Frankfurt am Main. Bundestrainer Joachim Löw setzt vor dem Start der WM-Qualifikation gegen die Färöer und in Österreich auf einen verstärkten Konkurrenzkampf. Garantien für einen Stammplatz in der Nationalmannschaft soll es nicht geben.

Die EM-Kritiken sind verdaut, der Erfolgshunger ist ungebrochen: Bundestrainer Joachim Löw lässt vor dem Auftakt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit. "Wir wollen beide Spiele gewinnen und ein Zeichen setzen", sagte der 52-Jährige vor den Duellen am Freitag (20.45 live im ZDF und DerWesten-Ticker) in Hannover mit den Färöern und am 11. September (20.30 Uhr/ live in der ARD und DerWesten-Ticker) in Wien mit Österreich.

Das ließ der DFB-Coach auch seine 22 Akteure wissen, die im Laufe des Montags in der Sportschule Barsinghausen zur Vorbereitung auf das erste Pflichtspiel der neuen Saison eintrafen. Für Löw zählt nur der Gruppensieg. Schweden und Irland hält er für die höchsten Hürden auf dem Weg zum Zuckerhut. Aber die Ansprüche sind gestiegen - nicht zuletzt nach zehn Siegen in den zehn Begegnungen der Qualifikationsrunde für die EM in Polen und der Ukraine.

Jeder Spieler muss sich beweisen

Wieder mit "Spaß, Leidenschaft und Begeisterung" soll sein jüngstes Aufgebot, in dem 20 EM-Teilnehmer stehen, das nächste große Ziel anvisieren. Neben dem ausgemusterten Torhüter Tim Wiese fehlen der verletzte Mario Gomez und Bastian Schweinsteiger, dem Löw bis zu den Quali-Spielen im Oktober noch eine Pause gönnt. Dafür wurde der Schalker Youngster Julian Draxler nominiert.

Obwohl es im Kader kaum Bewegung gab, heißt das nicht, dass auch die erste Elf in Stein gemeißelt ist. "Es gibt keine Garantien und Erbhöfe in unserer Mannschaft. Wir sind weiter als vor zwei Jahren, die Konkurrenz ist größer geworden. Für alle gilt, sich zu beweisen", unterstrich Löw in einem Interview mit dem Fachmagazin kicker.

Außenverteidiger bleiben das Problem

Weiteren Konkurrenzdruck erhofft er sich unter anderem vom Leverkusener Andre Schürrle sowie den Dortmunder Shootingstars Marco Reus und Mario Götze, der nach langer Verletzungspause in der Rückrunde der vergangenen Saison bei der EM nur elf Minuten zum Einsatz kam. Reus, der "Fußballer des Jahres", schmorte beim Turnier im Juni ebenfalls überwiegend auf der Bank. Doch er habe "bei der EM gezeigt, dass er internationale Qualitäten besitzt". Ihn sieht Löw auch als Alternative für die Sturmspitze.

Eine wichtige Rolle wird vermutlich Marcel Schmelzer zukommen, denn Löw will sein Problem auf der rechten Abwehrseite mit Kapitän Philipp Lahm lösen. Die Experimente mit Lahm links und Jerome Boateng oder Benedikt Höwedes auf der anderen Seite haben sich nicht bewährt. Zudem spielt Lahm auch beim Rekordmeister seit dem Frühjahr wieder rechts auf seiner Lieblingsposition.

EM-Aus ist Vergangenheit

Insgesamt sechs Akteure des Tabellenführers aus München und fünf des Double-Gewinners BVB bilden das Gerüst des Kaders. Aber von Anzeichen für den einen oder anderen Block will Löw nichts wissen. "Grundsätzlich bin ich nicht auf eine Blockbildung aus. Ich stelle die Qualität des einzelnen Spielers immer vor eine Blockbildung", sagte Löw dem SID.

Frühzeitige Balleroberung, schnelles Umschalten in die Offensive, Ballsicherung und Konsequenz in vorderster Front, "wie das Spanien und Barcelona hervorragend beherrschen", sollen das deutsche Spiel in Zukunft verstärkt prägen. Das waren zugleich die wichtigsten Erkenntnisse aus der EM-Analyse. Doch das enttäuschende Halbfinal-Aus gegen Italien ist für Löw Vergangenheit. "Es ist genug geredet worden, jetzt wollen wir zeigen, wozu wir imstande sind", sagte der DFB-Chefcoach entschlossen. Und damit will die DFB-Auswahl schon gegen den Fußball-Zwerg Färöer am Freitag beginnen. (sid)