Frankfurt. Auf den Rängen der Arena im Frankfurter Stadtwald ist beim 3:2 gegen den Hamburger SV vom Europapokal gesungen worden. Der Spielplan fügt sich so, dass am Freitag die Überraschungsmannschaften aus Nürnberg und Frankfurt aufeinandertreffen.
Man muss die Feste feiern, wenn der Trainer nichts dagegen hat. Armin Veh hat keinerlei Einspruch erhoben, als am Sonntagabend ein Tablett frisch gezapfter Biere in die Umkleidekabine balanciert wurde. So viel Schlagseite würden seine Spieler schon nicht bekommen, zudem hatte der Fußballlehrer von Eintracht Frankfurt für den Montag frei gegeben. „Warum soll ich etwas bremsen? Wir müssen das auskosten“, hat der 51-Jährige gesagt. Er hält seine Team nicht für verdächtig, sich wegen des dritten Sieges im dritten Spiel – diesmal ein turbulentes 3:2 gegen den Hamburger SV – tumb zu berauschen. „Wir wissen das einzuordnen, die neun Punkte sind immens wichtig – gegen den Abstieg.“
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Doch auf den Rängen der Arena im Frankfurter Stadtwald ist vom Europapokal gesungen worden, und es gibt nicht wenige, die proben bereits die Spitzenreiter-Chöre. Denn der Spielplan fügt sich so, dass am Freitag die Überraschungsmannschaften aus Nürnberg und Frankfurt aufeinandertreffen – schon mit einem Remis würde der Aufsteiger tatsächlich zumindest für einen Tag die Tabellenspitze erklimmen. Das Hochgefühl ist allerorten in der Bankenmetropole mit Händen zu greifen.
Rivale des FC Bayern in den 90er Jahren
Der erfolgreichste Start seit 46 Jahren befeuert zwangsläufig Reminiszenzen an die glorreichen 90er Jahre, als die Eintracht sich als ernsthafter Rivale des FC Bayern erwies. Damals wie heute war die offensive Ausrichtung mit Risiken und Nebenwirkungen gewollt. „Wir werden auch mal 3:4 verlieren“, sagt Veh, „umso wichtiger bei dieser Spielphilosophie, dass wir am Anfang die richtigen Ergebnisse bringen.“ Sich vor dem eigenen Tor zu verbarrikadieren, insistiert der gebürtige Augsburger, verbiete sich. In Frankfurt, wo sich die Anhänger gern an den mit Anthony Yeboah, Uwe Bein und Andreas Möller 1992 verpassten Titel erinnern, hört man das gerne.
Ansprechendes spielerisches Rüstzeug gilt tatsächlich als erstes Auswahlkriterium. Mit Takashi Inui, Olivier Occean und Stefan Aigner trafen drei von fünf in die Startelf berufenen Neuzugängen. „Wir haben uns die Juwelen aus der zweiten Liga ausgesucht, ich habe diese Spielklasse ja ein Jahr lang richtig gut kennengelernt“, erklärt Veh mit einem Grinsen.
Herkulesaufgabe für Bruno Hübner
Mit ihrer Technik und Wendigkeit (Inui), Wucht und Entschlossenheit (Occean), Dynamik und Schnelligkeit (Aigner) erobern sie die neue Umgebung gerade im Sturm. Und dann ist da ja auch noch Sebastian Rode (21), vielleicht einer der größten Rohdiamanten des deutschen Fußballs. Den U-21-Nationalspieler, der jeden Zweikampf angeht, als sei es der letzte seiner Karriere, langfristig binden zu können, dürfte eine Herkulesaufgabe für Sportdirektor Bruno Hübner werden.
Fest steht aber: Die Umstrukturierungen im Mannschaftkader haben nach dem Abstieg 2011 doppelt gut getan. Das Zweitligajahr hat zwar rund zehn Millionen Euro an Eigenkapital aufgefressen, doch mit Investitionen von 7,4 Millionen in neue Kräfte ist es sofort gelungen, neue Werte zu schaffen. Linksverteidiger Bastian Oczipka (23), für eine halbe Million aus Leverkusen geholt, trumpft jedenfalls so eindrucksvoll auf, dass Veh ihn schon jetzt für die Nationalmannschaft ins Spiel bringt. Überhaupt bereite ihm die Perspektive helle Freude: „Wir haben eine Mannschaft, die etwas erreichen kann, was man vielleicht gar nicht glaubt.“ Auch Hübner ist gefragt worden, wohin der Weg führt. Seine Antwort: „Weiß ich auch nicht – vielleicht zum Bier.“