Bad Ragaz. Koray Günter lebt im Trainingslager von Borussia Dortmund in Bad Ragaz das Leben eines Profis. Und er ist so gescheit, sich selbst Zeit zu geben. Günters Vorbild ist Mats Hummels. “Meine Vorstellung von einem Spielstil entspricht ziemlich genau dem, was er auf dem Platz zeigt“, sagt er.

Koray Günter (17) kommt gerade von einer intensiven Trainingseinheit. In 45 Minuten gibt es Essen. Danach die Mittagsruhe. Dann wieder Training. Koray Günter lebt in Bad Ragaz das Leben eines Profis. Und er ist dabei schon ziemlich professionell. Er sagt: „Ich habe noch Zeit.“

Herr Günter, wie viele Muskeln spüren Sie nach dieser?

Koray Günter: Jeden, den ich habe. Hier geht es richtig zur Sache. Man wird bis zum Maximum gefordert. Doch genau das muss ich auch immer wieder abrufen, um mich weiterzuentwickeln. Wer das nicht tut, der bleibt irgendwann auf der Stelle stehen.

Worin besteht der Unterschied zwischen A-Jugend und Profis?

Günter: Es wird härter gespielt. Aber vor allem sind es die einfachen Dinge, die nicht jedem sofort ins Auge fallen. Es sind viele Kleinigkeiten, die in der Summe aber große Wirkung haben.

Heißt: Wenn so ein Lewandowski plötzlich vor einem auftaucht, ist das schon noch ungewohnt?

Günter: Definitiv. Er ist ein Stürmer von Weltformat. Das ist für einen selbst Ansporn, sich den Hintern aufzureißen. An der Motivation darf es einem Fußballer, der mal Profi werden will, sowieso nicht fehlen. Aber mit den Jungs hier trainieren zu dürfen, gibt einem einen Extraschub.

Was haben Sie in dieser Woche konkret gelernt?

Günter: Dass man auch bei extremst hohen Anforderungen kühlen Kopf bewahren muss. Und dass es wichtig ist, die Konzentration auch in der 90. Minute hoch zu halten, obwohl es normal wäre, wenn sie nach hoher Belastung sinkt.

Jugend, Amateure, Profis: Wo sehen Sie Ihre Perspektiven?

Günter: Ich konzentriere mich erst mal nur auf den Moment. Noch bin ich ja nirgendwo angekommen; nicht im Profifußball, nicht mal so richtig im Seniorenbereich.

Innenverteidiger werden nicht allzu häufig gewechselt.

Günter: Meine Konkurrenz ist stark. Aber damit habe ich kein Problem. Es spornt mich nur an. Ich bin froh, dass ich mit Leuten wie Tele, Mats und Neven trainieren darf. Von denen kann ich mir was abschauen. Ich werde auf meine Chance warten.

Sind Sie grundsätzlich ein geduldiger Mensch?

Günter: Würde ich sagen, ja. Deshalb mach ich mir auch gar keinen Druck. Ich bin erst 17. Ich muss nicht von heute auf morgen in der Mannschaft sein oder im Kader oder sonst irgendwo. Ich sehe die Sache langfristig. Ich habe noch ein paar Jährchen Zeit, bis ich vielleicht oben bin.

Haben junge Spieler heutzutage noch Vorbilder?

Günter: Vor fünf, sechs Jahren, als ich noch Stürmer war, hingen Poster von Beckham an meiner Wand. Und von Ronaldo. Heute habe ich Leute, an denen ich mir gerne ein Beispiel nehmen möchte. Ein Paradebeispiel ist natürlich Mario Götze. Aber daran möchte ich mich überhaupt nicht messen. Ich sage nur, dass das ein Paradebeispiel ist.

An welchem Verteidiger wollen Sie sich ein Beispiel nehmen?

Günter: Ich würde sagen, dass ich vielleicht eines Tages mal so spielen wollen würde wie der Mats. Meine Vorstellung von einem Spielstil entspricht ziemlich genau dem, was er auf dem Platz zeigt.