Barsinghausen. . Bei der EM blieb Dortmunds Marcel Schmelzer nur die Reservistenrolle, für das erste WM-Qualifikationsspiel am Freitag vertraut Bundestrainer Löw ihm nun die Position des linken Außenverteidigers an. Im Interview sprach Schmelzer über seine Rolle in der Nationalelf, Druck und ein Ausbildungsproblem im Fußball.
Bei der EM war er dabei, aber nicht mittendrin. Vor der ersten WM-Qualifikationspartie am Freitag in Hannover gegen die Färöer (20.45 Uhr live im DerWesten-Ticker) aber hat Bundestrainer Joachim Löw angekündigt, dass er Marcel Schmelzer nun eine Position anvertrauen will, die in der Nationalmannschaft immer dann Sorgen bereitete, wenn sie nicht von Kapitän Philipp Lahm ausgefüllt wurde. Die Position des Linksverteidigers. Deshalb erscheint der Dortmunder Borusse fröhlich zum Interview auf der Terrasse des Sporthotels in Barsinghausen.
Herr Schmelzer, sind Sie nicht etwas sauer auf den Bundestrainer?
Marcel Schmelzer: Nein, warum?
Weil Joachim Löw nicht während der EM auf die Idee gekommen ist, Philipp Lahm Rechtsverteidiger spielen zu lassen.
Schmelzer: Also, sauer bin ich darüber natürlich überhaupt nicht. Er hat es jetzt entschieden. Dadurch habe ich die Chance, links zu spielen. Und das freut mich sehr.
Joachim Löw hat gesagt, Sie hätten gelernt bei der EM. Was war Ihr Lernstoff?
Schmelzer: Ich denke, es reicht schon, allein mit diesen Spielern zusammen zu sein. Mesut Özil. Miroslav Klose. Oder auch Philipp Lahm. Man kann sich die eine oder andere Sache abgucken.
Die eine oder andere Sache? Meinen Sie auch Haltungen, das Auftreten?
Schmelzer: Haltungen und Auftreten gucke ich mir nicht ab. Es geht schon darum, wie man sich in Spielsituationen verhält.
Haben Sie eigentlich ein Vereinsgefühl und ein Nationalelfgefühl?
Schmelzer: Schwierige Frage. Natürlich ist der BVB für mich etwas anderes als die Nationalmannschaft. Er ist sozusagen das tägliche Brot. Bei der Nationalmannschaft habe ich mich aber – auch durch die EM – immer besser eingefunden.
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Linksverteidiger ist in Deutschland doch eine komfortable Rolle, oder? Die Konkurrenz ist übersichtlich.
Schmelzer: Das stimmt schon. Aber man muss sehen, dass die Linksverteidiger auch immer wahnsinnig unter Druck gesetzt wurden. Sogar, bevor sie überhaupt gespielt haben. Jedes Mal, wenn ein neuer Spieler auf dieser Position auftauchen sollte, hieß es sofort: Ah, das ist die Lösung für die nächsten fünf, sechs Jahre! Ich denke, der Druck war immer groß, auch der Druck, der auf mir lastete. Der Fokus war 90 Minuten lang auf unsere Leistungen gerichtet, auf das, was wir aus dieser Position gemacht haben. Aber ich sehe das nicht mehr ganz so dramatisch wie am Anfang.
Macht Sie das stärker? Dass Sie robuster geworden sind?
Schmelzer: Ja. Ich denke, dass jeder Spieler, wenn er am Anfang dabei ist, alles über sich liest, und dass ihn das dann schon mitnehmen und auch in ein Tief führen kann. Aber jeder wächst auch an den Reaktionen. Und vielleicht liest man irgendwann auch nicht mehr alles…
Sie müssen es wissen: Woran liegt es, dass es so wenige Linksverteidiger gibt? Ein Ausbildungsproblem?
Schmelzer: Ich glaube, dass es einfach zu wenige Linksfüße gibt. Und Spieler wie Marco Reus, Mario Götze, Mesut Özil sind doch auch immer mehr im Blick als die Spieler, die die Tore verhindern sollen. Deshalb wollen die meisten junge Spieler offensiv spielen. Auch die Linksfüße. Ich wollte ja selbst immer offensiv spielen und bin erst nach und nach von der Linksaußenposition nach hinten gerückt.
Gegen die kleinen Färöer könnten Sie doch einen zweiten Linksaußen spielen…
Schmelzer: Das ist auch wieder so ein Problem. Dass jeder von uns nicht nur einen Sieg, sondern einen hohen Sieg erwartet. Wir müssen aber erst einmal sehr kontrolliert und sehr konzentriert auftreten und uns Chancen erarbeiten.
Eine gemeine Frage. Wie viele Spieler der Färöer können Sie namentlich nennen?
Schmelzer: Wenn Sie mir die Frage am Donnerstag noch einmal stellen, kann ich Ihnen Namen nennen. Wir haben morgen die Videoanalyse des Gegners. Und das war jetzt auch wirklich eine gemeine Frage.