Dortmund. . Der amtierende Meister Borussia Dortmund schlägt Bayer Leverkusen mit 3:0 und verschafft sich Selbstvertrauen für die Champions League - da ist am Dienstag Ajax Amsterdam zu Gast.
Als endlich, endlich die Heimreise angetreten werden durfte, stand fest: Die Abteilung Katastrophenschutz funktioniert bei Bayer. Schließlich hätte auch alles schlimmer kommen können bei diesen brandgefährlichen Dortmunder Borussen. 0:4. 0:5. 0:6. Auf der Klatschenskala ist doch nach oben hin immer alles möglich. Leverkusens (Werks-)Mannschaft bemühte sich aber konsequent darum, nur 0:3 zu verlieren. Dass sie dabei auch nach dem 0:2-Rückstand, der sich recht frühzeitig ergeben hatte, auf den Einsatz des Kollegen Offensivgeist verzichtete, brachte ihr allerdings Kritik ein. Offensichtlich war die Vorgehensweise nicht abgestimmt. Offensichtlich wollte ein Rudi Völler tatsächlich gewinnen.
Oder zumindest keinen Auftritt im Katastrophenschützer-Stil erleben. „Man kann hier verlieren, aber dann bitte nach einem offenen Schlagabtausch“, grießgramte der Sportdirektor deshalb und sorgte in seiner Paraderolle des Rudi in Rage für weitere Schäden kollateraler Natur. Sky-Reporter Marcel Reif, der sich erlaubt hatte, eine Szene mit dem Satz zu kommentieren: „Jetzt müssen sie den Ball ins Aus spielen, das werden die Leverkusener ja wohl noch können“, bekam eine Breitseite ab: „Was der sagt, geht mir am Arsch vorbei.“ Aber auch Jürgen Klopp geriet völlig unbeabsichtigt in die Schusslinie.
War der BVB so stark oder Bayer so schwach?
Der BVB-Trainer fand nämlich, man habe „ein extrem gutes Spiel gemacht“: „Das ist der Fußball, den wir spielen wollen und auch müssen, wenn wir erfolgreich bleiben wollen.“ Weil die Schwarzgelben jedoch in der Völler-Interpretation des Geschehens von Bayers Zahnlosigkeit profitierten, ergab sich ein Problem. Was war das insgesamt für ein Spiel? Eines, in dem die Borussia von Anfang an so hart zugegriffen hat, dass der Gegner sofort eingeschüchtert war? Oder eines, bei dem der Gegner so eingeschüchtert war, dass er den harten Zugriff von Anfang an erlaubte? Oder stimmte vielleicht beides in dieser saisonübergreifend 31. niederlagenfreien Partie des BVB?
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Nur noch fünfmal muss der Klub ohne Misserfolg aus einer Begegnung hervorgehen, dann ist der Rekord des Hamburger SV aus den frühen Achtzigern eingestellt. Wichtiger als die Statistik ist aber natürlich: Wie läuft’s derzeit? Und bis zur 29. Minute, bis zu der Minute, in der Mats Hummels nach einem Eckball von Marcel Schmelzer per Kopf das 1:0 erzielte, war das Leverkusener Konstrukt unter dem Druck der strukturiert, aber wenig aggressiv vorgetragenen BVB-Angriffe nicht zusammengebrochen. Dass Klopp sich darüber freute, dass „nach gefühlt 40 Jahren“ wieder ein Treffer nach einer Standardsituation fiel, war verständlich. Es versperrte jedoch ein wenig den Blick auf die Entstehung. Neven Subotic hatte einen Ball planlos nach vorn geschlagen. Es wurde herumgezockt. Michal Kadlec fiel das Spielgerät auf den Hinterkopf. Aus. Ecke. Tor. Das 2:0 durch Jakub Blaszczykowski und das 3:0 durch Robert Lewandowski markierten die Partie des BVB dann aber mit dem Extrem-gut-Stempel. Beteiligt haben sich an der Qualitätsproduktion alle. Hervorgehoben hat Klopp einzig Linksverteidiger Schmelzer, der einiges Leid im Kreise der Nationalmannschaft ertragen musste: „Ich denke, Marcel hat eine relativ gute Antwort auf dem Platz gegeben, wenn nicht eine überragende.“
Götze zeigte aufsteigende Form
Der Marcel-Kollege Mario Götze dagegen hatte im Ensemble von Bundestrainer Joachim Löw einfach die Chance erhalten, Spielpraxis zu sammeln. Und er knüpfte in der Begegnung mit den Leverkusenern auch einfach an die Leistung an, die er in der Nationalelf gegen die Färöer und kurz gegen die Österreicher gebracht hatte. Nicht in außerordentlicher Form präsentierte sich Götze, aber in einer Form, die das Außerordentliche, das in ihm steckt, schon wieder andeutete.
Das versüßt die Qual der Wahl weiter bei diesem BVB, der mit sieben Zählern nach drei Spielen besser in die Saison gestartet ist als in den beiden Runden, nach denen zuletzt der Titel gefeiert werden konnte. Marco Reus, der eine Stunde lang zugunsten Götzes einen Bankplatz wärmen musste, erklärte hinterher, es sei nie schön, nicht von Beginn an mitmachen zu dürfen. Doch „Mario braucht die Spiele“. Und „wir wissen, dass wir noch viele englische Wochen haben“. Am Dienstag schon liegt die erste Partie in der Champions League an, daheim gegen Ajax Amsterdam. Klopp findet, man strebe dieser nun „selbstbewusster“ entgegen, „als wenn wir ein 0:3 gekriegt hätten“.