Frankfurt. . Takashi Inui, der in der vergangenen Saison noch für den VfL Bochum spielte, ist die Entdeckung beim sensationell gestarteten Bundesliga-Aufsteiger Frankfurt. Seine Zaubertore erinnern an jene Leichtigkeit, mit der Shinji Kagawa hierzulande die Herzen eroberte.
Es ist sicher nicht verkehrt, dass sich Takashi Inui eine Bleibe im Frankfurter Westhafen gesucht hat. Ein wachsendes, nicht ganz billiges, aber sehr modernes und zentrumsnahes Viertel direkt am Flussufer. Und ein Anlaufpunkt für internationales Publikum der Bankenstadt, was nicht schaden kann, wenn einer weder Deutsch noch Englisch spricht. Der japanische Fußballer der Frankfurter Eintracht, die nach vier Spieltagen mit vier Siegen die Liga im Sturm erobert, hat es von hier aus nicht weit in die vielen Sushi-Bars, er hat sich mit der japanischen Weltmeisterin Saki Kumagai vom 1. FFC Frankfurt getroffen – und überhaupt scheint da einer gerade aufzublühen.
Der Höhenflug des Aufsteigers vor dem Heimspiel am Dienstag gegen Borussia Dortmund (20 Uhr/live im DerWesten-Ticker) manifestiert sich an dem Mann, der in der vergangenen Saison noch beim VfL Bochum spielte und dann für 1,2 Millionen an den Main transferiert wurde, weil ihn Armin Veh unbedingt wollte. „Ich hatte schon einige Weltklassespieler“, sagt der Eintracht-Trainer, „aber was Inui bei der Ballannahme und bei der Weiterverarbeitung kann, habe ich noch bei keinem gesehen.“
Regelmäßiger Kontakt mit Kagawa
Tatsächlich erinnerten Inuis Zaubertore gegen Hamburg und Nürnberg an jene Leichtigkeit, mit der Shinji Kagawa hierzulande die Herzen eroberte. Es entbehrt nun vor dem Duell mit Dortmund nicht einer gewissen Pikanterie, dass der Tempo-Dribbler mit dem vom BVB zu Manchester United gewechselten Landsmann noch regelmäßig telefonischen Kontakt hält. „Ich will genauso hart arbeiten wie Shinji Kagawa, ich will auch so spielen“, sagt der 24-Jährige. Und dann ist ja auch noch der Nürnberger Hiroshi Kiyotake, der 22-Jährige ist sein bester Freund. Alle drei entstammen dem Vereine Cerezo Osaka, der sich offenbar darauf spezialisiert hat, filigrane Feingeister auszubilden.
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„Junge Talente sind so etwas wie unsere Visitenkarte“, sagt der brasilianische Trainer Levir Culpi von Cerezo Osaka. „Den Weg von Kagawa nehmen sich japanische Spieler zum Vorbild“, erklärt der Spielerberater Thomas Kroth, der eine Art Generalvertreter für die J-League abgibt und fast alle Deals abwickelt. Japan-Kenner wie Guido Buchwald oder Pierre Littbarski preisen seit längerem die exzellente fußballerische Ausbildung im Fernen Osten, wo großer Wert auf Spielintelligenz oder Beidfüßigkeit gelegt wird.
Japan ist ein hochinteressanter Markt
„Der japanische Markt ist hochinteressant geworden“, bestätigt Martin Bader. Der Sportvorstand des 1. FC Nürnberg kann detailliert darlegen, warum bald vermehrt Asiaten und weniger Südamerikaner in die Bundesliga drängen: „Weil gerade in Brasilien die Besitzverhältnisse immer unklarer und die Talente immer teurer geworden sind.“ Auch an Inui war der Club einst interessiert, doch wegen der Reaktorkatastrophe in Fukushima habe sein Scout Christian Möckel damals nicht nach Japan fliegen wollen, sagt Bader, weshalb zunächst der VfL Bochum den Zuschlag bekam.
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Mit Verzögerung gelangte der 1,71 Meter kleine und 59 Kilo leichte Irrwisch nun in die Bundesliga. Veh bemerkte bei den Spielbeobachtungen in der vergangenen Zweitliga-Saison sehr schnell, dass es sich bei Inui um ein „Juwel“ handelt, obwohl dessen Ex-Trainer Friedhelm Funkel häufiger dessen Ballverluste angeprangert hatte. Bei Veh jedoch darf der junge Familienvater – Sohnemann Koki ist zwei Jahre alt – seinen Spieltrieb voll ausleben. Der offensive Spielstil kommt ihm dabei zugute.
Die Sprachbarriere
In Frankfurt vermochten weder Naohiro Takahara noch Junichi Inamoto so schnell so viele Sympathien zu vereinen wie Takashi Inui, so dass Vorstands-Chef Heribert Bruchhagen bereits in Sorge ist: „Wir sollten ihn nicht überfrachten.“ Doch die Gefahr besteht eigentlich nicht: Der Spieler, um den sich ein Dolmetscher kümmert, registriert die vielen Lobeshymnen um ihn herum gerade gar nicht alle. Oder zumindest spricht er nicht darüber. „Ich bin mit ihm auf einem Zimmer“, sagt Kollege Sebastian Rode, „aber so viel geredet wird da nicht.“