, der Pole kreiert ein zweites Kunstwerk.

Eine bedeutende Achse

Das Kunstwerk des Abends hatte zuvor schon Marco Reus vollbracht. Aus unmöglichem Winkel hatte er den Ball in selbigen gejagt. Physikalisch kaum möglich – und doch ermöglicht. Der vor dem Spiel so stille Rückkehrer hatte zum zweiten Mal mächtig auf die Pauke gehauen. Es war sein vierter Treffer, nie hatte er nach sechs Runden so oft getroffen.

„Marco ist eben ein Superspieler mit einer genialen Schusstechnik“, teilte Mitspieler Marcel Schmelzer mit, und vergaß nicht anzufügen, dass sie das auch schon vorher gewusst hätten. Lucien Favre weiß natürlich auch um die Vorzüge seines ehemaligen Spielers. Allein, sie nützen ihm nichts mehr. Reus ist weg. Ebenso Dante. Genau wie Neustädter. Es scheint, als sei diese Achse noch viel bedeutender gewesen, als man es wahr haben möchte.

„Wir“, sagt Favre jedenfalls, „haben manchmal gespielt wie Junioren. Es gibt nur eine Lösung: Arbeiten, arbeiten, ar­beiten.“ Es ist ein Riesenberg, den es abzuarbeiten gilt. In Dortmund wiederum fliegen die Träume schon wieder hoch.